Amp-Sound fürs Pedalboard?

Test: Strymon Iridium

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Strymon Iridium(Bild: Dieter Stork)

Strymon baut nun also einen Pedalboard-tauglichen Ampmodeler. Und so viel sei vorweggenommen: Einen verdammt guten!

Irgendwann musste es ja so kommen: Ampmodeling von Strymon. Falls du dich nun fragst warum: Die Strymon-Gründer hatten zuvor eine Firma namens Damage Control, welche in erster Linie bekannt und vielgelobt für ihre Preamp-Pedale, wie den Womanizer oder Demonizer, waren. Und davor? Da waren Gregg und Lucian für Line6 tätig. Und die wiederum bildeten ja viele Jahre die Speerspitze des Modelings. Das Iridium ist also in gewisser Weise der logische nächste Schritt.

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HARDWARE & ANSCHLÜSSE

Gut verpackt und mit Netzteil und Anleitung in englischer Sprache kommt das Iridium daher. Bei Bedarf kann auf der Homepage eine ausführliche, 49-seitige Anleitung (ebenfalls auf Englisch) heruntergeladen werden. Strymon-typisch haben wir es mit einem robusten Alu-Gehäuse zu tun, welches sich in Sachen Verarbeitung keinerlei Makel zuschulden kommen lässt. Hier wackelt nichts. Alle Potis lassen sich sehr angenehm drehen und die Mini-Switches haben einen perfekten Widerstand.

Auf der Stirnseite finden sich die meisten Anschlüsse. Hier kann das beigefügte Netzteil, aber auch jedes andere mit den bekannten 9V, angeschlossen werden. Und wenn es einen Schwachpunkt beim Strymon gibt, dann ist es das beigelegte Netzteil. Objektiv macht es keinerlei Probleme; es wirkt nur einfach im Vergleich zur restlichen Anmutung etwas „billig“.

Haben wir das Iridium erst mal mit Strom versorgt, steckt man seine Gitarre in den Input und verbindet das Pedal mittels der Out L/R Buchsen mit einer Endstufe oder Vergleichbarem. Neben diesen Anschlüssen gibt es noch eine Exp/MIDI Buchse, mittels derer man entweder ein Expression Pedal anschließen kann, welches dann als Volume-Pedal agiert, oder gleich von der umfänglichen MIDI-Implementierung profitiert. Hier können der Strymon Mini-Switch und Multiswitch Plus verwendet werden.

Über Letzteren hätte man dann Zugriff auf drei Presets. Reicht dir nicht? Dann schließ doch einfach mittels Adapter dein MIDI-Board an und nutze 300 Presets! Über einen kleinen Switch kann man das Audio Routing bestimmen. Hier wählt man, ob das Input Signal Mono oder Stereo ist. Entscheidet man sich für Letzteres, so kann das Signal wahlweise in Stereo oder summiert in Mono ausgegeben werden.

Über den USB-Anschluss kann das Iridium mit der Strymon-Impulse-Manager-Software verbunden werden. Auf der Vorderseite gibt es noch ein Miniklinke-Anschluss für einen Kopfhörer.

Auf der Front finden sich alle wichtigen Regler, die ein Amp haben sollte: Drive, Level, Bass, Middle, Treble und zusätzlich hierzu noch Room. Mittels zweier Mini-Switches kann man nun zwischen drei verschiedenen Amps, mit jeweils drei Boxensimulationen wählen, es stehen einem also von Haus aus neun Sounds zur Verfügung.

Hat man erst mal seinen Lieblings-Sound gefunden, so speichert man diesen einfach durch Gedrückthalten des „Fav“-Switches ab und kann ihn nun jederzeit wieder aufrufen. Der rechte Fußschalter schaltet das Iridium ein und aus. Man hat also immer zwei Sounds im Zugriff ohne sich bücken zu müssen.

Strymon Iridium(Bild: Dieter Stork)

STRYMON IMPULSE MANAGER

Schließt man das Iridium an den PC an, so kann man mittels Strymon Impulse Manager einen Blick hinter die Impulsantwort-Kulissen erhaschen. Nun sieht man, dass es gar nicht nur eine IR pro Preset ist, sondern sich durchaus unterschiedliche für Links und Rechts belegen lassen. Und wenn einem ein Factory-Setting nicht gefällt, so wirft man einfach eine andere Impulsantwort in den Slot. Die Software bietet ein hilfreiches Mini-Tutorial und ist optisch ansprechend und klar strukturiert gestaltet.

Neben den – teils gratis – im Internet verfügbaren Impulsantworten listet Strymon auf der Homepage auch einige Partner wie Ownhammer oder Celestion, aber auch Bekannte aus dem deutschsprachigen Raum: cabIR.eu und Valhallir.at. Letztere bieten für Besitzer des Iridium sogar eines ihrer V2-Packs gratis an. Coole Sache.

BEDIENUNG UND SOUNDS

Die Bedienung könnte einfacher nicht sein. Eigentlich funktioniert es wie bei einem echten Amp: Du wählst deinen Lieblingsverstärker (Fender, Vox oder Marshall) aus und testest dann noch schnell, welche der jeweils drei Boxen am besten zu deinem Sound passen. Danach kannst du mittels EQ und Drive Feineinstellungen vornehmen. Eine sehr sinnvolle Bereicherung stellt das Room-Poti dar. Hierüber kann man einen mehr oder minder dezenten Raumanteil in den Sound mischen. Für einige Applikationen dürfte dies ein eigenes Reverb-Pedal sogar überflüssig machen.

Aus den modellierten Amps macht Strymon kein Geheimnis, und so steigen wir mit dem „Round“-Setting in die Fender (Deluxe Reverb)-Welt ein. Hier ist das dritte Cab standardmäßig mit einer Vibrolux-2×10-IR von CabIR vorbelegt und klingt großartig.

Ehrlich gesagt fällt es mir hier bei allen Amps schwer, mich für die eine „beste“ IR zu entscheiden, die Vorauswahl ist durch die neun Speicherplätze zwar reduziert, aber einfach enorm gut getroffen. Es klingt so richtig schön nach Fender, mit einer perfekten Mischung aus Sparkle und Wärme. Der EQ klingt schon in Mittelstellung wunderbar, befähigt einen aber bei Bedarf zu deutlichen Eingriffen in den Sound. Der Amp bleibt sehr lange komplett clean und gerät erst gegen Ende des Drive-Regelweges in eine sehr organische, angenehme Sättigung.

Auch der Chime-Amp, eine Vox AC30 Emulation, macht seinem Namen alle Ehre. Wie bereits beim Fender, fällt mir die Cab-Wahl schwer. Tatsächlich passt auch die Mesa 4×12er von Valhallir, welche sich hinter Cab C versteckt, enorm gut zu dem Amp. Mit diesem Setting kommt das Pedal schon schneller in die Sättigung, setzt sich super durch und wird bei aufgedrehtem Drive auch so richtig schön fizzy und chimey.

Den weitesten Gain-Regelweg bietet die Marshall-Plexi-Simulation, die sich hinter dem „Punch“-Setting verbirgt. Fluchs die Marshall 8×12er von CabIR ausgewählt und abgerockt. Hier merkt man auch am besten, wie sensibel das Strymon auf das Volume-Poti der Gitarre reagiert. Einfach etwas zudrehen und schon landet man in crunchy, oder sogar cleanen Gefilden.

Strymon macht hier alles richtig und das einzige, was man ihnen eventuell vorwerfen könnte wäre, dass sie bei drei Amps aufgehört haben. Wenn ein aufgedrehter Plexi alles an Gain liefert, was du brauchst, wirst du hier zweifelsohne glücklich. Mesa, Soldano oder Diezel stecken hier aber nicht unter der Haube. Zum Glück reagiert das Strymon auch exzellent auf Booster jedweder Art.

Das Room-Poti erwies sich im Test als besonders willkommen, wenn man leise über Kopfhörer üben wollte. So war der Klang nicht ganz so direkt, sondern sehr angenehm – eben fast wie der berühmte „Amp-in-the-room“-Sound.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Strymon hat mal wieder so richtig abgeliefert. Qualität statt Quantität stand eindeutig im Vordergrund. Die Amp-Simulationen klingen allesamt hervorragend und geben sehr gut die Charakteristika ihrer jeweiligen Vorbilder wieder. Auch die Auswahl an Impulsantworten ist vortrefflich. Hier muss man sich nicht lange durch Presets wühlen, verstehen wie man fortgeschrittene Parameter verändert, oder wo man überhaupt die digitalen Regler findet. Man hat alles direkt vor Augen und findet innerhalb kürzester Zeit seinen Sound.

Persönlich hätte ich gerne noch eine Gain-Stufe mehr an Bord gehabt. Das Iridium ist etwas für alle, die den besten Sound in einer übersichtlichen Lösung möchten und gerne alles auf ihrem Pedalboard beheimaten. Auch das lautlose Üben mit dem Kopfhörer geht mittels Iridium wunderbar. Ich bin fast versucht, es nur dafür zu behalten.

PLUS

● intuitive Bedienung
● Sounds
● Cab-Simulationen

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2020)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo Herr von der Ohe,
    danke für den informativen Test. Dazu habe ich 2 Fragen:
    1. Als Bandmusiker spiele ich mit dem Gedanken, mit dem Iridium direkt in die PA zu gehen. Ist der Out dafür geeignet? Wie klingt das?
    2. Wie gut verträgt das Iridium eigentlich ein vorgeschaltetes Pedalboard? Insbesondere Zerrpedale?
    Vielen Dank für Ihre Antworten.

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hier die Antwort unseres Autors:

      Hallo Herr Saunus,
      zunächst danke für das Lob. Es freut mich, dass der Artikel Ihnen gefallen hat. Nun zu Ihren Fragen:

      1. Ja, der Out ist dafür geeignet. Er ist sogar genau dafür geschaffen. Dementsprechend ist er gebuffert und bedarf bei kurzen bis mittleren Kabelwegen auch keiner Symmetrierung. Sollten Sie doch einmal ungewollte Nebengeräusche bei langen Kabelstrecken erleben, so können Sie einfach eine D.I. Box zwischenschalten.
      Wie klingt das? Super! Dadurch dass sowohl ein Amp, als auch eine Box modelliert werden klingt es so als würden Sie einen echten Amp mikrofonieren und das Signal dann (auf Wunsch mit etwas Hall angereichert) an Ihre P.A. schicken. Die Werkspresets inklusive der Boxensimulationen haben mir hierbei durchweg gut gefallen. Aber sollten Sie einen spezielleren Sound suchen, so können Sie ja Impulsantworten von Drittanbietern in das Gerät laden und sind so sehr flexibel – nur die grundlegenden Ampcharakeristika lassen sich eben nicht so sehr verbiegen wie bei anderen Geräten.

      2. Ich habe bei meinem Test diverse Zerrer davorgehängt. Das Iridium kam mit allen sehr gut zurecht und verhielt sich hierbei wie ein echter Amp. Eine meiner Lieblingskombinationen fand ich mit einer Rat. Aber auch Tubescreamer (bei mir ein Rodenberg GAS828) und Fuzz (Fulltone Ultimate Octave Klon) klangen gut. Man kann sich das Iridium wirklich als kleinen, fertigen Amp (ohne Verstärkung natürlich) vorstellen. Je nachdem wie Sie das Pedal ins Board einbinden wollen (alles davor?) noch folgende Erkenntnis: Bei mir klangen nachgeschaltete Reverbs und Delays auch sehr gut. Der integrierte Raumhall klingt sehr gut, ist aber eben nur das: Ein Raum. Kein großer Kirchen-Effekt-Hall oder ähnliches.

      Beste Grüße,
      Florian

      Auf diesen Kommentar antworten
      1. Herzlichen Dank für die sehr profunde Antwort, wow. Das klingt ja schon mal verheißungsvoll. Darf ich Sie nochmal mit einer Frage löchern?
        Mehrkanalige Amps kranken ja häufig daran, dass der 2. Kanal viel lauter ist als der erste. Wie ist das beim Iridium: ändert sich die Lautstärke, wenn man die Amp-Modelle per Kippschalter wechselt? Zb könnte der Fender leiser sein als der Plexi. Muss ich in diesem Fall das Volumen manuell nachregeln?
        Vielen Dank und viele Grüße

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        1. Hallo Herr Saunus,
          klar, Fragen sind immer gut 🙂
          Beim Iridium ist das eigentlich genau so wie bei einem mehrkanaligen Amp mit (wirklich) getrennten Kanälen. Sie können also beispielsweise den Fender Sound in Gain und Level einstellen, diesen per Gedrückthalten des Fav-Switches speichern, dann zum Plexi Sound wechseln und alles nach Belieben einstellen. Drücken Sie nun den Fav-Switch, so springen sie zwischen dem abgespeicherten Sound und dem der aktuell durch die Potis eingestellt ist (sagen wir mal Plexi).
          Nun können Sie den Plexi in Drive und Level feintunen, bis er in der Lautstärke dem Fender entspricht.
          So hätten Sie zwei aufeinander abgestimmte Sounds die sie gut nutzen können.

          Wenn Ihre Frage mehr auf den Wechsel zwischen mehr Sounds abzielte, so würde ich das Speichern von mehr Presets (und dementsprechend das Ansteuern per MIDI) empfehlen. Bewegt man sich im reinen “What-You-See-Is-What-You-Get” Betrieb des Iridium, so kann es zwischen den Modellen durchaus zu unterschiedlichen Lautstärken kommen, die ja nicht zuletzt auch ein wenig von der ausgewählten Impulsantwort abhängen (wobei dies in den meisten Fällen normiert sein sollte).

          Beste Grüße,
          Florian

          Auf diesen Kommentar antworten
      2. Herzlichen Dank für die sehr profunde Antwort, wow. Das klingt ja schon mal verheißungsvoll.
        Darf ich Sie nochmal mit einer Frage löchern?
        Mehrkanalige Amps kranken ja häufig daran, dass der 2. Kanal viel lauter ist als der erste. Wie ist das beim Iridium: ändert sich die Lautstärke, wenn man die Amp-Modelle per Kippschalter wechselt? Zb könnte der Fender leiser sein als der Plexi. Muss ich das Volumen manuell nachregeln?
        Vielen Dank und viele Grüße

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  2. Hallo, war eigentlich digitalen Teilen gegenüber immer skeptisch. Bin aber jetzt einer “Pult” -Band beigetreten. Also musste ich mich fügen und habe das Iridium erstanden. Was da aus den PA – Boxen kommt – einfach nur Klasse.
    Habe aber trotzdem ein Problem. Ich benutze z.Z. die vorhandenen Monitore der Band. Das ist ein fürchterlicher Sound, eigentlich logisch, weil die eigentlich für den Gesang gedacht sind. Gibt es speziell für den Gitarristen
    Monitore? Ansonsten müsste ich wieder auf meine Reußenzehn – Anlage zurückgreifen.
    Mit freundlichen Grüßen, Thomas

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    1. Versuchs doch einfach mal mit dem Headrush FRFR 108 oder dessen grosser Bruder dem 112….die sind speziell auf Gitarrenanwendungen
      ausgelegt…Ich bin vom 108 voll begeistert…Klingt richtig Fett…

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      1. Danke für den Tip, werde ich ausprobieren.

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