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Guitar Guru: Teisco und Tres

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Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Teisco-Gitarre und eine kubanische Tres.

“Hallo Guitar Guru, Bei einem Freund habe ich neulich diese Gitarre an der Wand hängen sehen. Bei näherer Betrachtung fiel mir auf, dass sie zwar sechs Saiten hat, die sind aber jeweils paarweise zueinander wie bei einer zwölfsaitigen. Mein Freund wusste auch nicht so genau, um was es sich handelt, er hat das Teil mal auf einem Flohmarkt gekauft.”

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Sabine (G&B-Leserin)

Gut beobachtet: Bei dem Instrument deines Freundes handelt es sich streng genommen nicht um eine Gitarre, sondern um eine sogenannte „Tres“. Dieses Instrument stammt aus Kuba und entstand dort im 19. Jahrhundert. Es handelt sich um eine etwas kleinere Variante einer Konzertgitarre, allerdings eben mit einem grundsätzlich anderen Setup der Saiten. „Tres“ ist spanisch und heißt „drei“, weil es sich um drei Saitenpaare handelt.

Die Saiten werden dabei jeweils auf einen offenen C-Dur-Akkord gestimmt (es gibt mehrere Varianten; die Saitenpaare sind entweder unisono oder oktaviert). Für Gitarristen erfordert das, wie auch wegen des Saitenabstands der Paare, deutliches Umdenken beim Spielen einer Tres. Auch heute noch ist die Tres das vorherrschende Instrument der traditionellen kubanischen Musik, und das berühmteste Soundbeispiel wäre das Intro zu ,Chan Chan‘ vom Soundtrack des Ry-Cooder-Films „Buena Vista Social Club“.


“Hallo, könnt ihr mir etwas mehr zu dieser Teisco-Gitarre erzählen? Irgendwie sind die Infos im Netz zu der Firma widersprüchlich. Was ist sie wert?”

Thomas (G&B-Leser)

Um die Firma Teisco ranken sich tatsächlich so einige Internet-Legenden, die oft nur teilweise der Wahrheit entsprechen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen gilt Teisco als Hersteller der sogenannten „Hertiecaster“. Es handelte sich hierbei um sehr preisgünstige Gitarren, die in Deutschland hauptsächlich (aber nicht nur) im Kaufhaus Hertie zu bekommen waren und deshalb spaßhaft diesen Spitznamen erhielten. Allerdings wurden nicht alle Hertiecaster von Teisco hergestellt.

Ein weiterer Grund für die Legendenbildung ist der „Goldfoil“-Tonabnehmer. Der heißt so, weil unter dem Chrom-Pickup-Cover goldene Folie als Abdeckung sichtbar war. Ry Cooder bastelte einen auf eine seiner Strats, und der glockige, twangy Sound erfreut sich heute wieder großer Beliebtheit. Drittens wurden in den vergangenen 15 Jahren vor allem neue Gitarrenhelden wie Dan Auerbach oder Jack White mit Teisco-Gitarren gesichtet.

Das alles hat auch den Preis für diese alten Teile in die Höhe getrieben. Teisco wurde 1948 in Japan gegründet und produzierte bis 1967 Gitarren, aber auch Keyboards, Verstärker und sogar Schlagzeuge. Einige der bekanntesten Modelle der ersten Hochphase der japanischen Gitarrenproduktion in den mittleren 1960er-Jahren stammten von Teisco.

Doch bereits 1966 brachen die Umsätze mit den eher auf Surf-Musik ausgelegten Modellen ein, und Teisco ging bankrott; das Unternehmen und der Brand wurde von Kawai, einem anderen großen japanischen Hersteller, aufgekauft. Deshalb dürften die meisten der Teisco-zugeordneten „Hertiecaster“ eigentlich eher von Kawai und Sakai produzierte Gitarren sein.

Bei deinem Modell handelt es sich um eine „echte“ Teisco, und zwar das Modell „EP 8T“. Dieses komplett hohle Instrument sieht nur äußerlich einer Gibson ES-335 ähnlich, ist aber kleiner – und auch sonst stimmt nichts überein. Bei den Pickups handelt es sich um Varianten der berühmten Goldfoils. Diese Gitarren werden heute, in gutem Zustand, so um die € 400 gehandelt.

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2020)

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