Klassische Form, cooles Outfit, 24 Bünde, kraftvolle EMG-Humbucker, traditionelle Schaltung, problemlose Handhabung: Das ist kein schlechtes Paket, was Ibanez hier für den jungen Spieler mit Ambitionen gepackt hat.
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Zum günstigen Preis gibt es in der Artist-Reihe bemerkenswert funktionstüchtige Gitarren aus chinesischer Produktion. Geliefert wird mit Gigbag und Gurt – ein Standard beim deutschen Ibanez-Vertrieb.
Konstruktion der Ibanez ARZ 700 / BK
Das Modell ARZ700/BK ist auf der soliden Grundlage eines massiven Korpus aus Mahagoni gebaut, in den ein Hals aus ebensolchem Material in Höhe des 18. Bundes eingeleimt wurde. Im gänzlich unverzierten Griffbrett aus Palisander mit maßvoll flachem 12″ Radius sitzen 24 mittelstarke Jumbobünde, klaglos sauber abgerichtet. Nun gut, das Binding kann wohl auch als Zierrat gelten, korrespondiert es doch mit den Randeinlagen von Kopf und Korpus, die im Stil einer Les Paul Custom sogar mit mehrfach geschichteten schwarz-weißen Zierstreifen ausgerüstet sind. Durch diese Einrahmungen kommt die Silhouette der Gitarre jedenfalls optisch bestens zur Geltung und sie heben die tiefschwarz glänzende Lackierung besonders stark hervor – schlichte Eleganz. Die Decke bekam überdies eine elegant gestaltete Kontur, im Anlagebereich des Bodens findet sich eine zweckmäßige Auskehlung und der Hals/Korpusübergang wurde aus dem spitz zugeschnittenen Cutaway heraus schwungvoll flüssig gestaltet. Das erhöht den Spielkomfort mit geschmeidigem Zugang zum hohen Tonbereich. Das Halsprofil bietet ansonsten gut gewichtete Dimensionen – ordentlich breit, aber nicht zu flach. Der abgewinkelte Kopf bekam eine leichte Volute im Übergang. Gestimmt wird mit einfachen, aber ordentlich funktionierenden, gekapselten Mechaniken.
Die Saiten (Mensur 635 mm) schwingen bei der ARZ700 zwischen einem Sattel aus Kunststoff und der sogenannten Tight-Tune-Bridge, die über individuell verstellbare, einzeln mit Schrauben extra fixierte Saitenreiter verfügt. Die Haltebolzen der Brücke, wie auch des zugehörigen Tailpieces, in das die Saiten über Schlitze eingehängt werden, verfügen über zusätzliche Rändelschrauben zur Erhöhung des Andrucks und damit zur Verbesserung der Schwingungsübertragung.
Zwei gestandene EMG-Pickups mit keramischen Magneten und hohem Output sorgen für kraftvolle Tonübertragung. Der EMG-60 am Hals und der beliebte EMG-81 in Stegposition werden konventionell mit einem Dreiwege-Toggleswitch geschaltet und von generell arbeitenden, zweckmäßig platzierten Volume- und Tone-Reglern verwaltet. Zur nötigen Spannungsversorgung der aktiven Tonabnehmer ist eine 9-V-Batterie in einer kleinen Kammer mit Clip-Verschluss auf dem Korpusboden oberhalb des großzügig geschnittenen Elektrofachs (mit Isolierlack ausgepinselt, Alpha Mini-Pots) zu finden. Das Instrument ist für seine Preiskategorie sehr ordentlich verarbeitet.
Praxis
Bei der ARZ700 handelt es sich um eine Gitarre, die für tendenziell härtere Spielweisen ausgelegt ist. Ihr großer Tonumfang und das flache Griffbrett auf komfortabel breitem Hals mit angenehm tief eingestellter Saitenlage bieten förderliche Bedingungen für das ambitionierte solistische Spiel. Auf den Basssaiten wird der Ton oberhalb des 12. Bundes wohl etwas mager und flach, aber das spielt dort oben ja auch keine so große Rolle mehr. Dagegen schwingen die hohen Saiten in diesem Bereich immer noch recht frei aus und das Sustain ist von achtbarer Länge.
Der akustische Basisklang erweist sich als recht drahtig, wohl etwas kühl, aber Akkorde sind von harmonischem Ausgleich geprägt und das allgemeine Schwingverhalten kann sich durchaus sehen lassen.
In klaren Verstärkereinstellungen liefern beide Pickups höhensatte kräftige Klangbilder. Der EMG-60 am Hals tönt volumenreich und umfassend in der Darstellung von Akkorden. Der Ton kommt zwar bauartbedingt nicht so dynamisch wie bei passiven Pickups, dafür aber glänzt er mit starker Präsenz und transparenter Offenheit. Gehen wir auf den Steg-Pickup, so springt der EMG-81 mit scharfer Zuspitzung nach vorn, das Volumen schrumpft natürlich durch seine Position deutlich ein, aber die tonale Schärfe schneidet durch jeden Mix. Auch hier fehlt es nicht an Höhen. Regeln wir die runter, so wird der Ton allerdings schnell matt, aber im Anfang des Regelbereichs sind dennoch ansprechende Tonbilder zu erzielen. Klar lassen sich über beide Pickups und in ihrer Kombination auch ordentliche Sounds für die funky Rhythmusgitarre hinlegen, aber wiederum bleibt das dynamische Fenster eher klein. Clean ist hier ein Synonym für linear straffe Darstellung mit leicht unterkühlter Schärfe, aber diese transparente Glätte hat ja auch was.
Kommen wir zum Haupteinsatzfeld dieser Gitarre und gehen in die Gain-Position des Amps. Nun singt der EMG-60 am Hals kraftvoll und standfest mit kräftig markiertem Anschlag heraus. Saftig und sehr glatt schwingt der Ton aus, zeigt dazu eine imposante Obertonentfaltung. Wechseln wir nun hinüber zum Steg-Pickup, so zeigt der auch gleich, warum er sich schon so lange großer Beliebtheit erfreut. Der Ton kommt schnell, ja geradezu leicht, zeigt perkussive Akzentuierung bei rhythmischem Anschlag. Das macht einerseits Spaß beim Spiel mit schön abfedernden, dicht und drückend tönenden Powerchords und andererseits stehen gehaltene Noten strotzend vor Obertönen wie eine Eins. Mit EMG-Pickups braucht man eigentlich nicht zu kämpfen, wie das bei passiven Tonabnehmern schon eher der Fall ist. Sieht man einmal davon ab, das der erkämpfte Ton nun unzweifelhaft seinen ganz besonderen Wert hat, wie eigentlich alles was man erworben hat und nicht einfach geschenkt bekommt, so fordert das Spiel mit aktiven Pickups natürlich ebenfalls spieltechnische Kontrolle, auch wenn die Tonerzeugung fast schon ein Kinderspiel ist. Sicher gibt es auch hier wieder Einschränkungen im Dynamikbereich, manche nennen die aktiven Sounds sogar aalglatt und klinisch, aber wir können genau so gut auf die lange Liste von renommierten Spielern verweisen, die aus den EMG-Pickups absolut großartige Sounds schlagen. Ganz zu schweigen von der völligen Absenz lästiger Nebengeräusche. Kurz: Wir haben es mit einer völlig berechtigten Klangästhetik von eigenständigem Wert zu tun – alles andere bleibt persönliche Geschmacksache.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die Regelmimik: der Volume-Regler ist bestens platziert und läuft geschmeidig, lässt also die Blendarbeit mit dem kleinen Finger locker zu; der Tone-Regler arbeitet im frühen Regelbereich gut, stärker zurückgeregelt verliert der Ton wohl an Kontur und Substanz, aber das bleibt im akzeptablen Rahmen.
Resümee
Ibanez bietet den jungen aufstrebenden Spielern mit Instrumenten wie der vorgelegten ARZ700/BK leicht handhabbare Arbeitsgeräte, mit denen die ohne Zweifel gut auf den Weg kommen. Großer Tonumfang, bestens zu spielender Hals, ordentliche Schwingeigenschaften und die professionelle Elektrik machen die Gitarre zu einem verlässlichen Arbeitspferd für die härteren Gangarten. Natürlich bleibt ein gewisser Abstand zu den mit einigem Recht teureren Gitarren höherer Kategorie, bei denen besseres Material und erfahrene Handwerker eingesetzt werden. Sind die Ergebnisse aber von solch praktikablem und fraglos bühnentauglichem Wert wie bei der ARZ700, so kann man nur sagen: das ist bei beachtlichem Preis/Leistungsverhältnis eine Empfehlung wert. Ausprobieren!