Aus dem neuen Heft

Test: Ibanez AEG50-IBH

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(Bild: Dieter Stork)

Mit der AEG-Serie widmet sich der japanische Traditionshersteller sowohl dem Einsteiger als auch dem preisbewussten Bühnen-Musiker.

Die Akustikgitarren-Serie bietet günstige, schön designte Stahl- und Nylonsaiten-Modelle mit Tonabnehmer, Tuner, Cutaway und wertigen Parts – Made in Indonesia. Da lohnt sich ein genauerer Blick.

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FORM & FUNKTION

Der schlanke Korpus (Zargentiefe 86-96 mm) mit seinem venezianischen Cutaway ist aus laminierten Hölzern gefertigt. Fichte für die Decke und Sapele für Zargen und Boden kommen hier zum Einsatz. Schwarzes Binding aus Kunststoff fasst Korpuskanten Griffbrett und Kopfplatte ein.

Etwas aus dem üblichen Rahmen fällt dann das Decken-Finish, genannt Indigo Blue Burst High Gloss. Sieht klasse aus. Beim Steg aus Walnuss fällt mir auf, dass die Saiten-Pins sehr tief in diesem stecken – die Löcher sind zu groß aufgebohrt. Die Pins selber sind bei Ibanez aber immer für einen Pluspunkt gut: Die sogenannten Advantage Bridge Pins sind am unteren Ende angeschrägt, damit das Ballend der Saite hier nicht hängen bleibt und sich schön sicher direkt an der Deckeninnenseite festklemmt.

Auf ein Schlagbrett wurde verzichtet, ein vorderer Gurtpin ist, günstig am Halsfuss platziert, vorhanden. Der mattierte Hals aus Nato (auch Nyatoh genannt) ist am 14. Bund angesetzt und mit einem Walnussgriffbrett versehen. Hier finden sich 20 schlanke, sauber eingesetzte Bünde und Dot-Inlays in den üblichen Lagen. Die Kopfplatte mit schwarzer Oberfläche, geschwungenem Firmen-Logo und verchromten Die-Cast-Mechaniken gefällt mir sehr gut.

(Bild: Dieter Stork)

Erfreulicherweise gibt es auch ein Pickup-System. Der hauseigene Piezo-TA unter der Stegeinlage ist kombiniert mit dem neuen AEQ-TTS Preamp auf der vorderen Zarge. Der zeigt sich mit lediglich einem Volume- und einem Shape-Regler sowie einem top ablesbaren Tuner sehr minimalistisch und praxisorientiert. Abgegriffen wird das fertige Signal unterhalb des hinteren Gurtpins, wo Klinkenbuchse und Batteriefach (9-V-Block) platziert sind.

HEIM & BÜHNE

Die kleine, schlanke Ibanez liegt bequem am Körper und der mattgriffige Hals hat ein Profil, mit dem sicher jeder bestens zurechtkommt. Die Saitenlage ab Werk ist gut – durch Nachjustierung des Dual-Action-Halsstellstabes ließen sich wohl noch ein paar Zehntel herausholen, wenn man auf maximalen Komfort aus ist. Die ersten unverstärkt gespielten Akkorde machen es deutlich: Laminierte Hölzer liefern nun einmal nicht den Detailreichtum, die Frische, die Obertöne, die Ansprache und die Dynamik massiver Hölzer…

 

… ABER, die Ibanez klingt stimmig und sehr ordentlich. Außerdem können sich die genannten Punkte über PA in Vorteile verwandeln. Also Kabel rein – und siehe da, alles deutlich im grünen Bereich. Weniger Dynamik und gemäßigte Bassanteile bedeuten hier nämlich auch weniger Feedback-Neigung. Und mit dem fast schon genialen Shape-Regler lässt sich die AEG50 wunderbar von bassig-satt über neutral (rastet mittig leicht ein) bis crisp-schlank durchstimmen – und somit auf jede Bühnensituation und jeden Geschmack einstellen. Ausgezeichnet.

RESÜMEE

Ich sehe diese Ibanez-Steelstring einerseits als schicke, handliche Gitarre fürs Sofa-Dudeln, Komponieren, Üben etc. Andererseits ist sie ein ernstzunehmendes und dabei äußerst günstiges Bühnen-Instrument mit absolut überzeugenden Stage-Qualitäten.

PLUS

  • Design, Optik, Finish
  • Werkseinstellung, Handling
  • Bespielbarkeit
  • Klang: akustisch OK, elektrisch sehr gut
  • Bühnentauglichkeit
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2020)

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