Ursprünglich in Korea als Importeur von Pianos gegründet, fertigt Cort bereits seit 1973 Gitarrenteile für bekannte Hersteller und wenig später auch komplette Instrumente unter eigenem Namen. Zum aktuellen Programm zählt die G290 FAT, eine moderne S-Style-Gitarre mit zwei Humbuckern, Vibrato und diversen Schaltungsoptionen.
“Hochwertige Zutaten, top Verarbeitung, moderater Preis“ lautet das Credo des Herstellers, der aus Kostengründen die Produktion inzwischen nach Indonesien ausgelagert hat.
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LECKER ANGERICHTET
Wo findet man in dieser Preiskategorie noch einen massiven, bookmatched halbierten Sumpfeschekorpus mit intensiv geflammtem Ahornfurnier? Während der Body mit Klarlack überzogen wurde, hat man der cremefarben eingefassten und mit Armschräge versehenen Decke ein erfrischendes Bright Blue Burst spendiert und das Ganze spiegelglatt poliert. Alternativ steht Antique Violin Burst zur Wahl.
Stark verrundete hintere Kanten, der großzügig ausgearbeitete Rippenspoiler und der abgeschrägte Halsübergang kommen dem Spiel- und Tragekomfort zugute. Ein ovales Zargenblech hält die zuverlässig packende Klinkenbuchse, präzise Oberkante bündig eingelassene Kunststoffplatten verschließen Federkammer und E-Fach. Letzteres hat man mittels Graphitlack bzw. Alufolie abgeschirmt. Drinnen hausen kleine Alpha-Potis und ein solider 5-Wege Blade Switch mit zwei Schaltebenen, alle penibel verdrahtet.
In der passgenauen Taschenfräsung sitzt der vierfach verschraubte, matt satinierte Ahornhals wie eine Eins und garantiert damit beste Schwingungsübertragung. Er zeigt nicht nur intensive Flammung, sondern ist ebenso von Vogelaugen übersäht wie das aufgeleimte Ahorngriffbrett, dem Cort dezent zunehmende Radien von 12″ bis 12,75″ verpasst hat. Der Truss Rod lässt sich komfortabel mithilfe einer gelochten Scheibe am Halsende justieren, ganz so wie wir das von Music-Man-Gitarren kennen. Das entsprechende Stahlstäbchen zählt neben drei Inbusschlüsseln zum Lieferumfang.
22 vorbildlich eingesetzte, abgerichtete, verrundete und polierte Medium-Jumbo-Bünde verteilen sich auf dem Spielfeld, auf dem schwarze Punkte und kleine Sidedots die Lagen markieren. Während die Kerben des GraphTech-Sattels präzise ausgerichtet wurden, ließe sich die Saitenlage hier noch um den einen oder anderen Zehntelmillimeter optimieren. Da die mit Cort gelabelten, geschmeidig arbeitenden Locking Tuner gestaggerte Wellen besitzen, reicht der Saitendruck auf den Sattel aus. Somit konnte auf String Trees verzichtet werden. Je weniger Reibungspunkte, desto besser für die Stimmstabilität.
Als Steg findet ein Cort CFA-III Vibrato Verwendung, dessen dickes stählernes Basisblech nach dem Messerkantenprinzip an zwei Schraubbolzen lagert und schwebend eingestellt ist. Der Steckhebel sitzt absolut spielfrei in einer per Inbusschlüssel einstellbaren Kunststoffmanschette. Zwei Cort Voiced Tone VTH-77 Humbucker, deren Montagewinkel direkt im Korpusholz höhenjustierbar verschraubt wurden, wandeln die Saitenschwingungen. Verwaltet werden sie per Mastervolume- und Mastertone-Potis. Der 5-Weg-Schalter erlaubt folgende Spulenkonstellationen:
Position 1: Hals-Humbucker
Position 2: innere Humbucker-Spulen
Position 3: Hals- und Steg-Humbucker
Position 4: äußere Humbucker-Spulen
Position 5: Steg-Humbucker
(Bild: Dieter Stork)
ALLES SCHWINGT
Am Gurt hängt die G290 FAT ebenso ausgewogen wie sie auf dem Bein liegt. Sie bietet eine höchst angenehme Ergonomie und Haptik, ihr mittelkräftiger Hals kuschelt sich wohlig in meine Handfläche, auch wenn das vom Hersteller proklamierte „flache“ V-Profil sich eher als normales C mit verrundeten Kanten entpuppt.
Ihre Resonanzeigenschaften betreffend haut mit die Cort G290 förmlich vom Hocker. Man kann mir wirklich nicht nachsagen ich neige leicht zu Euphorie, aber Korpus und Hals der Testgitarre schwingen trotz des Free Floating Vibratos dermaßen intensiv, gleichmäßig und lange, dass es mich echt beeindruckt. Ansprache, Tonentfaltung, Dynamik und Sustain sind bemerkenswert, und so klingt diese Cort auch sehr ausgewogen, offen, lebendig und spritzig. Obgleich sie nicht sonderlich kraftvoll oder laut daherkommt, hält ihr Klangbild doch straffe Bässe, akzentuierte Mitten, klare seidige Höhen und ein reiches Obertonangebot bereit.
Beide Humbucker zeigen am cleanen Amp gepflegten, ausgewogenen PAF-Charakter, der Hals-Pickup warm und bluesig, gleichzeitig aber auch offen, transparent und schmatzig, der Steg-HB mit kompakten Bässen, gesundem Mittenanteil und klaren, vitalen, bei Bedarf auch bissigen aber niemals übermäßig aggressiven Höhen.
An der Kombi beider Humbucker scheint der Hals-PU größeren Anteil zu haben, da deren Klangbild ein wenig an Spritzigkeit und öffnenden Höhen vermissen lässt. Diese Aufgabe kommt jedoch den Schalterpositionen 2 und 4 zuteil, die genau das Perlige, Spritzige und Glockige liefern, was der HB-Paarung irgendwie fehlt.
Damit betritt die G290 FAT quasi Tele-Terrain, mal offener und breiter (Schalterposition 4), mal kompakter (Position 2), obgleich sich die klanglichen Unterschiede in Grenzen halten. Als Position 2 hätte ich mir allein die Halsspule des Hals-Pickups gewünscht, um zumindest einen Hauch von Strat zur Verfügung zu haben.
Je nachdem wieviel Kante ich dem Amp gebe, kann der Hals-Humbucker wunderbar bluesen, butterweich singen oder auch sahnige Leadsounds aus den Lautsprechern drücken. Der Steg-Pickup glänzt derweil mit fetten Rocksounds, druckvollen aber stets definierten Bässen, durchsetzungsstarken, prägnanten Mitten und je nach Intensität des Anschlags seidigen bis bissigen Höhen, das Ganze vom Sustain der Gitarre getragen.
Einen weiteren Trumpf spielt sie aus, wenn variables, ausdrucksstarkes Spiel gefragt ist, denn Tonbildung und Dynamik unterstützt sie ebenso leidenschaftlich wie die Arbeit mit den Gitarrenpotis. Das Cort CFA-III Vibrato arbeitet stimmstabil und meistert auch intensivere Up- und Down-Bendings.
RESÜMEE
Mit der G290 FAT macht der koreanische Hersteller Cort wieder nachdrücklich auf sich aufmerksam. Die moderne S-Style-Gitarre deckt mit ihren PAF-orientierten Voiced Tone Humbuckern ein breites Spektrum von cleanen bis High-Gain-Sounds inklusive Tele-Anleihen ab, während Metal eher nicht zu ihren Stärken zählt. Dank hochwertiger Klanghölzer und Hardware überzeugt sie durch ausgezeichnete Resonanzeigenschaften, beste Dynamik und stabiles Sustain. Vorbildliche Verarbeitung und sehr gute Bespielbarkeit runden den überaus positiven Gesamteindruck ab. Kurz: Reichlich Qualität fürs Geld …