Einer der spannendsten Rock-Acts der späten 90er-Jahre
Meilenstein 1998: Monster Magnet – Powertrip
von Arnd Müller,
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(Bild: Universal)
Monster Magnet kamen im Januar und Februar 2020 auf Europa-Tour und präsentierten ihr 22 Jahre altes Mega-Album in Gänze: ‚Powertrip – A Celebration! Plus Much More‘. Im Mittelpunkt standen also jene 13 Songs, mit denen die Band aus New Jersey Ende der 90er endgültig durch die Decke ging.
Und das lag wohl auch daran, dass die Arrangements diesmal straffer und teilweise geerdeter ausgefallen waren. Der große Hit des Albums hieß ,Space Lord‘ – eine starke dynamische Nummer, die zwischen einem hypnotischen und ruhigen Strophen-Part und dem bombastischen Refrain mit fetten Riffs wechselt. Der Song ist inzwischen zum Klassiker avanciert – sicher auch weil live im Refrain ein deftiges „Motherfucker“ hinzugefügt wurde, was in der Studioversion fehlte um den Song radio- und fernsehfreundlicher zu gestalten. Definitiv kultig war auch das vollkommen überzogene MTV-Video mit Glitzeranzügen, dicken Autos, Tänzerinnen und Band-Posing vor der Kulisse von Las Vegas bei Nacht.
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Dicke Gitarren ziehen sich genauso durch das gesamte Album wie auch psychedelische Sounds und Klangspielereien. Man höre etwa ins großartige ,Baby Götterdämmerung‘ rein, das im Black-Sabbath-Modus nach vorne walzte. Und da waren diese ganz alten Einflüsse, die an End-60er-Protopunk im Stile von MC5 und The Stooges erinnerten, so etwa im scharfen ,Crop Circle‘ oder im schnellen Titelstück.
Und in ,Bummer‘ tauchte die Band in der Mitte ab in ein hypnotisches Riff im Stile von Creams ,Sunshine Of Your Love‘. Noch derber ging es in ,Atomic Clock‘ zu, dank der breiten Stoner-Rock-Gitarren mit den nervigen Ziehern. ,19 Witches‘ lebte von Schrammelgitarren, knackigen Surf-Licks und bot auch noch Western- mit 50er-Rock-&-Roll-Vibes. In den 60ern landete dann das melodische ,See You Hell‘ dank Orgel und vergleichsweise crunchigen Gitarren-Sounds.
Schließlich werden diese beiden Songs mit dem richtig harten und punkigen ,Tractor‘ kontrastiert, das mit dem abgefahrensten Solo des Albums aufwartet, in dem sich mehrere Gitarren (inklusive WahWah-Einsatz) und ein Sirenengeräusch überlappten. Tja, und das instrumentale ,Goliath And The Vampires‘ klang ziemlich alptraumhaft: Vor einem monotonen Heavy-Riff hat man scheinbar Samples aller Slasher-, Horror- und Science-Fiction-B-Movies dieser Welt montiert und ineinander gemixt.
All dies entsprang dem Hirn von Marvel-Comic- und Film-Fan Dave Wyndorf, der nicht nur Sänger und Songwriter war, sondern auch noch Gitarre spielte. Über seine instrumentalen Fähigkeiten sagte Wyndorf einmal: „Ich bin ein minimalistischer Gitarrist. Meine Idole sind David Brock von Hawkwind und Ron Asheton von The Stooges. Hier beginnt und endet mein Gitarrenspiel. Meine Rolle auf der Bühne besteht darin Farben hinzuzufügen.“ Zu seinen bevorzugten Effektpedalen gehörten u. a. ein Ibanez Analog Delay und ein ADA Flanger. Weiterhin benutzte er im Studio Marshalls, Mesa Dual Rectifiers und alte Orange-Amps. Dave: „Ich denke unser Trick besteht darin, mehr und mehr die Verzerrung der Verstärker zu benutzen anstatt die eines Pedals.“ Zu Powertrip-Zeiten setzte Wyndorf laut eigener Aussage hauptsächlich Gibson-SG- und Fender-Stratocaster-Modelle ein.
Die Gitarren-Soli von Ed Mundell waren ein Ereignis für sich. Seine satten Bending-Licks und die Pentatonik-Linien verraten Einflüsse von Tony Iommi bis Angus Young. Zum neuen Album begrüßte man mit Phil Caivano auch einen neuen und somit dritten Gitarristen.
(Bild: Universal)
Vergleicht man ,Powertrip‘ mit frühen Alben wie ,Spine Of God‘ (1992), dann hatte die Band damals einen gewaltigen Sprung gemacht, eben weg vom rohen psychedelischen Stoner-Rock mit heftigen Fuzz-Gitarren und langen Jam-artigen Passagen in Richtung Mainstream.
Nun, letztlich zählten Monster Magnet auch in der neuen Version immer noch zu einem der spannendsten Rock-Acts der späten 90er-Jahre, der einerseits die Energie von Zeitgenossen wie Danzig oder Queens Of The Stone Age verströmte und andererseits sehr deutlich im klassischen Rock wurzelte – was Monster Magnet und speziell ,Powertrip‘ für ein breites Publikum interessant machte. Aus heutiger Sicht wirkt das Album geradezu zeitlos.
In der aktuellen Powertrip-Besetzung sind Dave Wyndorf, Ed Mundell und Phil Caivano dabei. Die Parts von John Kleiman (dr) und Joe Calandra (b) spielen mittlerweile Bob Pantella (dr) und Jim Baglino (b).