(Bild: Dieter Stork)
Vor über zwanzig Jahren brachte Zoom den 506 Bassmulti raus und versorgt seitdem Tieftöner mit erschwinglichen kleinen Effektkisten mit reichlich Inhalt. Seitdem hat sich in Rechenleistung und Speicher einiges getan. Fühlen wir der aktuellen Variante mal auf den Zahn!
Außen…
Die Pedale sind aus Hartplastik mit einer Metallbodenplatte und Gummifüßen für rutschfesten Stand. Alle Buchsen sitzen direkt im Gehäuse, ein bisschen Vorsicht sollte man also schon walten lassen. Von links nach rechts sind hier Input, Aux In, 9V-Anschluss, USB-Buchse und Output, der gleichzeitig auch Kopfhöreranschluss ist, zu finden. Wer langen Fingern vorbeugen möchte findet auch noch eine Öffnung für ein Kensington-Schloss.
… und innen
50 Patches warten darauf, durchgehört zu werden, wobei sich die letzten zehn als leer erweisen. Da können Eigenkreationen abgespeichert werden, oder man stellt sich da die Programme fürs Set zusammen. Auch die vierzig vorprogrammierten Sounds können überschrieben werden, zu den Optionen dazu komme ich noch. Effektmäßig lassen die Pedale keine Langeweile aufkommen. Mehr als sechzig gibt‘s im B1 Four, über siebzig im B1X Four, wo noch pedalgesteuerte Effekte dazukommen. Dazu zählen nützliche Brot- und Buttereffekte wie diverse Kompressoren, die zoomeigene Rauschunterdrückung, diverse Equalizer in graphischer und parametrischer Form genauso wie Verzerrer, Amp- und Boxensimulationen, aber auch Sahnehäubchen wie Modulationen aller Arten, Filter und Bass-Synthis. Delays und Reverbs sind auch an Bord, sowie zusätzlich eine Drum-Machine und ein Looper.
Bedienung
Zoom-typisch hat man sich zur Bedienung viele Gedanken gemacht. Vier Drehregler sind für die globale Einstellung von Bässen, Mitten, Höhen, und der Ausgangslautstärke zuständig, im Editiermodus stellen sie je Effekt vier Parameter ein, nur die Amp-Simulationen und einige wenige Effekte haben mehr Parameter, für die man per Drehregler die Seiten „umblättern“ kann. Diese Beschränkung ist sinnvoll, so verliert man sich nicht in zig Untermenüs sondern kommt knackig zum Ziel. Während sich die darunterliegenden Taster außen nur um den Drummer und den Looper kümmern, haben die mittleren fünf wieder mehrfache Funktionen. Sie schalten die Bänke um, oder Effekte an und aus.
Die beiden Fußschalter schalten die Patches hoch oder runter, schalten aufs Stimmgerät um, steuern den Looper, und schalten Effekte an/aus oder wählen sie für den Einsatz in Patches aus – je nach aktuellem Modus. Die beiden kleinen, transparenten Schalter machen … genau das gleiche! Ein bisschen kurios, aber Zoom hat sich etwas dabei gedacht: Wenn man das Pedal nicht auf dem Boden nutzt, sondern auf dem Schreibtisch, kann man die beiden statt der Fußschalter nutzen. Ich hab mich zwar immer wieder dabei erwischt, doch die normalen Fußschalter zu drücken, aber trotzdem gut mitgedacht! Und was soll das Zoom B1(X) Four auf dem Schreibtisch? Nun, zum einen ist es mit seinem Aux In ein exzellentes Werkzeug zum Üben, zum anderen lässt sich so besser editieren als kniend auf dem Boden im Proberaum. Auch den Rhythm-Block wird man eher am Schreibtisch nutzen.
Noch übersichtlicher wird das Editieren, wenn der USB-Anschluss genutzt wird, um sich mit dem Guitar Lab Programm auf dem Rechner zu verbinden, was sich nach Download in Echtzeit und ohne Anmeldung nutzen lässt. Hier sind alle Regelmöglichkeiten gleichzeitig zu sehen, auch bei den Verstärkern oder komplexer regelbaren Effekten hat man alles auf einen Blick, ohne blättern zu müssen. Außerdem gibt es extra Effekte, auch das Verschieben der Blöcke innerhalb eines Patches geht kinderleicht von der Hand. Über den USB-Port bekommt das Pedal dann auch direkt Strom, was auch unterwegs den Betrieb mit einem USB-Netzteil erlaubt. Stabiler und bühnentauglicher ist da eher der Anschluss eines 9V-Netzteils (muss separat gekauft werden) und auch der Batteriebetrieb mit vier Mignons (sind dabei) ist möglich. Für die Audioaufnahme am Rechner braucht man allerdings ein zusätzliches Interface, das geht über USB nicht.
Der offensichtliche Unterschied zwischen B1 Four und B1X Four ist das Expression- Pedal zur Steuerung diverser Parameter wie Volume und Wah, die am Gerät und im Editor fein einstellbar sind. Ob man das braucht oder nicht, sollte man sich vor dem Kauf genau überlegen. Fast doppelt so schwer und um gut ein Drittel größer – wenn das nicht kaufentscheidend ist, würde ich persönlich das B1X Four nehmen, denn einen Anschluss für ein externes Pedal gibt es beim B1 Four nicht.
(Bild: Dieter Stork)
Fünfzigfacher Zoom
Die restliche Innenausstattung ist wie gesagt weitgehend gleich, und kann sich hören lassen! Das Angebot der vorprogrammierten Patches geht von clean bis verzerrt und von trocken bis effektbeladen.
Bank 1 ist clean, Bank 2 crunchig bis zerrig, Nr. 3 ist Effekt-Sounds gewidmet. In Bank 4 finden sich Ampsounds: Ampeg, Fender, Acoustic, Markbass, SWR, EBS, Aguilar und Trace Elliot mit den jeweils zugehörigen Boxen.
Manches mag einem beim Ausprobieren zu viel erscheinen, aber zum einen sind die extremen Sounds in der Minderheit, zum anderen ist ja alles schnell umprogrammiert. Sowohl am Gerät als auch am Rechner geht das in kürzester Zeit fluffig von der Hand. Ab Werk ist der Multi so eingestellt, dass Veränderungen direkt gespeichert werden, ohne dass noch ein explizites „Store“ nötig wäre. Das kann natürlich umgestellt werden, so wie Zoom überhaupt viele Optionen zur Steuerung des Ganzen bereithält. Sollen die Patches durchgeschaltet werden, oder innerhalb einer Bank bleiben? Soll der Sound sofort beim Umschalten wechseln oder erst nach Bestätigung? Innerhalb eines Patches einen Effekt zu- oder wegschalten? Alles möglich!
Überhaupt ist das B1 Four sehr flexibel in der Programmierung, die auch leicht von der Hand geht, wenn man eines der leeren Patches nimmt und von Grund auf neu programmiert. Mehr als fünf Blöcke gehen nicht, beim B1X Four zählen auch die Pedal-Effekte dazu, es gibt also beispielsweise nicht das Volume-Pedal noch als sechsten Effekt obendrauf. Diese fünf Blöcke können beliebig belegt werden. Wenn einem also der Sinn nach fünf Verzerrern hintereinander steht: bitte schön! Kein Problem. Nicht jede Kombination ergibt auch Sinn, aber ich kam zum Beispiel auf interessante Sounds, als ich versehentlich zwei Boxensimulationen laufen hatte. Einfach ausprobieren und experimentieren, macht garantiert Spaß!
Wo ich eben schon Rechenleistung erwähnte: die ist nicht unbegrenzt, und im Editor am Rechner gibt es dann auch eine Anzeige dafür, um den Chip nicht zu überfordern.
Sämtliche Effekte punkten erst mal mit Nebengeräuscharmut. Solche, die Rauschen, wie Verzerrer und extremere Kompressoren, lassen sich mit der ZNR wieder einfangen. Überall da, wo Originale nachgebildet werden, ist der Charakter gut getroffen. Natürlich kann man kein ausgewachsenes und bis ins Letzte ausgefuchstes Modeling erwarten, das ist teureren Geräten vorbehalten. Mit der gegebenen Auswahl und der freien Kombinierbarkeit von Verstärkern und Boxen lässt sich für jede Gelegenheit ein guter Grund-Sound finden, und wer Verstärkersimulationen vorm eigenen Amp nicht mag, findet im B1 Four immer noch einen reichlich ausgestatteten Multieffekt. Gegenüber dem Vorgänger B1(X)on präsentiert sich das B1(X) Four übersichtlicher und leichter zu bedienen und sieht für meinen Geschmack auch deutlich hochwertiger aus.
(Bild: Dieter Stork)
Resümee
Es gibt wieder viel fürs Geld, in Sachen Preis/Leistung sind die beiden top. Im ohnehin überschaubaren Angebot an Bassmultieffekten machen es mir flexible Möglichkeiten, guter Sound und eine gute Bedienung sowohl am Rechner als auch am Gerät leicht, eine Antestempfehlung auszusprechen. Für nicht mal hundert Euro kann man sein Arsenal an Amp- und Effektsounds aufstocken. Genauso kann ich mir die Pedale auch für Anfänger statt eines kleinen Combos vorstellen, wo dann vielleicht eher das B1 Four auf dem Schreibtisch zum Einsatz kommt.
PLUS
- Sounds
- Flexibilität
- Editor
- Bedienung am Rechner und am Gerät
(erschienen in Gitarre & Bass 01/2020)