Guitar Summit Workshop

Guido Donot & Toni Loitsch: Gitarrensound Live

Anzeige
(Bild: Franz Holtmann)

Beim Guitar Summit hatten die Besucher mit ihrem Ticket nicht nur Zugang zu einer imposanten Ausstellung. Abgesehen von den abendlichen Konzerten gab es über die drei Tage verteilt, neben den kostenpflichtigen Masterclasses der teilnehmenden Stars, auch noch ein großes Programm an Workshops und Vorführungen aller Art, die jedem Interessenten frei zugänglich waren.

Der Bogen spannte sich dabei von todernst bis fröhlich, denn der Spaß an der Sache sollte bei aller gebotenen Ernsthaftigkeit keineswegs zu kurz kommen. Als schönes Beispiel kann uns der schon faktenreiche, vor allem aber auch lustige Dialog von Guido Knollmann mit dem Tontechniker Toni („Meloni“) Loitsch auf der Electric Stage dienen.

Anzeige

Guido spielt Gitarre bei den Donots, für die er auch Songs schreibt und produziert – Toni ist deren FoH-Mann, schiebt aber auch Dienst bei Joris und Silbermond, und betreibt zudem sein eigenes Nautilus-Studio in Dornbirn am Bodensee. Wer die Donots kennt, der weiß, dass die es heftig krachen lassen und dabei vor Spielfreude nur so bersten. Den Aspekt freudvollen Tuns leben diese Jungs natürlich auch im Alltag aus und entsprechend spontan, punkig und witzig war dann auch der Vortrag.

Natürlich erzählte Guido erst einmal von seiner Liebe zur Dirty Shirley, jenem Amp von Friedman also, den er schon seit einiger Zeit spielt, aber an möglicher Leistung gar nicht so weit ausreizt, wie er es früher getan hätte.

(Bild: Guido Donot, Toni Loitsch)

Wer sich durchsetzen will, so spricht der geläuterte Protagonist, möge bitteschön den Bogen nicht überspannen, wie er das selbst als in Unwissenheit wandelnder junger Spieler viel zu oft getan hätte. Zu viel Zerre und damit einhergehende Kompression nehme die Schlagkraft und mindere die Präsenz der Darstellung. Weniger wäre da einfach mehr. Es gelte, bei jedem Amp den richtigen Spot zu finden, wo die perfekte Mischung von Breakup und Kraftübertragung stattfindet. Den Volume-Regler seines Friedman-Amps stellt er demgemäß gerade mal auf gut 4.

(Bild: Guido Donot, Toni Loitsch)

Übertragen wird das Signal von einer selbstgebauten 1×12“-Box mit Celestion-G12H-Speaker. Guido: „Den Shirley booste ich nur für Soli. Ich benutze dafür den KHDK Ghoul Jr. (das böse kleine Kind vom Ghoul Screamer), das White Fuzz von Red Sun FX, einen Treble Booster von Telenordia, den Fetto Custom von Himmelstrutz oder die Steam Machine von Coolpedals. Ansonsten habe ich live noch den großen POG von Electro Harmonix und das G-System von T.C. Electronic davor.“

(Bild: Guido Donot, Toni Loitsch)

Wichtig für seinen Sound wäre auch der über eine Lehle Splitbox mit Leistungsstufe zugeschaltete kleine Fender Silverface Princeton (Volume: 4), den er mit einem 1959 Double Decker von Gurus boostet „da geht dann die Sonne auf – die Kombi ist auch unfassbar geil im Studio!“

(Bild: Guido Donot, Toni Loitsch)

Abseits aller technischen Aspekte legte Guido sich vor allem stark ins Zeug für „livehaftiges“ Spiel mit vollem Risiko. Gäbe doch nix Schlimmeres, als in ihren eigenen Klischees erstarrte Bands, die jeden Abend den genau gleichen Ablauf mit exakt getimetem Licht abzögen und das wären auf keinen Fall nur die Schlager-Fuzzies. Nee, Perfektion um der Perfektion willen sei doch nicht die Lösung, bei ihm dürfe da auch schon mal gerne „eine Spur Kotze“ mit im Spiel sein, alles andere sei doch langweilig.

Toni referierte über seine Sicht einer möglichst aufgeräumten und direkten Übertragungstechnik: „Ich benutze für den Gitarren-Sound am FoH, wie auch für die Monitore, drei verschiedene Mics für die Amps: ein dynamisches M201TG, ein Kondensatormikrofon MC840 und ein Bändchen M160 – alle von Beyerdynamic.“

„Je nach Größe der Venues kann es allerdings auch vorkommen, dass wir nur das Friedman-1×12“-Setup benutzen. Was aber immer gleich bleibt, ist die Benutzung der drei Mikros. Wichtig ist hierbei nur, dass die Phase stimmt und die Mikrofone gut zueinander ausgerichtet sind. Ich benutze diese Technik mit den drei verschiedenen Mikrofonen, um den Charakter und das Equalizing zu regulieren. Meine Platziertechnik im Mix funktioniert auch mit den drei Mikrofonsignalen indem ich je nach Position des Gitarristen zwei Mikros (nach Geschmack, auch bei mir nicht immer gleich) hart nach links oder rechts drehe und eines in der Mitte des Mixes belasse, um mit diesem Melodien, Soli oder andere wichtige Parts des Künstlers nach vorne herauszuarbeiten, damit solche Parts an keiner Position des Venues verlorengehen.“ Den drei Mikros sind dabei folgende Funktionen zugeordnet: M201TG – präsenter, direkter Sound; MC840 – breiter Sound; M160 – Charakter.

Toni: „Was am Pult dann noch passiert: Phasenkorrektur, Low Cut und – auch wichtig – ein High Cut, leichte Parallel-Kompression für alle drei Kanäle und eine Gitarren-Master-Gruppe für jeden Gitarristen in der noch leichte EQ-Anhebungen passieren, um der Gitarre noch etwas Frische oder Bauch zu geben, je nach Venue.“ Bei zwei Gitarristen auf der Bühne darf jeder natürlich auch seinen eigenen Sound fahren. Toni begrüßt das, da ihm das mehr Breite und Platz im Mix gibt.

Guido: „Live haben wir alle In-Ear, allein schon weil du dich überall auf der Bühne perfekt hörst. Timing-mäßig hilft das auch sehr. Ich hatte mich erst dagegen gesträubt, weil ich dachte, das bremst einen beim Konzert. Es ist aber echt super damit.“

Die Jungs spielten sich im Workshop den Ball wechselseitig zu, wobei vor allem Guido auch nicht mit Anekdoten geizte, etwa jener vom eifersüchtigen Konzertbesucher, der dem Donots-Sänger Ingo heftig ins Knie biss. Seine von der Donots-Show offenbar aphrodisierte Freundin hatte dem Frontmann am Bühnenrand mit frech forschender Hand „voll in den Werkzeugkasten“ gegriffen. Infos aus der Bühnenpraxis, aufgepeppt mit Entertainment – so macht das Spaß!

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2019)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.