Der Niederländer Rob van der Loo gehört derzeit sicherlich zu den interessanteren Metal-Bassisten Europas. Mit seiner Band Epica eilt der 40-Jährige von Erfolg zu Erfolg, außerdem gehört er zu den wichtigsten Endorsern der kanadischen Bass-Schmiede Dingwall.
Im Herbst 2019 durfte er sein erstes eigenes Signature-Modell vorstellen, den D-Roc Hellboy Rob van der Loo Signature. Einen Bass, der mit seinem Comic-Helden-Finish nicht nur über ein außergewöhnlich gelungenes Design verfügt, sondern mit der innovativen Pickup-Konfiguration inklusive eingebauter Distortion-Option auch klanglich eine echte Überraschung darstellt. Wir haben van der Loo zu diesem bemerkenswerten Instrument befragt und dabei gleichzeitig noch einiges mehr über den vielseitigen Musiker erfahren.
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Rob, lass uns als erstes über deinen neuen Signature-Bass sprechen. Wie ist die Idee entstanden?
Alles begann mit dem so genannten D-Roc-Modell, einer Kollaboration zwischen Sheldon Dingwall und mir. Ich hatte zuvor jahrelang ausschließlich die fünfsaitigen Dingwall-Super-J- und Super-P-Bässe gespielt, wollte aber gerne auch einen Viersaiter mit ähnlichen Features im Bestand haben, da ich auf der Bühne die D-Saite nicht permanent brauche.
Deshalb fragte ich Sheldon: „Könntest du mir auch einen einfachen Viersaiter bauen? Klassisch, ganz simpel, mit passiven Pickups, aber mit der langen Mensur deiner Fünfsaiter?“ Er antwortete: „Dafür müssten wir aber den Korpus ein wenig verändern.“ Ich daraufhin: „Kein Problem, ich bin nicht unter Zeitdruck.“
Eines Tages rief er mich an: „Hey Rob, vielleicht könnten wir gemeinsam etwas ganz Neues entwickeln. Ich habe da eine Idee für ein weiteres Custom-Modell, einen Viersaiter, den man in B oder sogar noch tiefer stimmen kann.“ So entstand der D-Roc, aus dem nun als Weiterentwicklung mein fünfsaitiger ‚D-Roc Hellboy Rob van der Loo‘ geworden ist.
Der Pickup des D-Roc stammt auch von dir, nicht wahr?
Ja, er basiert auf dem Pickup-System meines Super-J-Modells, das ich zusammen mit meinem Gitarrentechniker modifiziert habe, damit es brutaler klingt. Dieses System wurde anschließend zum Standard für eine ganze Reihe von Dingwall-Bässen.
Und der extra Onboard-Distortion-Switch, das Gimmick des Hellboy-Signature-Modells?
Die Idee dazu begann mit einem Scherz. Ich spiele bereits seit Jahren Preamps von Darkglass Elecronics. Eines Tages fragte mich Hugo Villarroel, der Mitbegründer der Firma, ob ich einen ihrer Preamps nicht mal direkt in meinen Bass einbauen lassen möchte. Er meinte damit den Tone Capsule, der aber nur Bass, Mitten und Höhen beeinflusst. Ich fragte: „Meinst du ein Onboard-Overdrive?“ Hugo darauf: „Nein, aber auch das könnte eine coole Idee sein …“
Als dann das D-Roc-Modell sehr populär wurde und mir Dingwall einen ganz besonderen Bass mit einigen abgefahrenen Features bauen wollten, kam mir das Onboard-Overdrive-System wieder in den Sinn.
(Bild: Dingwall)
Wie funktioniert es?
Ganz simpel. Es ist ein Preamp mit zwei Optionen: einerseits die normale PickupSchaltung, die der D-Roc sowieso hat, plus ein Poti zum Überblenden und eins, mit dem man den Overdrive-Sound regelt. Das System basiert auf der Technik eines Darkglass B3K, nur halt direkt im Bass verbaut. Es wird durch eine Batterie gespeist und ist mit einem Magnet angebracht. Falls das Overdrive-System mal ausfällt, geht die Schaltung automatisch auf passiv zurück. Perfekt! Ich wollte unbedingt die allseits bekannten Probleme aktiver Bässe vermeiden, die ich früher auf Tour gelegentlich mit meinem Warwick hatte. Bei meinem Signature-Modell kann das nicht passieren.
Was hat es mit dem Hellboy-Design auf sich?
Die Idee hatte Phillipe von Dingwall, der sich dort um Social Media kümmert. Phillipe ist ebenso wie ich riesiger Comic-Fan. Ich stehe total auf Hellboy, besitze sämtliche Ausgaben und sammle alles, was man bekommen kann. Phillipe sagte: „Eigentlich müsstest du einen Bass im Hellboy-Design haben. Aber dafür müssten wir zunächst den Erfinder Mike Mignola kontaktieren. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie man in einem solchen Fall die Lizenzen regelt.“
Ich kenne Mike persönlich und erzählte ihm von der Idee eines Hellboy-Basses. Er war sofort einverstanden, also schlossen wir einen Vertrag, damit wir das Logo und das Artwork von ‚The Wild Hunt‘, meiner Lieblings-Hellboy-Ausgabe, verwenden dürfen.
Musstest du eigentlich auch deinen Amp wechseln, als du den allerersten Dingwall bekamst?
Nein, das einzige, was ich ändern musste, war die Einstellung meines In-Ears, denn plötzlich konnte ich Harmonien in einer nie zuvor gekannten Klarheit hören. Durch die lange Mensur und den tighten Sound änderte sich auch meine Spielweise, denn dadurch, dass ich nun alles genau heraushören konnte, wurde ich geradezu gezwungen, noch exakter zu spielen. Aufgrund der vielen Studioproduktionen, an denen ich bislang beteiligt war, und des großen Zuspruchs, den ich dabei erfahren habe, ist auch die Technik meiner linken Hand zunehmend besser geworden.
Zurzeit spielst du überhaupt keinen Amp mehr, nicht wahr?
Derzeit spiele ich live nur noch über ein Darkglass B7K in Kombination mit einem Radial-D.I. für den cleanen Sound. Im Studio kommen allerdings immer noch reguläre Amps zum Einsatz, meistens mein alter Ampeg SVT EVR aus dem Jahr 1972, oft aber auch irgendwelche neuen Verstärker, die ich entdeckt habe.
Spielst du lieber mit Plektrum oder mit Fingern?
Das ist immer abhängig vom jeweiligen Song. Mir ist es egal, ob Finger oder Plektrum, ich mag beides. Ursprünglich habe ich mit Fingern begonnen, aber als ich dann in die Band Delain einstieg, orientierte ich mich an dem, was Marco Hietala auf dem Debüt-Album ‚Lucidity‘ gespielt hatte. Marco hat einen sehr rauen Sound, der mir gut gefällt und den ich auf Tour natürlich kopieren wollte, damit der Bass genauso wie auf dem Album klingt. Damit fing es an, dass ich immer häufiger auch mit Plektrum spielte.
Welche Art Song ist deiner Meinung nach besser für Finger geeignet, welche Art für Plektrum?
Für Balladen mit einem runderen, wärmeren Sound sind Finger sicherlich die bessere Wahl. Aber auch für bestimmte Basslinien in härteren Songs spiele ich gerne mit Fingern. Es kommt immer darauf an, was einem klanglich vorschwebt.
(Bild: Dingwall)
Welche Saiten spielst du?
Auf der Bühne Ernie Ball, und zwar je dicker umso besser. (lacht) Im Studio bevorzuge ich Cobalt-Strings, da sie mehr Klarheit bringen. Sie sind meist etwas dünner, weshalb ich dann ein anderes Plektrum nehmen muss. Auch da geht es wieder um die möglichst exakte Intonation.
Verwendest du auf der Bühne Effektpedale?
Nicht bei Epica, dort gibt es nur einen einzigen Bass-Sound. Für meine anderen Projekte habe ich verschiedene Pedalboards, mit allem, was man sich an Effektgeräten vorstellen kann. Aber generell finde ich, dass weniger mehr ist. Alles, was ich nicht unbedingt brauche, lasse ich zu Hause. Je weniger man dabei hat, umso weniger kann kaputt gehen.
Ich erinnere mich an eine Show von Tarja Turunen mit Doug Wimbish am Bass. Ein wirklich cooler Typ, aber beim Soundcheck ging eines seiner Kabel kaputt, und das warf ihn minutenlang völlig aus der Bahn. Mein Motto lautet: Je simpler das Equipment, desto weniger störanfällig ist es.
Sicher ein sinnvolles Motto! Vielen Dank für das nette Gespräch!