Keine Heilige

Test: Reverend Signature Rick Vito Soulshaker

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Einfach nur WOW! Die durch Ringos Drumset inspirierte Perlmuttoptik lässt das Öffnen des Gitarrenkoffers anmuten wie der Blick in eine Schatztruhe.

Joe Naylor, der ebenso verantwortlich für die inzwischen äußerst raren Naylor Amps ist, gründete Reverend 1997 in Detroit/USA. Seit 1981 reparierte er dort professionell Gitarren und eröffnete 1992 seinen eigenen Vintage Gitarren & Reparatur Shop. Das tägliche Geschäft bei Reverend wird mittlerweile von anderen übernommen, sodass sich Joe Naylor ausschließlich neuen Modellen und Designs widmen kann.

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(Bild: Tom Schäfer)

Die vorliegende Gitarre ist das Signature-Modell von Rick Vito. Rick spielt Slide – und wie! Ihn nur dem Blues zuzuordnen, würde ihm nicht gerecht werden. Er ist ein respektabler Sideman mit beachtlichen Credits. Bevor der US-amerikanische Gitarrist seine Solo-Karriere begann, spielte er u. a. mit Künstlern wie John Mayall, Jackson Browne und Little Richard. Er ist seit Mitte der 80er-Jahre auf Bob Segers Alben zu hören und war in den 90er-Jahren festes Mitglied von Bonnie Raitts Touring-Band. Rick Vito ist wohl am bekanntesten durch seine Zusammenarbeit mit Fleetwood Mac von 1987 – 1991, als er die Nachfolge von Lindsey Buckingham angetreten hat, der zwischenzeitlich die Band verlassen hatte.

Mit Rick Vitos Soulshaker haben wir hier ein beeindruckendes Instrument aus einer sehr umfangreichen Palette von Reverend-Signature-Modellen mit Specs, die bisher eher hochpreisigen Boutique-Gitarren vorbehalten waren.

Klassisches Konzept

Die Reverend Soulshaker ist laut ihrer Eckdaten erstmal ein klassisches Konzept – ein Single-Cut-Korpus mit eingeleimtem Hals, zwei Humbuckern und einem Bigsby Vibrato.

Auf den ersten Blick schon wird jedoch klar: Diese Gitarre hat Ihre ganz eigene, starke Persönlichkeit. Die individuelle Korpusform ergibt zusammen mit der für diesen Gitarrentyp eher ungewöhnlichen Kopfplatte mit 6:0 Anordnung der Mechaniken eine ausgewogene Symmetrie.

(Bild: Tom Schäfer)

Wie bei allen Reverend-Gitarren ist der Body aus leichtem und sehr resonantem Korina gefertigt, den eine Perloid-Decke ziert. Eingefasst in ein eigens für Reverend hergestelltes Schachbrett-Binding, ist diese Gitarre in den zwei Farbvarianten Grey Pearloid und Ivory Pearloid zu bekommen. Das Bigsby Vibrato System ist nicht nur die optische Krönung der Soulshaker; das montierte Bigsby B 50 mit Rollerbridge läuft dank einer extra-weichen Feder butterweich und erweist sich als völlig stimmstabil – vorausgesetzt man bleibt im Rahmen der Möglichkeiten eines Bigsby Vibratos und verzichtet auf Dive-Bombs und ähnliche Späße.

Der Korpus ist an strategisch günstigen Stellen „chambered“ um zum einen Gewicht zu sparen und zum anderen eine schnellere Ansprache zu erzielen, was durchaus gelungen ist und auch gleich zwei entscheidende Mankos eines Bigsby-Systems ausgleicht.

Der dreiteilige Hals ist ebenfalls aus Korina gefertigt. Er hat ein mildes D-Profil und wurde für ein weiches- und komfortables Spielgefühl auf der Rückseite mattiert. Das Ebenholzgriffbrett mit 12″ Radius hat 22 sauber eingesetzte und abgerichtete Medium Jumbo Bünde. Der „synthetische Knochensattel“ (Boneit) ist in Kombination mit den Reverend-Locking-Tunern für die bereits erwähnte Stimmstabilität verantwortlich.

(Bild: Tom Schäfer)

Auch in der Elektronik sind es die Details, die diese Gitarre nicht nur in diesem Preissegment hervorheben. Die beiden sehr gut ausbalancierten Reverend Custom Humbucker werden per Dreiwege-Toggle geschaltet und machen die Gitarre am Amp in Verbindung mit einer „Treble Bleed“ Schaltung (beim Zurückdrehen des Volume-Potis bleiben die Höhen erhalten) sehr dynamisch. Nach geringer Abweichung (+/-10%) ihrer Werte zueinander selektierte Widerstände aus Polyester und Alpha-Potis, sowie eine robuste und zuverlässige „Pure Tone“-Buchse (mit doppelten Kontakten) unterstreichen das allgemein hohe Fertigungsniveau der Reverend Soulshaker. Nach der Herstellung in Süd-Korea durch den Boutique Gitarren Hersteller „Mirr Music“ wird jedes Instrument in Toledo/Ohio eingestellt, getestet, auf der Rückseite der Kopfplatte mit der Seriennummer versehen und handsigniert. Die Gitarre wird in einem zweifarbigen Case geliefert.

Breite Palette

Direkt aus dem Koffer und ohne Amp macht die Gitarre schon Spaß! Die komfortable Ergonomie und Balance lassen die Gitarre toll in der Hand liegen. Exzellente Verarbeitung kombiniert mit Vintage-Attitüde sind hier ausgesprochen gut gelungen. Der seidig matte Hals fällt prima in die Hand und der mit 12″ flache Griffbrettradius macht nicht nur Rick Vito beim Slide-Spiel das Leben leichter. Die ersten offenen Chords klinge(l)n in jeder Lage schön präsent und intonieren quer über das Griffbrett lupenrein. Der Griff an den Bigsby-Hebel zaubert dabei schon so viel Vibe aus dem Instrument, dass der Verstärker gerne noch ein wenig warten kann. Das Vibrato-System schwingt weich und harmonisch – selbst bei etwas beherzterer Gangart bleibt die Stimmung stabil. Der Ton kann anschlagsdynamisch facettenreich geformt werden und wird mit langem Sustain belohnt.

(Bild: Tom Schäfer)

Am Amp kommt dann schließlich alles zusammen. Die Pickups haben doch etwas mehr Dampf als ich erwartet habe, und so suche ich als erstes die Splitfunktion für die Humbucker. Diese gibt es jedoch nicht, was aber auch nicht nötig ist. Durch leichtes Zurückregeln des Volume-Potis offenbart sich das enorme Klangspektrum der Soulshaker. Die kräftigen Humbucker klingen nun leichter und fokussierter – eher in Richtung P-90-Pickups. Das funktioniert gleich gut bei Hals- und Steg-Pickup, sowie auch in der Zwischenposition. Ich kann also allein mit Volume-Poti und Spieldynamik von crunchigem Twang hin zu singendem Leadtone alles realisieren. Und weit weg von der berühmten „Edge Of Breakup“: auf der cleanen Seite des Amps zeigt sich der Halspickup volumenreich mit seidiger Transparenz. Die Zwischenposition perlt sehr schön und kann wieder durch leichtes Zurückregeln des Volume-Potis geschmackvoll ausgedünnt werden.

Resümee

Soulshaker – das Reverend-Signature-Modell für Rick Vito überzeugt auf ganzer Linie, und das nicht nur für Slide-Spieler. Die Gitarre hat Specs eines Boutique-Instruments, ist vorbildlich verarbeitet und hat sich im Laufe des Tests trotz des recht einfachen Layouts als absolut vielseitiger Begleiter entpuppt. Mit einem gut durchdachten Konzept und ausgewählten, hochwertigen Parts an den entscheidenden Stellen lässt sie ihre Mitbewerber in dieser Preisklasse ziemlich blass aussehen. Wenn man mit dieser Gitarre erst mal ein paar Meilen gezogen ist, ist da richtig Soul drin!

PLUS

  • Konzept, Optik
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit/Handling
  • smooth arbeitendes Bigsby-Vibrato
  • Stimmstabilität
  • beste Komponenten
  • Preis

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2019)

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