Junger Wilder

Test: Rodenberg TB Drive Tyler Bryant Signature Overdrive

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(Bild: Dieter Stork)

Tyler Bryant, 28-jähriger Texaner mit Wahlheimat Nashville, dürfte inzwischen längst dem Status des Geheimtipps entwachsen sein. Seine Band „Tyler Bryant and the Shakedown“ macht nämlich inzwischen auch auf europäischen Bühnen mit kraftvoll dynamischem Hard- und Blues-Rock ordentlich Alarm.

Seit der Texaner vor etwa fünf Jahren von seinem Gitarrentechniker den Tipp erhielt, doch einmal ein Rodenberg GAS 828 auszuprobieren, wurden weder Studio-Sessions noch Live-Gigs ohne dieses Pedal bestritten. Logische Folge war die Entwicklung der ersten Version des TB Drive Shakedown Special Overdrive, bei dem jedoch auf die praktischen Funktionen wie Go! (kurzzeitiges Umschalten durch Halten und Loslassen des Fußschalters) und Bolt (Umschalten beider Kanäle mit nur einem der beiden Fußschalter) verzichtet wurde. Warum? Weil Tyler Bryant diese Funktionen nicht benötigte.

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Nun liegt die neue Serienversion des TB Drive vor, bei der Rodenberg nicht nur das Äußere und das Format des Double-Overdrive-Pedals überarbeitet hat, sondern im Innern auch ein penibler Platinenaufbau zum Vorschein kommt. Zudem wurden auf Wunsch Tyler Bryants leichte Klangoptimierungen vorgenommen. Der True Hardware Bypass wird rein mechanisch geschaltet und zwar gänzlich ohne Störgeräusche! Angesichts des für ein Boutique-Pedal günstigen Preises könnte man Fernostfertigung vermuten, doch: alles handmade in Germany. Steht ja auch drauf.

Außen & innen

Weil Tyler Bryant meist ein Marshall Plexi 100 Watt Top benutzt, erhielt das neue TB Drive statt der Rodenberg-üblichen gelaserten Edelstahlbedienfläche eine solche aus goldenem Plexi-Kunststoff, mit roter Modellbezeichnung in der Schriftart des Bandlogos und schwarzem Bird Scull, dem Markenzeichen von The Shakedown. Das Alugehäuse des TB Drive hat man mitsamt der verschraubten Bodenwanne nachträglich feingeschliffen und alle Bohrungen per CNC vorgenommen. Es finden ausschließlich High-End-Bauteile Verwendung, u. a. auch Neutrik-Klinkenbuchsen. Die Gummifüßchen wurden nicht einfach aufgeklebt, sondern stecken mit ihren Zapfen in Bohrungen.

(Bild: Dieter Stork)

Bis auf den dem Overdrive 2 zuschaltbaren 909 Gain Boost sind beide Kanäle identisch ausgestattet: Drive-, Tone- und Level-Regler, Bass-Boost-Schalter sowie On/Off-Fußschalter. Blaue (OD1) bzw. rote (OD2) LEDs mit verschraubten glasklaren Jewel-Kappen zeigen den jeweiligen Status an, die Anschlüsse begrenzen sich auf Input, Output und stirnseitigen Netzteilanschluss. Das TB Drive lässt sich ausschließlich per Netzteil betreiben, arbeitet jedoch sowohl mit 9 als auch mit 18 Volt stabilisierter Gleichspannung.

& ab geht‘s …

Die Einsatzmöglichkeiten des TB Drive sind vielfältig, da die beiden OD-Sektionen wechselweise oder auch kaskadiert benutzt werden können. Auf diese Weise stehen zwei bzw. drei Sounds abrufbar zur Verfügung. Die in der Bedienanleitung aufgeführten Einstellungen Tylers zeigen, dass er das Pedal eher unkonventionell einsetzt. An seinem leicht anzerrenden Marshall Plexi verwendet er den roten Kanal im 909-Mode als Rhythmus-Sound und schaltet den blauen Kanal, der ja im Signalfluss vor dem roten angeordnet ist, für Leadsounds zu. Dabei sind beide Drive-Regler in 11-Uhr-Position, Tone rot 10, Tone blau 11 Uhr, Output Level rot 15:30, blau 17 Uhr und beide Bass Boosts inaktiv. Es geht also ganz schön heiß zur Sache. Kein 70s oder 80s Rocksound, sondern eher mit modernem Touch und dennoch weit ab von Metal.

Bereits der Rhythmus-Sound zeigt fette erdige Verzerrung, klingt authentisch nach Röhre, druckvoll aber definiert, transparent, durchsetzungsstark und sehr dynamisch. Das Variieren von Verzerrung und Klangfarbe mittels Anschlag, Spielweise und/oder Gitarren-Volume meistert das TB Drive par excellence. Schaltet man den blauen Kanal hinzu, steigt die Kompression nicht übermäßig an, während eine gesunde Dosis zusätzlicher Mitten und Höhen das Durchsetzungsvermögen aufrecht erhalten und den Biss erhöhen, das Sustain auf die Spitze treiben und gleichzeitig Pinch Harmonics fördern. Bemerkenswert: Keinerlei Umschaltgeräusche und selbst im Vollbetrieb extrem geringes Rauschen.

Mangels Marshall Plexi musste während des Tests u. a. mein Ampeg J-20 Combo herhalten, der sich jedoch umgehend mit dem TB Drive verbrüdert hat. Selbst Tyler Bryants Settings funktionieren mit dem kleinen 12-Zoll-Combo vorzüglich. Da haben sich offenbar zwei gefunden! Für Dreikanalbetrieb mit Humbuckern (Kanal blau: Crunch, Kanal rot: Mid Gain, beide Kanäle simultan: Lead-Gain) favorisiere ich folgende Einstellungen:

  • 909-Gain off.
  • Kanal blau: Drive 10:30 Uhr, Tone 13 Uhr, Level 14 Uhr, Bass Boost off.
  • Kanal rot: Drive 15 Uhr, Tone 11 Uhr, Level 13 Uhr, Bass Boost off.

Beim Strat- oder Tele-Einsatz würde ich die Bass Booster und je nach Gain-Bedarf auch den 909-Switch aktivieren.

Resümee

Nachdem der TS-808 inzwischen zum Heiligen Gral unter Overdrive-Effekten avanciert ist und Originale unerschwinglich geworden sind, bieten unzählige Hersteller mal mehr mal weniger gelungene Nachbauten an. Ulrich Rodenberg offeriert mit dem Tyler Bryant Signature Overdrive gleich zwei dieser Zerrer, wenn auch in deutlich optimierter Form.

Das sehr variabel einsetzbare Doppelpedal liefert nicht nur authentische Röhren-Sounds mit ausgezeichneten Zerreigenschaften, sondern besitzt auch beste Dynamik, hohes Durchsetzungsvermögen und zeigt extrem geringe Nebengeräusche. Es lässt sich intuitiv handhaben, besitzt höchst effizient und gleichmäßig agierende Regelmöglichkeiten, geschmackvoll abgestimmte Bass Booster und solide Fußschalter mit perfektem Druckpunkt, die trotz Hardware True Bypass völlig knackfrei arbeiten. Hinsichtlich seiner Verarbeitung lässt das TB Drive Pedal keine Wünsche offen.

PLUS

  • Overdrive-Sounds
  • Ansprache & Dynamik
  • Signalqualität
  • nebengeräuscharm
  • keine Schaltgeräusche trotz Hardware True Bypass
  • Qualität der Bauteile
  • Handhabung
  • Verarbeitung
  • Relation Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2019)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich mag Tube Screamer basierende Pedale eigentlich nicht so und verwende diese nur zum Shapen des Zerrkanals. Rodenberg aber erweitert mit seinen Pedalen den nutzbaren Bereich enorm. Funktioniert selbst am cleanen Amp hervorragend, am zerrenden Amp sowieso. Mein Rodenberg TB Drive gehört für mich zu den unverzichtbaren Tools. Well done…

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