Na was haben wir denn da? Diese beiden kleinen, bunten Klötzchen sehen ja durchaus niedlich aus. Dass JHS mit dem Mini Foot Fuzz V2 und dem Tidewater Tremolo allerdings alles andere als Kinderspielzeug abliefert, erklärt der folgende Test.
Fast jeder Gitarrist kennt das Problem: der Effektmarkt bietet nahezu wöchentlich neue Verlockungen, während das Pedalboard eigentlich schon aus allen Nähten platzt. Was also tun? Sicher – das Board kann man dann und wann natürlich vergrößern, aber das löst ja das Problem nicht gänzlich. Umso erfreulicher also, dass immer mehr Hersteller zusätzlich zu ihren regulären Pedalen kleine und platzsparende Alternativen anbieten. Auch JHS erweitert die Produktpalette nach und nach um diese kleinen Powerriegel und schickt nun ein Fuzz und ein Tremolo im Kleinformat ins Rennen.
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Klein aber groß
Konkret sprechen wir hier über die Maße 92 x 38 x 32 mm, was schon wirklich äußerst platzsparend ist. Die Gehäuse der beiden Testgeräte werden im Inneren nahezu gänzlich von einer in sauberer SMDBauweise aufgebauten Platine ausgefüllt (beim Mini Foot Fuzz V2 sind es sogar zwei); für eine Batterie findet sich hier freilich kein Platz mehr.
Beim komplett in Lila gehaltenen Fuzz finden wir lediglich zwei Potis (Volume und Fuzz) sowie einen Mini-Schalter für zwei unterschiedlich starke Gain-Stufen. Dazu noch der Bypass-Switch und eine grüne LED; das war’s!
Beim blauen Tidewater Tremolo gibt es drei Regler, welche für die Gesamtlautstärke, die Effektgeschwindigkeit und den Mix zuständig sind. Auf der Platine finden sich zusätzlich drei kleine DIP-Schalter, welche Einfluss auf die Tremolo-Geschwindigkeit nehmen. Um diese auch optisch kontrollieren können, ist links neben dem Speed-Poti eine winzige, weiße LED platziert, die mit ihrem pulsierenden Leuchten anzeigt, wie schnell das Pedal eingestellt ist. Insgesamt lässt sich feststellen, dass beide Geräte zwar sehr spartanisch ausgestattet, aber absolut tadellos verarbeitet sind. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern. Zu erwähnen sei noch, das beide Treter lediglich 3 mA Strom brauchen, was natürlich sehr wenig ist und sowohl im Betrieb mit kleineren Netzteilen oder einem Pedalboard-Akku völlig unproblematisch sein dürfte.
Klanglich weiß das Fuzz auf Anhieb zu überzeugen. Mit ordentlich Output wird meinem Verstärker ein Tritt in die Vorstufe verpasst und die Zerrstruktur des kleinen lila Kraftpakets mischt sich wunderbar mit dem Crunch-Sound des Amps. Dabei sind die Gain-Reserven des Mini Foot Fuzz V2 durchaus beachtlich – mit dem Gain-Poti auf Rechtsanschlag fliegt hier so richtig die Kuh. Der kleine, mit +/- beschriftete Schalter nimmt weniger auf den Gain-Gehalt Einfluss, sondern verändert vornehmlich die Zerrstruktur. Während wir auf der Minus-Position ein eher weiches Attack und einen leicht brüchigen Ton haben, wir das Pedal in der Plus-Stellung aggressiver, im Ton etwas straffer, während das Attack deutlich mehr in den Vordergrund rückt.
(Bild: Dieter Stork)
Auch das Tidewater Tremolo erweist sich als vielseitiges und wirklich toll klingendes Pedal. Auf der niedrigsten Geschwindigkeitsstufe, bekommt man hier ein seichtes pulsieren, welches aber schon deutlich schneller ist, als das der alten Fender-Verstärker.
Wer es langsamer möchte, kann aber mit Hilfe der kleinen DIP-Switches auf der Platine nachjustieren. Der Regelweg des Speed-Potis ermöglicht im Auslieferungszustand einen gleichmäßigen Anstieg bis hin zu einem wirklich schnellen Tremolo, das je nach Position des Mix-Reglers mehr oder weniger in den Ton eingreift. Der Klangcharakter bleibt jedoch immer weich und angenehm; der Ton wird also nicht „zerhackt“, sondern eher mit einer weichen Welle umschmeichelt. Übrigens: ein toller Nebeneffekt des Tidewater Tremolos ist seine Boost-Funktion. Dreht man den Mix-Regler ganz nach Links und das Volume-Poti weit auf, erhält man einen kräftigen Lautstärke-Boost, welcher meinen Verstärker von einer cleanen Einstellung in einen satten AC/DC-Crunch schubst.
Resümee
Ganz klar: das Rad neu erfunden hat JHS mit dem Mini Foot Fuzz V2 und dem Tidewater Tremolo wahrlich nicht. Hier haben wir es – zumindest rein klanglich – eher mit zwei alten Bekannten zu tun, die sich aber ein hübsches und vor allem kleineres Outfit zugelegt haben. Wer ein bemerkenswert flexibles Fuzz-Pedal sucht, welches auch mit milden Overdrive-Sounds vertraut ist, sollte das Mini Foot Fuzz V2 durchaus in Betracht ziehen. Gleiches gilt für das ebenfalls toll klingende Tidewater Tremolo, das durch seine butterweichen Klänge ebenfalls zu überzeugen weiß. Sicher – der Preis ist mit € 157 nicht gerade gering, dafür bekommt man aber eben auch zwei wirklich gute Pedale, Made in the USA.