(Bild: Dieter Stork)
Mit seinem EP-Boost hat Xotic vor zehn Jahren Maßstäbe gesetzt und viele Fans unter Profis und Amateuren gleichermaßen gewonnen. Die beiden neuen Modelle ergänzen die Boost-Palette der Kalifornier – und warten dabei mit einigen Updates auf.
Wenn es am EP-Boost etwas auszusetzen gibt, dann die etwas umständliche Bedienung der Dip-Switches im Gehäuseinneren. Will man den Grundsound verändern, muss man das Pedal aufschrauben, um an die beiden Mini-Schieber zu gelangen. Das hat Xotic bei seinen Neulingen anders gelöst und das Mäuseklavier auf die rechte Außenseite gepackt. Außerdem stehen hier vier statt zwei Schalter für eine detailliertere Sound-Formung zur Verfügung.
Und noch etwas ist anders: Ist der EP-Boost als True-Bypass-Pedal konzipiert, lassen sich der Super Clean und der Super Sweet auch im Buffered- Modus betreiben, um bei längeren Kabelstrecken und einer hohen Zahl an Pedalen keine Höhenanteile zu verlieren. Über einen Mini-Switch im Innern kann die Betriebsart eingestellt werden. In Sachen Größe entsprechen die beiden Neuen den beliebten Xotic-Modellen SL Drive, SP Compressor – und eben dem EP-Boost. Sie brauchen auf dem Board also nur minimal Platz. Trotz der kompakten Abmessungen lassen sie sich auch über eine 9-Volt-Batterie mit Strom versorgen. Alternativ können Netzteile von 9 bis 18 Volt angeschlossen werden.
Auf der Oberseite kontrolliert ein Gain- Poti den Umfang der Signalanhebung. Linksanschlag ist dabei jeweils Unity Gain. Der Class-A-Preamp der beiden Pedale fußt auf einem JRC4558-Chip, der schon dem TS-808 Tube Screamer zu großer Beliebtheit verholfen hat. Auch wenn sich die Treter in Sachen Karosserie sehr ähneln, unterscheiden sie sich doch massiv in der Motorleistung. Während der Super Clean das Signal um maximal 12 dB anschieben kann, sind es beim Super Sweet bis zu 20 dB – was schon auf ihre Einsatzzwecke hinweist.
Vereinfacht gesagt: Der Super Clean ist ein Buffer, der boosten kann, der Super Sweet ein Booster, der buffern kann. Xotic beschreibt die Hauptzielgruppe des Super Clean als „Puristen, die am liebsten ohne Umwege in den Amp gehen“, der Super Sweet indes wurde konzipiert, um Fans von Vintage- Pickups eine Option zu geben, ihren Amp ausreichend kräftig anzupusten – etwas, das sie sonst mit Pedalen wie einem Tube Screamer oder Boss SD-1 tun würden.
Identisch ist die EQ-Sektion mit ihren vier Bändern. In der Werkseinstellung schieben beide Pedale die Mitten ab etwa 1 kHz an, will man den Sound feiner justieren, lassen sich drei Frequenzbereiche einzeln oder kombiniert anheben, dazu kommt ein Hi Cut, der ab 4 kHz einsetzt. Dieser wird mit dem ersten Dip-Switch kontrolliert, Schalter 2 sorgt für einen Boost der unteren Mitten ab 250 Hertz, Option 3 verstärkt die oberen Mittenfrequenzen ab rund 500 Hertz – und das je ziemlich breitbandig. Auf der anderen Seite des Spektrums steht über Schalter 4 ein Bass Boost zur Verfügung, der den unteren Frequenzbereich anschiebt.
(Bild: Dieter Stork)
Einen guten ersten Eindruck vermitteln je drei Sample-Settings, die in den Bedienungsanleitungen abgedruckt sind. Ob als Solo Boosts, Amp-Übersteuerer, Pickup-Angleicher bei verschiedenen Gitarren oder auch, um den Gitarrenton anzuwärmen und -fetten – die beiden Neulinge decken dank unterschiedlicher Konzepte und variabler EQ-Einheit ein breites Spektrum ab. In der Praxis bietet sich der Super Clean als exzellenter Cleanbooster für unverzerrte Soloparts à la Knopfler, Gilmour & Co. an, außerdem bei Funk- Singlenote-Linien, Rockabilly oder souligem Blues im Stil von Robert Cray.
Auch voll aufgerissen bleibt er mit Singlecoils auf der moderaten Seite. Der Super Sweet präsentiert sich im Vergleich als kerniger Rocker, der einen Amp bei Bedarf auch ordentlich überfahren kann und damit deutlich mehr Zerr-Potential in sich trägt. Hierbei empfiehlt es sich besonders, Zeit in die optimale Kombination von Amp, Gitarre, Gain-Pegel und EQ-Kurve zu verwenden – es lohnt sich definitiv, denn der Super Sweet bietet sich auch als potenter Sound-Former für Fans von Classic Rock, Texas Blues und ähnlich erdig-kraftvollen Stilen an.
Wie alle guten Booster lassen sich auch die beiden Xotics prima in ein Setup mit einem Drive-Pedal integrieren – ob davor oder dahinter, hängt wiederum vom Einsatzzweck und vom persönlichen Geschmack ab. Im Test hat beides bestens funktioniert. Noch ein Wort zum Handling: Beide Pedale machen einen sehr wertigen Eindruck und liegen angenehm in der Hand, mit gut 300 Gramm sind sie trotz ihrer kompakten Maße nicht die leichtesten Pedale – was in Kombination mit den vier aufgeklebten Füßen für ausreichend Stabilität auch im Stand-Alone- Betrieb abseits von einem Pedalboard sorgt.
(Bild: Dieter Stork)
Resümee
Mit dem Super Clean und dem Super Sweet hat Xotic sein Programm sinnvoll ergänzt – beide Pedale sind einfach zu bedienen, liefern aber dank ihrer Dip- Switch-Sektion ein relativ breites Spektrum an Sound-Optionen. Auch wenn sie sich optisch ähneln, habe beide ein klar umrissenes Aufgabengebiet. Damit machen sie auch nebeneinander auf dem Board eine gute Figur.
PLUS
- Soundoptionen
- außenliegende Dip-Schalter
- kompakte Bauweise
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2019)