von Christian Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
Kaum ein Gitarrist der neuen Metal-Generation hat so intensiv und lange an seinen diversen Signature-Produkten gearbeitet, wie Misha Mansoor von Periphery. Ob nun Verstärker, Pedale oder eben Gitarren – der sympathische Brite hat seine Finger überall im Spiel. Nun gibt es aus Jacksons Pro Serie ein Update des Juggernaut HT6 Models.
Im Grunde sind sich Signature-Gitarren und Formel-1-Autos gar nicht so unähnlich, wie man zunächst vermuten würde. Für ein gutes Rennergebnis bedarf es neben einer extrem präzisen Verarbeitung des Wagens und einer entsprechenden Motorleistung, einer engen Zusammenarbeit mit dem Piloten, der dieses 300km/h schnelle Geschoss über die Rennstrecke manövrieren soll. Am Ende zählt neben der technischen Leistung vor allem die Abstimmung des Wagens auf den Fahrstil und die Wünsche des Fahrers. Ähnlich verhält es sich mit einer guten Signature-Gitarre.
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Misha Mansoor und seine Band Periphery loten in ihren Songs häufig die Grenzen des Machbaren aus und stellen alleine schon durch die Art der Komposition einen hohen Anspruch an ihre Instrumente. Dementsprechend naheliegend ist es, dass Mansoor einen hohen Einfluss bei der Entstehung und vor allem der Weiterentwicklung seiner Juggernaut Gitarren hat.
boxenstopp
Grundsätzlich hat sich gegenüber dem Vorgängermodell der Jackson HT6 (siehe Test Ausgabe 07/2017) gar nicht so viel verändert – man kann auf jeden Fall feststellen, dass das Grundrezept an sich gleich geblieben ist. Der dreiteilige Lindenkorpus wurde mit einem dünnen Furnier aus Quilted Maple versehen, welches in der neuen Chlorine-Burst-Lackierung wirklich sehr gut zur Geltung kommt.
Direkt in das Korpusholz geschraubt finden wir die beiden eigens für Misha Mansoor entwickelten Jackson-MM1-Humbucker. Genau wie beim Vorgänger, wird auch bei der HT6QM die hauseigene Fixed-Bridge verbaut, die sehr an das nahezu baugleiche Modell von Hipshot erinnert. Genau wie die leicht in der Decke versenkten Poti-Kappen und die Jackson-Die-Cast-Locking-Mechaniken, ist auch die Brücke schwarz beschichtet und sorgt damit für eine einheitliche Optik der Gitarre.
Als einziger Wermutstropfen fällt leider der etwas knapp bemessene Slot für den Fünf-Weg-Switch auf, welcher deswegen auf der Halsposition nicht sauber einrasten kann, ohne das kleine Kunststoffhütchen vom Schalter zu schieben.
Eine weitere wesentliche Neuerung bei unserer Test-Gitarre ist der Hals. Jackson verwendet anstatt eines normalen Ahorns nun das sogenannte Caramelized-Maple-Holz, welches durch die Wärmebehandlung und das anschließende Öl-Finish einen hellbraunen, an Kakao erinnernden Farbton angenommen hat. Auch das Griffbrett – bei der alten HT6 noch aus Ebenholz – ist nun aus diesem karamellisierten Ahorn gefertigt.
(Bild: Dieter Stork)
Die kleinen Off-Center-Dots und die seitlichen Luminlay-Einlagen sind geblieben und auch an den 24 sehr sauber eingelassenen Jumbo-Bünden hat sich nichts verändert. Ebenfalls unverändert ist die sensationell gute Spielbarkeit der Jackson Juggernaut HT6QM. Durch das sehr ergonomische Body-Shaping und den flachen aber nicht zu dünnen Hals, bietet unser Test-Instrument eine sehr universelle Handhabung, die den allermeisten Gitarristen entgegenkommen dürfte. Der Hals liegt angenehm satt in der Hand, lässt sich jedoch – auch dank des wunderbar ergonomisch geformten Halsfußes – bis in die ganz hohen Lagen, wunderbar bespielen.
Schon trocken beeindruckt die HT6QM bereits bei den ersten Akkorden mit einem sehr offenen und trotzdem ausgewogenen Klangbild, die Töne schwingen in allen Lagen des Halses gleichmäßig aus und das Sustain unterstreicht den guten, ersten Eindruck abermals. Am Verstärker zeigt die Gitarre dann, dass die hauseigenen MM1-Tonabnehmer richtig was zu bieten haben.
Das Attack ist mit einer explosiven Dynamik gesegnet, ergänzt durch ein wuchtiges aber gleichermaßen präzise umrissenes Bassfundament, und es macht einfach wahnsinnig viel Spaß, die vielen unterschiedlichen Sounds zu erkunden, die die HT6QM zu bieten hat. Dabei liegen die Stärken des Steg-Humbuckers ganz klar im Distortion-Betrieb, während der Hals-Pickup und die Zwischenpositionen auch bei Clean- und Crunch-Sounds eine richtig tolle Figur machen.
(Bild: Dieter Stork)
resümee
Nach einem kurzen Stopp in der Boxengasse, starten Jackson mit der neuen Juggernaut HT6QM wieder voll durch. Hier wurde vieles vom Vorgängermodell übernommen und durch ein paar wenige, aber tolle Features ergänzt. Vor allem der neue Hals aus dem wärmebehandelten Ahorn macht sowohl optisch als auch klanglich eine enorm gute Figur. Alles in allem bleibt festzustellen, dass Jackson mit den Juggernaut-Instrumenten aus der Pro Serie ein wirklich unheimlich attraktives Paket schnürt: Hier bekommt man schlichtweg richtig viel Gitarre zu einem vergleichsweise geringen Preis.
PLUS
• Verarbeitung
• Bespielbarkeit
• Optik
• Holzwahl
• Klang
• Preis/Leistung MINUS
• Slot für Pickup-Schalter zu kurz
Misha ist US-Amerikaner und kein Brite 😉