Feine Doppelklinge… für das Beste im Mann

Test: UniCut Guitars Shoto Double Blade Deluxe

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Originelles Design, extraordinäre Tonhölzer, famose Verarbeitung – mit seinem Modell Shoto legt uns Florian Lüttke eine ganze Reihe von guten Gründen zur Lobpreisung des individuellen heimischen Gitarrenbaus auf den Tisch. Bedarf es aber eines Schwertes, um den zu verteidigen? Wir ziehen sicherheitshalber mal blank!

Florian Lüttke ist gelernter Kunst- und Antiquitätenschreiner, aber seit jeher auch aktiver Gitarrist. Schon in der Lehre begann er mit dem Gitarrenbau und konnte sich, getrieben von Leidenschaft, dann vor zehn Jahren endlich den Traum von einer eigenen Werkstatt im Flecken Kranzberg nördlich von München erfüllen.

Anzeige

Neben Reparaturen aller Art erfüllt er dort Wünsche nach Custom-Gitarren, hat aber mit der Shoto, inspiriert vom japanischen Schwert gleichen Namens, auch ein eigenes Modell in verschiedenen Varianten entwickelt. Die kleine Serie umfasst Ausführungen als Double-Cut, Single-Cut, Semi-Akustik und Bass (Test von Letzterem in G&B 04/18).

Ambitioniertes Handwerk

Das Modell Shoto Double Blade Deluxe setzt mit den zugespitzten und weit geöffneten Cutaways seines markanten Korpus-Designs plus Matching Headstock in Reverse-Bauweise unverwechselbare Akzente. Nach dem augenfälligen formalen Aufriss wird unser Interesse dann aber sofort auf die hohe Qualität der verwendeten Materialien und deren detailreiche Verarbeitung gelenkt. Sofort ist klar: hier will jemand hohen Ansprüchen gerecht werden.

Der Korpus der vorliegenden Shoto besteht aus zweiteiligem Black Limba von beeindruckender Maserung, dem ein „bookmatched“ gefügtes planes Curly Maple Top von ca. 8 mm Stärke aufgesetzt wurde. Die abflachenden Konturen an den Deckenrändern sind von schwarzen Pinstripes optisch markant in Szene gesetzt. Am Boden finden wir unten wie oben einen pointiert gesetzten Kehlschnitt, der wunderbar ausgewogen die Mitte zwischen delikater Optik und spielpraktischem Nutzen trifft. Ein exquisites Detail finden wir auch in dem Deckel des E-Fachs aus Curly Maple mit schwarzen Lackstreifen.

Abgeglichener Hals-Korpusübergang (Bild: Dieter Stork)

Der perfekt in seine Halstasche eingepasste einteilige Hals aus „quartersawn“ Black Walnut ist mit fünf versenkt angebrachten Schrauben fest im Korpus verankert, der entsprechende Aufnahmebereich zeigt handfreundliche Abgleichung.

In das von dezent-schickem Binding (Ebenholz mit Vogelaugenahorn) eingefasste Griffbrett aus Mooreiche (10-14″ Compound Radius) wurden 22 Jumbobünde aus Edelstahl eingesetzt. Die sind sauber kantenrund verarbeitet und recht weit an den Griffbrettrand für möglichst große Saitenauflage geführt.

Lobenswert große Luminlay Sidedots markieren die Lagen; die japanischen Schriftzeichen am 12. Bund stehen für Shoto = kleines Schwert. Die leicht abgewinkelte Kopfplatte im Matching Headstock Design deutet – wie die Korpushörner – die Shoto-Schwertklinge an und ist mit in Lochbohrungen versenkt montierten Schaller Locking Tunern ausgerüstet, von denen die Saiten mit geradem Zug auf den schwarzen Acryl-Sattel geführt werden.

Griffbrett aus Mooreiche mit Edelstahl-Bundierung (Bild: Dieter Stork)

Am Korpus finden wir zur Saitenhalterung die Schaller Hannes Bridge verbaut, ein modernes Stegsystem mit Strings-thru-body-Saitenführung und einzeln justierbaren flachen Saitenreitern aus Kohlefaser/Teflon.

Die Elektrik ist rudimentär effektiv ausgelegt: Harry Häussels ohne Rahmen direkt in den Korpus geschraubten VIN+-Bridge- und VIN-Neck-Humbucker mit of fenen Kappen werden mit einem Dreiwege-Toggle-Switch konventionell geschaltet und von nur einem Volume-Regler mit griffigem Dome-Knopf kontrolliert.

Der Hals-Humbucker kann dank der im Regler angelegten Split-Funktion (Push/Pull) optional in einen Singlecoil verwandelt werden. Ein Blick ins mit Carbon-Farbe ausgepinselte E-Fach zeigt saubere Arbeit, die Pickup-Kabel blieben ungekürzt für die Möglichkeit des „jungfräulichen Ausbaus“. Für eine gesicherte Kabelführung hinter dem Gurt wurde die Anschlussbuchse schräg in die Zarge hinten unten platziert.

Der Hals ist rückseitig Öl/Wachs-versiegelt; die Kopfplatte allerdings wie der Korpus in Hochglanz klar lackiert. Bemerkenswert an diesem Instrument ist die große Widmung an jedes Detail und eine in Summe handwerklich perfektionistische Umsetzung.

Originäre Tonsprache

Der Korpus der UniCut Shoto Double Blade Deluxe ist großzügig zugeschnitten, bietet mit seinen fluffigen Konturen, abgerundetem Hals-Korpusübergang und weit geöffneten Cutaways eine komfortable Handhabung. Als weitere Komfortfaktoren sind auch noch der samtige Griff des Halsrückens, die glatte Oberfläche der Schaller Hannes Bridge und die glanzpolierte Bundierung mit Stainless Steel Jumbo Frets im aufsteigend flacher werdenden Griffbrett bei optimal eingerichteter Saitenlage zu nennen.

Das fühlt sich in Summe sehr gut an! Wie bereits erwähnt, wurde den Bünden maximale Breite belassen, was die Gefahr des Abrutschens der Saite über die Kante mindert, andererseits aber auch bei manchen Handhaltungen eine leichte Eckigkeit im Spielgefühl vermittelt. Die Ausführung ist natürlich genau so gewollt und zeichnet sich durch eine sehr saubere Verrundung der Bundenden aus. Wer es anders will: kein Problem bei so einem Custom-Instrument.

Das akustische Tonvermögen der UniCut zeichnet sich durch eine kraftvolle Klangentfaltung mit drahtigem Kern und warmer Herznote aus. Eine gut Mischung aus straffem Bass, runden Mitten und offenen Höhen, die sich in schlüssigen Akkordbildern mit harmonisch interagierenden Stimmen manifestiert.

Bewährtes Harry-Häussel-Doppel: VIN und VIN+ (Bild: Dieter Stork)

Die verbauten Humbucker von Harry Häussel – VIN in der Neck- und VIN+ in der Bridge-Position – sind gute alte Bekannte mit verlässlicher Tonwandlung, die in dieser Gitarre den akustisch substanziellen Ton mit hoher Präsenz elektrisch zu wandeln wissen.

Der VIN setzt in der UniCut vollmundig, tiefgreifend und sehr direkt um. Er hält die Bässe stramm und stabil, worauf sich in klaren Amp-Einstellungen griffig transparent aufgelöste Akkorde bauen lassen. Der Ton spricht leicht an, steigt spontan auf und entfaltet langes Sustain.

Im Overdrive erhöht sich die schon bemerkte Feinnervigkeit nochmals, was sich in bemerkenswert direktem Reflex auf jede Fingeraktion äußert. Mit höchst präsenter Darstellung werden nun Akkorde umgesetzt, Linien mit perkussiv markanter Angriffslust ins Feld geführt.

Scharfkantig und mit offensiver Attitüde machen sie dem Namen Shoto alle Ehre, denn mit diesem Schwert ist es leicht, Kampfposition einzunehmen. Entschärfen lässt sich diese brisante Schneide auch nur durch Zurücknehmen des Ausgangspegels, auf eine Tonbedämpfung wurde ja zugunsten der unmittelbaren Umsetzung verzichtet.

Der VIN+ zeigt namensgemäß mehr Muskeln, verfügt aber dennoch über ausgeprägte Höhen, die bei Häussel ja nie unterbelichtet kommen. Akkordarbeit im Clean-Bereich ist folglich von erfreulicher Transparenz geprägt, kaum eingeschränkt durch die leichte Kompression in den oberen Mitten.

Gehen wir in den Zerr-Modus, so fletscht die Shoto wiederum ihre scharfen Zähne, nochmals zugespitzt mit eminenter Aggression. Vergiss das VIN im Namen, denk eher Rammstein. Hier geht es nicht um Vintage-Seeligkeit, hier gibt es auf die Fresse. Das ist vielleicht jetzt etwas grob dargestellt, aber Kante geben ist halt Prinzip, was keineswegs heißen soll, dass sich dieses Schwert nicht auch wie ein Skalpell führen lässt.

Den befähigten Samurai einmal vorausgesetzt, sind auch Martial Arts mit ihm in Vollendung in Szene zu setzen. Alles da, was der Kämpfer braucht: Stringenz, Beweglichkeit, Schnellkraft, Ausdauer, Durchsetzungsfreude – weniger militant ausgedrückt folgt das Instrument Eins zu Eins der Spielerintention, setzt jede Aktion spontan und elastisch leichtfüßig um.

Optional ist per Push/Pull dann auch noch der geteilte Hals-Humbucker zu haben, der die Farbpalette mit einer kehligen Singlecoil-Variante ergänzt, wie auch in der Mittelstellung des Schalters dann noch zwei zweifellos nützliche Sounds angelegt sind.

Zum Schluss noch: Der Volume-Regler ist unverständlich weit weg von den Saiten platziert, bzw. von der agierenden rechten Hand, was Blendmanöver stark einschränkt. Gut, braucht ja vielleicht nicht jeder und im Custom-Gitarrenbau ist die Anordnung der Regelelemente sowieso Verabredungssache.

Resümee

Mit dem Modell Shoto Double Blade Deluxe feiert Florian Lüttke den zehnten Jahrestag seiner professionellen Selbstständigkeit als Gitarrenbauer. Das auf moderne Belange hin ausgerichtete und mit Akribie erstellte Instrument wartet nicht nur mit höchst interessanter Tonholzkombination auf, sondern vermag es auch, dieselben in Form und Funktion zu absolut erfreulichen Ergebnissen zu führen.

In der Handhabung nicht weniger als großartig, gewinnt die Shoto das Herz des Spielers aber vor allem durch ihre außerordentliche elektrische Kraft und Rasanz. Dieses Schwert hat scharfe Schneiden und wendet sich mit seiner tendenziell aggressiven Tonwandlung fraglos an den Draufgänger, den Heißsporn, den harten Rocker. Bei aller theatralischen Zuspitzung verbirgt sich hinter dem Harnisch aber ein hochprofessionelles Arbeitsgerät, das sich bestens steuern lässt und, wie unschwer diesen Zeilen zu entnehmen, die Fantasie kräftig anregt. Das musst du als Gitarrenbauer auch erst einmal schaffen!

PLUS

  • originäres Design
  • exquisite Hölzer
  • Schwingverhalten
  • Häussel Pickups
  • extra scharfe Sounds
  • direkte Tonwandlung
  • Hals, freigestellter Tonraum
  • Stainless Steel Bundierung
  • beste Handhabung
  • minutiöse Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2019)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.