Purple Promises

Test: LTD Xtone PS-1000

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(Bild: Dieter Stork)

Mit dem Modell PS-1000 eröffnet LTD eine neue Serie, die Xtone Collection, von „high-performance semi-hollow guitars that sound and look equally great for metal as they do alternative rock, indie folk, or progressive“, mit Instrumenten also, die vielfältige Ansprüche erfüllen sollen. Das ist uns natürlich einen näheren Blick auf diesen mutmaßlichen Hansdampf in allen Gassen wert.

Alternativ gibt es das Modell PS-1000 neben der deckenden Purple-Sparkle-Lackierung auf massiver Mahagonidecke auch noch mit Flamed Maple Top in der durchscheinenden Farbe Violet Shadow.

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Durchgeführter Hals trifft Mahagonikorpus

Interessante Konstruktion: Set-Thru-3-Piece-Maple-Neck, also durchgehender, dreiteilig gefügter Ahornhals, kombiniert mit einem ausgefrästen Mahagoni-Body. Das großzügig geschnittene einzelne f-Loch auf der leicht gewölbten massiven Decke gibt Einblick in eine der beiden in den Korpusflügeln angelegten Hohlkammern. Die elegante Linienführung der Gitarre wird durch ein mehrfaches Decken-Binding optisch effektiv hervorgehoben. Dem schwungvoll vom oberen Horn hinunter in das tief geschnittene Cutaway geführten Hals-Korpusübergang verschaffte man eine ausgeprägte Abflachung zur bestmöglichen Erreichbarkeit der hohen Lagen.

Abgerundeter Hals-Korpusübergang (Bild: Dieter Stork)

Das eingebundene Griffbrett aus Macassar Ebony protzt mit üppigen Blockeinlagen aus Permutt und Abalone, wichtiger ist aber die sauber und kantenrund ausgeführte Bestückung mit 22 extrastarken Jumbo-Bünden. Die Kopfplatte mit ebenfalls eingebundener Front ist im Winkelübergang mit einer Volute am Halsrücken unterhalb des Sattels aus Kunststoff verstärkt und wurde mit LTD Locking Tunern ausgestattet. Am Korpus laufen die Saiten über eine TonePros Locking TOM Bridge zum Stop Tailpiece.

Elektrik: Zwei in schwarzen Rähmchen auf die Decke gesetzte Seymour Duncan Phat Cat Pickups in Kappen aus Kunststoff, P-90-Typen im Humbucker-Format mit Alnico-2-Magneten, stehen in Verbindung mit individuellen Volume- und Tone-Reglern. Ein dahintergesetzter Toggle Switch schaltet die Pickups konventionell einzeln oder zusammen.

Der Bereich im Korpusinneren um die Alpha 500-kOhm-Pots herum wurde mit Isolierfarbe ausgepinselt, der Deckel des Zugangs zur Elektrik mit Alufolie beklebt, das alles ist sauber ausgeführt. Was bleibt noch zu erwähnen? 628 mm-Mensur, schwarze Hardware, dreischichtiges kleines Pickguard und eine rundum tadellose Fertigung auf hohem Industrieniveau.

tausendsassa

Die LTD PS-1000 ist eine aus ergonomischer Sicht bestens geschnittene Gitarre, die sich perfekt ausrichtet und auf dem der rechte Arm wegen der sanft gerundeten Decke komfortabel aufliegt. Gut, am Boden könnte jemand eine Anlagebucht vermissen, aber das würde die semiakustische Bauweise verkomplizieren und ein Instrument verteuern, das auch so mit lässiger Handhabung zu überzeugen weiß.

Jedenfalls finden wir ungezwungenen Zugang zu diesem Arbeitsgerät, und der mittelstarke Hals mit seinem seitlich gut verrundeten, keinesfalls zu flachen Thin U-Profil und den recht hohen, aber glanzpolierten Jumbobünden bringt uns sofort Spielfreude. Unüberhörbar springt der Ton aus dieser Gitarre mit semiakustischer Artikulation vor, lässt klar umrissene Akkorde und perkussiv markante Linien aufleuchten, die einen leicht trockenen Geschmack von Holz vermitteln. Will meinen, es klingt sehr lebhaft und organisch.

LTD Xtone PS-1000
Durchgeführter Hals mit fluffigem Profil und sauberer
Jumbobundierung im Ebenholzgriffbrett

So weit, so gut – gehen wir mit diesen verheißungsvollen Voraussetzungen nun also in den Amp und lassen die fette Katze aus dem Sack:

Die Seymour Duncan Phat Cat Pickups sind P-90-Typen mit Alnico-2-Magneten in Humbucker-Größe, leicht ‚overwound‘ auf guten Mittenbiss und sensibles Attack-Verhalten hin konzipiert. Der Nachweis für diese Behauptungen ist auch schnell erbracht: über den Tonabnehmer in Halsposition gespielt kommt ein elementar elektrischer Sound ans Ohr, volltönend rund, weit vorn stehend und obertonreich. Konturstark in jeder Hinsicht erfreuen uns vor allem die knackigen Bässe, aber auch der warm plastisch zeichnende Mittenbereich und die freien Höhen überzeugen voll.

Perfekt auch das Dynamikverhalten der Gitarre, Intensität und Tonfarbe lassen sich mit dem Plektrum pointiert steuern. Im Zerrmodus tritt diese bemerkenswerte Anschlagssensibilität dann noch deutlicher hervor. Powerchords federn schnell und präzise ab, kommen mit tollem dunklem Growl aus den Speakern, Sololinien heben die Einzelnoten bemerkenswert markant hervor, erscheinen dennoch geschmeidig und fett drückend.

Wir wechseln auf den Phat Cat Pickup am Steg und freuen uns über das nun etwas enger gefasste, stringent drahtige, aber immer noch erfreulich plastische und höhenreiche Klangbild. Das verschafft Akkorden bei clean eingestelltem Amp eine kompakte, überaus stabile Griffigkeit. Im Overdrive wird aus der schnurrenden Katze dann aber sofort ein angriffslustiger Tiger. Ein gewisser glasiger Twang ist nun im Spiel, auch bringt sich die semiakustische Konstruktion mit dieser besonders leicht reizbaren Ansprache wieder in Erinnerung, auf jeden Fall aber schneidet der charaktervolle und standfeste Ton bestens durch jeden Mix.

Schön auch, dass sich die klar strukturierten Linien auch noch besonders effektiv per Anschlag und Artikulation (Hammer-ons, Pull-offs, Bendings etc.) in ihrer Intensität und Klangfarbe formen lassen. Übrigens sind Volume- und Tone-Poti für den Steg-Pickup oben platziert, was uns den Vorteil des schnellen Zugriffs auf Letzteren, z. B. für das Einblenden von Tönen mit dem kleinen Finger der rechten Hand (Violining) gibt.

Sehr schön glockig und frei tönt dann auch noch die Kombination der beiden großen P-90-Pickups. Über den Akkorden liegt in dieser Schaltstellung ein offen kehliger, absolut perlfrischer Glanz, der nicht nur im Crunch-Modus mit geradezu herzhaft aufreißenden Sounds zu überzeugen weiß.

Abschließend noch: Die Pickups sind reverse wind, reverse polarity (RW/RP) verschaltet, sodass (nur) die Mittelstellung frei von Nebengeräuschen bleibt. In den Alleinschaltungen brummen die Singlecoils konstruktionsbedingt wie üblich mehr oder weniger je nach Position zum Amp hin.

LTD Xtone PS-1000
Seymour Duncan Phat Cat P-90-Pickups (Bild: Dieter Stork)

resümee

Mit dem Modell PS-1000 aus der neuen Xtone Collection gibt LTD uns ein ergonomisch erfreulich rund gemachtes und in jeder Hinsicht funktionsstarkes Instrument an die Hand. Über das fluffige Thin-U-Halsprofil mit bestens gerundeten Griffbrettkanten und den geschmeidig gestalteten Hals-Korpusübergang kommen unsere Hände in jeder Hinsicht schnell und freudvoll ins Geschäft, sind mit Powerchord Comping im Tieftonbereich so glücklich wie bei exzentrischem Solospiel. Das ist natürlich nicht nur den glänzenden Spieleigenschaften zu danken, sondern auch dem beachtlichen Tonvermögen dieser anpassungsfähigen Gitarre.

Die semiakustische Konstruktion mit durchgeführtem Hals wird von den starken Duncan Phat Cat Pickups einfach mit großartigen Sounds in Szene gesetzt, Ansprache und Dynamikverhalten können wir nur loben. Und tatsächlich will man diese trefflich konstruierte, sauber gefertigte und perfekt ausgestattete Gitarre auch keinem bestimmten Genre zuordnen.

Diese glitzernde Dame kann auf vielen Hochzeiten tanzen und sie zu begehren, kostet weder den Verstand noch ein Vermögen – check it out!

PLUS
• stimmiges Design
• semiakustische Konstruktion
• durchgeführter Hals
• starke Phat Cat Pickups
• plastische Sounds
• Ansprache/Dynamik
• gute Verarbeitung
• Preis/Leistung

LTD Xtone PS-1000

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2019)

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