Für alle Fälle
Test: XVive U3 Microphone Wireless System
von Michael Dommers, Artikel aus dem Archiv
Steigendes Interesse an den kleinen U2 Wireless Systemen für Gitarre, Bass und andere Instrumente motivierte den chinesischen Hersteller zur Entwicklung eines drahtlosen Kompaktsystems, das mit dynamischen Mikrofonen und Geräten mit symmetrischen D.I.- oder Line-Ausgängen kompatibel ist. Endlich können Vokalisten und -listinnen kostengünstig ihr Lieblingsmikrofon „abkabeln“.
Zugegeben, dieses Konzept ist beileibe nicht neu und wurde als Analogsystem u. a. bereits vor 23 Jahren von der damaligen deutschen Firma Zeck Audio für das VHF-Band (170-220 MHz) angeboten. Nun ja, dank technischer Fortschritte ist das XVive U3, vor allem den Empfänger betreffend, nicht nur deutlich kompakter, sondern auch leistungsstärker und nicht zuletzt leichter zu bedienen.
kompaktdesign
Das XVive U3 besteht aus zwei einander ähnelnden Komponenten mit Gehäusen aus robustem ABS-Kunststoff und Alu-Druckguss, die wesentlich leichter zu unterscheiden sind als die eineiigen U2 Units. So differieren sie nicht nur hinsichtlich ihrer XLR-Anschlüsse (männlich/weiblich), sondern sind auch an den Antennengehäusen und Bedienelementen zu erkennen. Die oftmals mechanisch stark beanspruchten XLR-Stecker münden in stabilen Kappen aus Alu-Druckguss, und der Sender rastet stramm und sicher in den Mikrofonausgang ein. Ein Gummiring verhindert jegliches Wackeln, ein komfortabler Hebel löst die Verbindung wieder.
Während der U3-Sender Schiebeschalter für Power/Mute und Mic/Line-Pegel bietet, begnügt sich der Empfänger mit einem Power Switch. Ein Taster übernimmt die Wahl eines der sechs möglichen Übertragungskanäle, die bei beiden Komponenten durch konstante blaue Hintergrundbeleuchtung angezeigt werden. Nach dem Einschalten informieren kurz aufleuchtende rote LEDs über den Akkuzustand, eine zusätzliche grüne am Empfänger zeigt den Status des empfangenen RF-Signals und somit die bestehende Funkstrecke an.
Um während der Performance einen versehentlichen Wechsel des Kanals auszuschließen, wird der Taster nach 15 Sekunden automatisch gesperrt. Quasi per Doppelklick lässt er sich wieder entsperren. Bis zu sechs U3s können simultan betrieben werden. Ein Manko dieser kompakten Geräte ist, dass sich die leistungsstarken Lithium-Akkus nicht austauschen lassen. Immerhin bescheinigt man diesen eine extrem lange Lebensdauer ohne Memory-Effekte.
easy going
Mithilfe des beiliegenden Y-USB-Kabels lassen sich die Akkus von Sender und Empfänger gleichzeitig über ihre USB-Micro-B-Buchsen laden. Für Firmware Updates o. ä. sind diese nicht vorgesehen. Ein entsprechendes 5-Volt-USB-Netzteil liefert XVive nicht mit, dürfte jedoch inzwischen in den meisten Haushalten zu finden sein. Während des Ladens leuchten die roten LEDs konstant und erlöschen sobald die Akkus voll sind. Laut XVive sind die Ladezeiten gerade mal halb so lang wie die resultierenden Betriebszeiten. So lässt sich das System nach 15 Minuten Ladedauer 30 Minuten lang betreiben, für eine Vollladung sind bis zu 2:30 Stunden einzuplanen.
Die Übertragungskanäle müssen an beiden Komponenten eingestellt werden, alles andere als eine zeitraubende Angelegenheit. Der U3-Sender bietet eine Mute-Funktion, die automatisch und völlig störgeräuschfrei aktiviert wird, wenn man den Power-Schalter in die Off/Mute-Position bringt.
Im direkten Vergleich mit einem hochwertigen XLR-Mikrofonkabel überträgt das XVive U3 nicht nur nebengeräuscharm, klar und klangneutral, sondern liefert auch für Digitalsysteme überraschend stabile Signale, bei denen selbst durch zwei Zimmertüren hindurch im übernächsten Raum keine Dropouts festzustellen sind. Die wandlerbedingte Latenz von maximal 5 Millisekunden kann dabei getrost vernachlässigt werden.
Das U3 überträgt die Signale eines dynamischen Mikrofons ohne Fehl und Tadel und mit exzellenter Dynamik. Allerdings ist zu beachten, dass Vokalmikrofone in der Regel begrenzte Frequenzbereiche übertragen, die das Spektrum des U3 niemals ausschöpfen können. Wie alle Wireless-Systeme ist auch das U3 nicht für den Betrieb mit Kondensatormikrofonen vorgesehen.
resümee
Nach dem U2 präsentiert XVive mit dem U3 Microphone Wireless ein ultra kompaktes, klangneutral, nebengeräuscharm und dynamisch übertragendes Drahtlossystem, das ein ebenso lineares wie stabiles Funksignal überträgt. Das U3 ist in Rekordzeit betriebsbereit und kinderleicht zu handhaben. Der nicht austauschbare Akku wirft nur einen leichten Schatten auf das ansonsten sehr gut durchdachte und realisierte Konzept, welches für seinen Preis Erstaunliches bietet.
PLUS
• Übertragungsqualität
• Dynamik
• nebengeräuscharm
• kompatibel mit allen dynamischen Mikrofonen und Line-Outs mit XLR-Male-Anschluss
• Bedienung
• kompakte Maße & Design
• Preis/Leistung
MINUS
• Akku nicht austauschbar
(erschienen in Gitarre & Bass 02/2019)
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