Eines der heikelsten Themen bei der Nutzung von Effektpedalen ist die Stromversorgung. Fast jeder Musiker, der mehr als nur einen Verzerrer und vielleicht ein WahWah betreibt, kommt früher oder später, mit ominösen Brumm-, Rausch- oder Fiep-Problemen in Berührung. Meist erweist sich die erste Einschätzung „Mein Effektgerät ist kaputt“ dann als falsch, weil das Gerät alleine betrieben, ganz prima funktioniert.
Wenn dann auch die Prüfung der Signalverkabelung positiv verläuft und man zu dem Schluss kommt, dass alle Patchkabel in Ordnung sind, hilft vielleicht ein Blick auf die Stromverkabelung, denn hier liegt oft der Hund begraben. Wir wollen uns deshalb in dieser Folge ein paar Grundsätze der Spannungsversorgung anschauen.
Anzeige
batterien sind auch keine lösung
Die ersten Effektgeräte waren für den Betrieb mit Batterien – meist 9-Volt-Blöcke – konzipiert. Erst im Laufe der 70er-Jahre wurden v. a. die Pedale der japanischen Massenhersteller dann mit Anschlüssen für Netzteile ausgerüstet. Batterien haben den Vorteil, dass sie einen sehr sauberen Gleichstrom liefern, mit dem Bodenpedale wunderbar zurechtkommen – vorausgesetzt ihr Strombedarf ist nicht so hoch.
Das war bei den alten analogen Geräten auch nicht der Fall. Ein altes Fuzz oder Overdrive, das womöglich mit nur einem oder zwei Transistoren arbeitet und ohne Status-LED auskommt, kann sich durchaus mit weniger als 10 mA zufrieden geben und selbst komplexere Verzerrerschaltungen verbrauchen in der Regel nicht mehr als 35 mA. Analoge Modulationseffekte verlangen zwar schon etwas mehr Energie, kommen aber meist nicht über 80 mA Strombedarf.
Digitale Effekte sind dagegen deutlich hungriger und saugen einen normalen 9-Volt-Block problemlos innerhalb weniger Stunden leer. So richtig gierig sind digitale Multieffekte. Die wollen durchaus mit 500 mA oder mehr gefüttert werden. Damit ist eine Batterie dann definitiv überfordert.
Aber auch wer sein Pedalboard nur mit analogen Effekten bestückt, wird mit einem Batteriebetrieb nicht glücklich. Denn das ist weder ökonomisch noch ökologisch zu empfehlen und außerdem sind Batterien immer dann leer, wen man es am wenigsten erwartet und gebrauchen kann. Man sollte im Hinterkopf behalten, dass ein Bodenpedal grundsätzlich auch dann Strom zieht, wenn der Effekt gar nicht an ist. Wirklich abgeschaltet sind batteriebetriebene Effekte in der Regel nur, wenn die Input- oder Outputbuchse nicht belegt sind.
Bei einem festen Aufbau auf einem Pedalboard ist ein Batteriebetrieb daher nicht zu empfehlen. Schließlich wäre das Entkabeln der fest installierten Pedale nach Gebrauch nicht wirklich sinnvoll. Für Pedalboards ist daher eine zentrale Stromversorgung ein Muss.
ein netzteil muss her
Angebote für Pedalboard-Stromversorgungen gibt es auf dem Markt reichlich: Die Möglichkeiten reichen von Steckernetzteilen, die mit Reihenkabeln (Daisy Chain) mehrere Pedale versorgen können, über Mehrfachnetzteile unterschiedlichster Preisklassen bis zu den modernen Akku-Netzteilen. Es gilt wohl auch hier die Grundregel, dass hochwertigere (und damit auch teurere) Geräte eher eine Garantie dafür sind, von Störgeräuschen verschont zu bleiben.
Aber man muss natürlich nicht gleich mehrere hundert Euro für ein Netzgerät ausgeben, wenn man als Einsteiger seine vier oder fünf Standardpedale mit Strom versorgen will. Wer ein paar Grundregeln beherzigt, kommt auch erstmal deutlich günstiger zurecht. Für den Anfang reicht vielleicht schon ein Steckernetzteil mit einer Daisy Chain, das das Budget mit ca. 20 Euro belastet.
Natürlich wird ein ernsthaftes Nutzen von Effektpedalen früher oder später zu einem zuverlässigen und hochwertigen Netzteil führen müssen. Für ein professionelles Setup kommt man an einem Netzteil mit galvanischer Trennung für jedes einzelne Gerät eigentlich nicht vorbei. Die Minimallösung mit Steckernetzteil und Daisy Chain ist wirklich nur für den preisgünstigen Einstieg in die Welt der Pedalboards geeignet.
Wer schon gleich in eine ordentliche Stromversorgung investieren kann, sollte dies natürlich tun. Aber selbst bei der preisgünstigsten Lösung sollte man den Mindeststandard eines stabilisierten Netzgerätes nicht unterschreiten. Billige Baumarktgeräte oder Angebote vom Wühltisch der einschlägigen Elektronikanbieter würde ich meiden oder zumindest genau unter die Lupe nehmen.
stabile stromabgabe
Ein Netzteil, das unter jeder Belastung weitgehend exakt die angegebene Spannung liefert, bezeichnet man als ein stabilisiertes Netzteil. Mittlerweile sind stabilisierte Netzteile zwar Standard, aber v. a. ältere Netzteile, z. B. auch die Boss ACA-Netzteile, liefern eben nicht unter allen Bedingungen die angegebene Spannung. Da kann es schon passieren, dass das Gerät unter Leerlauf 16 oder 17 Volt abgibt, die je nach Belastung auch mal unter die angegebenen 9 Volt absinken, was dann merkwürdige Verhaltensweisen mancher Effektgeräte zur Folge haben kann.
Zwar sind die meisten Pedale gar nicht so zimperlich, wenn Ihnen ein paar Volt mehr oder weniger als die üblichen 9 Volt angeboten werden – aber irgendwo gibt es halt schon Grenzen. Und Vorsicht: Nicht jedes Pedal verträgt mehr als 12 Volt. Bei Überspannungen riskiert man das Leben seines Schätzchens.
Ein stabilisiertes Netzteil dagegen hält die Spannung konstant, egal, wie viele Verbraucher an ihm hängen. Stabilisierte Netzteile haben entweder eine aufwendigere Spannungsregelung hinter dem Trafo oder erzeugen als sogenannte Schaltnetzteile die Spannung digital. Ein weiterer Vorteil der modernen Schaltnetzteile ist, dass sie auch mit sehr unterschiedlichen Eingangs-Netzspannungen (meist von 100 bis 240 Volt Wechselspannung) klarkommen. Das hilft nicht nur weiter, wenn man eine USA-Reise mit seinem Pedalboard vorhat, sondern auch, wenn der Generator bei dem Gig auf der grünen Wiese völlig überfordert in die Knie zu gehen droht.
Natürlich muss man auch bei einem stabilisierten Netzteil darauf achten, es nicht mit zu vielen Verbrauchern zu überlasten. Die maximale Ausgangsleistung (die Angabe in „mA“), die ein Netzteil liefern kann, sollte durch den Strombedarf der angeschlossenen Verbraucher keinesfalls überschritten werden. Auf Nummer sicher geht man, wenn das Netzteil etwas größer dimensioniert ist, als die Summe, des zu erwartenden Stromverbrauchs. Wenn das Netzteil mindestens 25 % mehr Strom liefern kann als die Gesamtsumme der ermittelten Stromaufnahme, ist man auf der sicheren Seite. Im Zweifelsfall also lieber mehrere Netzteile verwenden.
Völlig unkritisch dagegen ist es, wenn das Netzteil deutlich mehr liefern kann, als die Verbraucher benötigen. Denn die Verbraucher nehmen sich nur so viel, wie sie auch brauchen. Mehr darf es also immer gerne sein!
Bild: Thomann
dos and dont’s
Wenn man neben den bereits oben dargestellten Minimalkriterien – Stabilisierung und ausreichende Dimensionierung des Netzteils – noch einige Details im Blick behält, sollte es mit der Stromversorgung eines Pedalboards eigentlich problemlos klappen. Ein erster Blick gilt den Polaritätsanforderungen der Pedale. Die Standardstecker haben die Masse an dem Stift in der Mitte (Centerpin) und die 9 Volt am äußeren Kontakt. Große Massenhersteller haben alle den Standard, den Boss in den 70er-Jahren aufgestellt hat, übernommen.
Ältere Effektgeräte haben zum Teil auch eine Miniklinkenbuchse für die Stromversorgung. Hier liegen in der Regel die Masse am Schaft des Steckers und die 9-Volt an der Spitze an. Recht selten sind Effekte mit 9 Volt am Centerpin. Diese benötigen dann, wie die Oldies mit Klinkenbuchsen auch, ein Spezialkabel oder, noch besser, ein eigenes Netzteil. Effekte mit positive Ground, wie z. B. ältere Fuzz-Pedale, sollten immer über ein eigenes Netzteil (oder eine Batterie) versorgt werden. Wer solche Spezialisten mit an Board hat, ist gut beraten, über die Anschaffung eines hochwertigen Mehrfachnetzteils mit einzelnen isolierten Ausgängen nachzudenken.
Eine weitere Regel, die viel Ärger ersparen kann, lautet: Analoge und digitale Pedale möglichst nicht an die selbe Stromversorgung hängen und auch Effekte, die vor dem Verstärker betrieben werden, möglichst nicht zusammen mit Effekten im Einschleifweg über die selbe Stromversorgung betreiben. Hiefür sollte man dann lieber zwei getrennte Netzteile oder ein Mehrfachnetzteil mit getrennten Ausgängen nehmen.
Auch bei der Konzeption eines Pedalboards kann man bereits einiges tun, um späteren Ärger zu vermeiden: Netzteil und stromführende Kabel sollten so weit wie möglich von signalführenden Kabeln entfernt verlegt werden. Insbesondere Netzteil und WahWahs mit Spulen gilt es räumlich möglichst weit zu trennen. Und Kreuzungen von stromführenden und signalführenden Kabeln verlegt man optimal im 90 Grad Winkel. Und noch eine letzte Grundregel: „Immer frische Reservebatterien dabei haben!“
Eine Anmerkung zu Schaltnetzteilen:
Ich habe schon etliche davon ausprobiert und jedes davon hat ein deutlich hörbares, unangenehmes Pfeifen im 8 KHz-Bereich produziert.
Das Pfeifen tritt unabhängig davon auf, ob einzelne Effekte oder Effektketten oder analoge und digitale Effekte gemischt damit betrieben werden. Leider !
Eine Anmerkung zu Schaltnetzteilen:
Ich habe schon etliche davon ausprobiert und jedes davon hat ein deutlich hörbares, unangenehmes Pfeifen im 8 KHz-Bereich produziert.
Das Pfeifen tritt unabhängig davon auf, ob einzelne Effekte oder Effektketten oder analoge und digitale Effekte gemischt damit betrieben werden. Leider !
Da hilft nur ein Strom-Filter für die 9 – 19 Volt, z.B. von PALMER PURIFIER für ca. 20 € oder billiger von Thomann ca. 9 € .