Ground FX aus Hamburg ist zwar eine recht junge Firma, sorgt aber mit ihren ziemlich cool aussehenden Tretern für ordentlich Wirbel in der Pedal-Szene. Dabei weht der schroffe Wind aus einer ziemlich eindeutigen Richtung: Dreck, Schmutz und räudige Distortion-Sounds sind hier angesagt.
Bei der Flut an kleinen Boutique-Firmen, welche derzeit wie Pilze aus dem Boden sprießen, ist es manchmal schwierig, den Überblick zu bewahren und die ambitionierten Jung-Firmen von den eher kurzlebigen Eintagsfliegen zu unterscheiden.
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So geistern die Pedale von Ben Laging (der Mann hinter Ground FX) schon eine Weile durch diverse Facebook-Pedal-Gruppen und sorgen dort für einiges Aufsehen. Zeit also, sich die Teile mal etwas genauer anzuschauen.
Düsterer Look
Zum Test eingetroffen sind der Burning-Sunn-Preamp und das Koloss-Distortion-Pedal. Die beiden Geräte kommen in einem feinen, bedruckten Stoffsäckchen und machen auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Die Gehäuse sind sandgestrahlt (der Mann hat sich allen Ernstes eine Sandstrahlkabine zugelegt um seine Gehäuse zu behandeln) und werden anschließend mit einem sehr genauen Siebdruck versehen.
Die Optik macht einen wirklich hochwertigen Eindruck und ich finde es erstaunlich, wie detailliert die jeweiligen Graphiken abgebildet werden. Beide Treter weisen ein tadelloses Innenleben auf und sind ausgesprochen hochwertig verarbeitet.
Wenden wir uns zunächst dem ältesten Pedal des Herstellers, dem Burning-Sunn-Preamp, zu. Hier handelt es sich um eine Nachbildung des legendären Model-T-Verstärkers der Firma Sunn, welcher vor allem durch die gleichnamige Band zu extremer Popularität gelangte (siehe Ausgabe 03/2016) und auf dem Gebrauchtmarkt zuweilen völlige Mondpreise erzielt.
Beim Burning-Sunn-Pedal handelt es sich nun um eine JFET-basierte Version der Vorstufe des Verstärkers, wobei in der Schaltung des Gerätes auch die Simulation einer Endstufe verbaut wurde.
Dies hat den Hintergrund, dass der Verstärker mit den gigantischen Trafos und seinen 120 Watt erst bei irrsinnig hohen Lautstärken in die Sättigung geht, hier aber seinen mittig-grollenden Charakter voll zu Tage treten lässt. Um diesen Effekt zu simulieren, wurde dem Burning-Sunn-Pedal zum einen besagte Mini-Endstufen-Simulation verpasst, zum anderen wurde der Gain-Gehalt im Preamp erhöht, um etwas mehr Zerr-Reserven zu erhalten.
Neben der typischen Dreibandklangregelung und dem Master-Volume, ist das Burning-Sunn-Pedal mit zwei Gain-Potis ausgestattet, welche die Volume-Regler des Normal- und des Bright-Channels des Originals simulieren (der Verstärker hat einen separaten Eingang pro Kanal sowie einen Input für beide Kanäle zusammen).
Die Grafik des Burning Sunn zeigt eine gänzlich brennende Kirche, deren Flammen hoch in den nächtlichen Himmel schlagen. Beim Koloss finden wir ein ähnlich detailliertes Bild, welches den Koloss von Rhodos zeigt.
Das in seinen Grundzügen auf dem Big Muff basierende Pedal, hat neben den beiden üblichen Silizium Dioden noch eine weitere Germanium-Zerr-Stufe, welche mit einem zweiten Fußschalter aktiviert werden kann.
Neben den Muff-typischen Volume-, Gain-, und Tone-Potis, wurde der Koloss noch mit einem aktiven JFET-Blendregler ausgestattet, mit welchem man das Effektsignal dem trockenen Sound hinzumischen kann – gerade für Bassisten ist dies natürlich ein überaus sinnvolles Feature.
Außerdem ist direkt an den Tone-Regler ein weiteres Mitten-Poti angeschlossen, welches für eine erhebliche gegenseitige Beeinflussung sorgt. Zu guter Letzt wurde dem Koloss-Distortion eine Saturation-Schaltung spendiert, welche darüber bestimmt, wie viel Bassgehalt des Signals in den Schaltkreis darf.
Alles in allem haben wir es mit zwei ziemlich durchdachten und durchaus interessant aufgebauten Pedalen zu tun, die nicht nur hübsch aussehen, sondern absolut tadellos verarbeitet sind. Lediglich die fehlende Beschriftung der Fußschalter beim Koloss-Pedal und die generell sehr klein gehaltene Schrift unter den Regler-Knöpfen fällt mir hier negativ auf.
Let’s get dirty
Zunächst darf der Burning-Sunn-Preamp zeigen, was er so zu bieten hat. Schon bei den ersten Powerchords mit allen Reglern auf zwölf Uhr wird deutlich, in welche Richtung dieses Teil marschiert.
Ein dunkler, in den Tiefmitten unheimlich bellender, knurriger Ton brüllt da aus dem Amp und ich muss sagen, dass der Klang mich tatsächlich an Verstärker wie den Model T oder auch den alten V4 von Ampeg erinnert. Diesen unheimlichen, ja fast schon erdrückenden Schub in den Mitten hört man bei modernen Gitarrenverstärkern leider nur noch sehr selten.
Genau diese Eigenschaft hat das Burning-Sunn-Pedal wunderbar eingefangen. Aber auch in den Höhen weiß unser Test-Gerät zu überzeugen.
Es ist eine Freude, mit dem Verhältnis zwischen dem Bright-Gain-Poti und dem Höhenregler zu spielen und so die verschiedenen Schattierungen der Obertöne unterschiedlich stark zu betonen.
Mit dem Mitten-und dem Bassregler lässt sich das Fundament des Tons schön abstimmen und auch hier macht es absolut Sinn zu schauen, wie sich der Equalizer im Zusammenspiel mit den beiden Kanal-Lautstärke- bzw. Gain-Reglern verhält.
Dreht man das Bright-Poti auf Vollgas, erhält der Sound auf dem allerletzten Stück des Regelwegs eine ungeahnte Giftigkeit, welche gerade mit Singlecoils richtig gut kommt. Auch beide Gain-Regler zusammen voll aufgedreht, klingen absolut homogen und stimmig, ohne dass ein bestimmtes Frequenzspektrum hier überfrachtet wirken würde.
Dabei haben wir es mit einem satten Overdrive mit leichten Fuzz-Anleihen, keineswegs aber mit sägenden Distortion-Sounds zu tun. Wer auf der Suche nach einer eben solchen, fiesen Säge ist, der dürfte mit dem Koloss-Distortion Pedal glücklich werden.
Schon mit allen Potis in der neutralen Mittelstellung, finden wir hier einen fetten und dreckigen Zerrsound, welcher viel räudiger und mittenärmer als der des Burning-Sunn-Pedals ist.
Mit dem Saturation-Regler lässt sich sehr genau festlegen, wie fett das Signal werden darf – hier ist es möglich, den Ton entweder etwas schlanker zu gestalten oder aber ihn gewaltig aufzupumpen.
Ich finde, dass vor allem die erste Hälfte des Regelwegs gerade bei tiefer gestimmten Gitarren sehr gut kommt. Das absolute Highlight des Koloss-Pedals ist aber das Zusammenspiel von Tone- und Mitten-Poti.
Alleine durch diese beiden Regler ergeben sich so drastische Veränderungen, die den Grundcharakter des Geräts extrem verformen können. Von völlig gescoopten Badewannen-Sounds bis zum drückenden Retro-Mittenbrett ist hier im Grunde alles möglich.
Wer nun glaubt, mit dem Koloss einfach nur eine etwas flexiblere Big-Muff-Variation vor sich zu haben, der irrt gewaltig. Das Teil ist eher ein vielseitiges Distortion-Pedal, welches neben den klassischen Muff-Sounds noch eine ganze Palette anderer, dreckiger Zerrklänge auf Lager hat.
Wem all dies noch nicht genug ist, der kann mittels des zweiten Fußschalters eine zusätzliche Germanium-Stufe aktivieren. Der Ton wird nochmal deutlich fetter und in den Mitten etwas gezügelter; die Verzerrung nimmt dagegen erheblich zu.
Generell ist hier ein wenig Vorsicht geboten, da der Sound wirklich unheimlich fett wird und der Bassgehalt den Lautsprechern das Fürchten lehrt. Trotzdem bleibt das Ganze nutzbar und gerade die Doom und Sludge-Fraktion wird für diese zusätzliche Sound-Option dankbar sein.
Alternativen
Die Frage nach möglichen Alternativen zu unseren beiden Testpedalen lässt sich im Grunde recht einfach beantworten. Im Bezug auf den Burning-Sunn-Preamp wäre da zum einen das Door-Stop Pedal von Lone Wolf Audio, welches ähnlich vielseitig ausgestattet, aber auch ein wenig teurer ist.
Auch das Alcapulco Gold von Earthquaker Devices könnte man ins Auge fassen – hier hat man jedoch viel weniger Regelmöglichkeiten. Beim Koloss-Distortion-Pedal fällt mir sofort das Dead Stagg von KMA Audio Machines aus Berlin ein.
Wer etwas weniger Geld in die Hand nehmen möchte, könnte das Germanium Muff von EHX mit in die Auswahl nehmen – klanglich geht es hier zwar in eine etwas andere Richtung, trotzdem handelt es sich um ein sehr vielseitiges Muff Pedal mit zusätzlicher Boost-Option.
Resümee
Mit den beiden zum Test vorliegenden Tretminen ist der Markt mal wieder um zwei wirklich tolle Pedale reicher geworden. Diese beiden Hamburger Dreckskerle leisten ganze Arbeit und lassen keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass wir es mit zwei hochprofessionellen Gesellen zu tun haben, die ihren Job verstehen.
Hier stimmt von der Verarbeitung, über das Design und die Ausstattung bis hin zum Sound einfach alles und ich möchte jedem, der auf dreckig-räudige Doom-Sounds steht raten, diese beiden Treter einmal anzutesten.