Riff-Meister Jeff Loomis von der US-Metal-Band Nevermore aus Seattle weiß die Glocken zu läuten. Schecter hilft ihm bei der Erfüllung seiner dunklen Speed-Phantasien mit einem tiefergelegten Signature-Modell aus der Diamond Serie.
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Seit Schecter auf der Summer NAMM 1998 erstmals seine Diamond Series vorstellte, hat sich die zuvor auf hochwertige Custom-Gitarren spezialisierte Firma zum erfolgreichen Serienhersteller gemausert. Vor allem die Fraktion der Hardrocker und Metaller fand bei Schecter offene Ohren für ihre Bedürfnisse nach durchsetzungsfähiger Gerätschaft. Das vorliegende Jeff-Loomis-Modell ist neben Vampyre Red Satin auch noch in Satin Black zu haben.
Konstruktion der Schecter Jeff Loomis Signature 7-String
Das Jeff-Loomis-Signature-Modell aus der Schecter Diamond Series ist als 7-saitige Gitarre mit 25,5″ (673 mm) Baritonmensur konzipiert. Der Korpus aus Esche verfügt über eine gewölbte Front und einen Konturschnitt auf der Rückseite zur geschmeidigen Anlage am Spieler. Der breite, dreistreifige Hals aus Ahorn wird aufsteigend nur wenig dicker und ist mit optimal abgeflachtem Übergang in den Korpus eingeleimt. Zusammen mit den tief geschnittenen Cutaways eröffnet das optimalen Zugang zum hohen Tonbereich; auch die letzten Bünde sind leicht zu erreichen. Das schwarz eingebundene Griffbrett aus Ahorn mit flachem 16″-Radius umfasst zwei Oktaven pro Saite, die 24 Jumbobünde sind gratfrei und kantenrund verarbeitet. Metal Cross Inlays markieren die Lagen. Der abgewinkelte Kopf bekam einen Layer aus Ahorn und ist mit kleinen gekapselten Mechaniken von Grover ausgestattet. Über dem Sattel aus Kunststoff findet sich ein kleines Plättchen mit Namenssignatur, dahinter liegt der Zugang zum eingelegten Halsstab verborgen.
Die Saiten werden durch den Korpus gefädelt und von leicht diagonal angeordneten Einschlaghülsen gehalten (Strings-thrubody), bevor sie mit gutem Andruckwinkel auf die Tune-o-matic-Bridge geführt werden.
Zwei aktive EMG-707-Pickups, Humbucker mit Alnico-Magneten, im Prinzip 7-saitige Versionen des Erfolgstypen EMG 85, stehen für kraftvolle Tonwandlung bereit. Kontrolle über die Elektrik gibt ausschließlich ein genereller Volume-Regler. Der wurde etwas versenkt unterhalb des Steg-Pickups platziert, ist damit bestens erreichbar und stört dennoch nicht bei den Schlagbewegungen. Aktivieren lassen sich die Tonabnehmer einzeln oder zusammen über einen gewöhnlichen Dreiwege-Toggleswitch. Sehr überschaubare Angelegenheit also.
Die zur Stromversorgung nötige 9-V-Batterie ist neben der E-Kammer in einem kleinen Extrafach auf der Korpusrückseite untergebracht. Zum Wechsel muss man allerdings zwei Schrauben im Deckel lösen – da gibt es heute eigentlich bessere Lösungen mit Clipverschluss, die auch schon auf anderen Modellen aus der Diamond Serie zu sehen waren.
Die Jeff Loomis Signature ist in durchscheinendem „Vampyre Red Satin“ sauber lackiert; Griffbrett und Kopfplattenfront sind mit Klarlack matt versiegelt. Die seidige Lackierung vermittelt ein angenehmes Spielgefühl und macht einen unempfindlichen Eindruck. In Sachen Verarbeitung gibt es bei dieser in Korea gebauten Gitarre absolut nichts auszusetzen.
Schecter Jeff Loomis Signature 7-String in der Praxis
Die Jeff Loomis Signature ist mit 3,4 kg nicht so schwer, wie man das von einer Baritongitarre vielleicht erwartet. Am Gurt richtet sie sich gut aus, die Handhabung ist durchweg komfortabel zu nennen. Das breite und flache Griffbrett ist vom String Spacing (Abstand der Saiten untereinander) her gesehen etwas enger ausgelegt im Vergleich zum Standard, um den Hals beherrschbar zu halten und Kopflastigkeit zu vermeiden. Der verbliebene Platz für die Fingerpositionierung ist dennoch in Ordnung und mit etwas Gewöhnung kommt man auch mit den kürzeren Wegen bei schnellen Saitenwechseln mit dem Plektrum, etwa bei Akkord-Arpeggien, gut zurecht.
Der großflächig in den Korpus eingesetzte Hals und seine allgemein größere Masse äußern sich in ungemein lebhaft und lang schwingenden Akkorden. Stramm, stringent und klar definiert sind Attribute, die den akustischen Sound treffend beschreiben. Kleine Abstriche muss man lediglich bei der siebten Saite machen, die naturgemäß ein etwas lässigeres Tracking aufweist.
Gehen wir in den Amp: Die massive Bauweise bringt über die aktiven EMGs die ungemein straff und kompakt tönenden Grundeigenschaften der Jeff Loomis Signature nun exponiert zu Gehör. Der Humbucker am Hals eignet sich auch für das Spiel mit klaren Sounds, denn das leicht glasige, kompakte Tonbild hat etwas Spezielles, aber durchaus Reizvolles. Natürlich ist die leicht analytische Prägung durch die aktive Schaltung unüberhörbar, aber in Sachen Transparenz und offener Tonentfaltung gibt es keine Klagen.
Gehen wir in die Zerrposition, so reagiert die Gitarre schnell auf den Anschlag und der Ton steht ungemein fest und lang. Damit ist gut Singen. Schnell gespielte Tonfolgen kommen mit schön kehlig schmatzendem Anriss zu Gehör. Die enorme Kraft und Gleichmäßigkeit geht zwar etwas zu Lasten der Dynamik, aber das ist der Preis, der bei aktiven Pickups eben zu zahlen ist. Die zusätzliche Basssaite schwingt im Vergleich zu den übrigen Saiten wohl etwas träger, wirkt in den tiefen Positionen nicht unbedingt konturstark, aber dafür knurrt sie wiederum ganz gut und man stellt sich auch recht schnell auf das leicht langsamere Tracking ein.
Der Steg-Pickup hat dann bei gleichen Bedingungen auch mit der tiefen B-Saite kein Problem. Er überträgt Powerchords und Riffs straff, klar umrissen und drückend. Was uns da aus der Hüfte abgefeuert angreift, kann man wirklich ein Tiefdruckgebiet nennen. Greifen wir in die hohen Saiten, so unterstützt dieser Pickup den solistischen Ehrgeiz mit perkussiv markierten Linien und saftig langem Strahl bei gehaltenen Noten. Der Reflex auf den Anschlag kommt spontan, mit sattem Aufriss erscheint der Ton. Leicht lassen sich dann mit knapp gefasstem Plektrum Obertöne animieren, die aber auch gutwillig bei langen Noten einschweben. Die Darstellung ist immer definiert, die Jeff Loomis zeigt in dieser Schaltposition scharfe Zähne. Selbst in den höchsten Lagen, die bei dieser Gitarre wirklich bestens bespielbar sind, bleibt alles stramm, angriffslustig und atemreich.
Die zwei Pickups stehen mit ausgeglichenem Output zueinander, beim Umschalten vom Hals- auf den Steg-Humbucker gibt es den genau richtigen Schub. Mit zusammengeschalteten Tonabnehmern bekommen wir dann natürlich auch noch eine gut nutzbare, alternative Tonfarbe.
Schlussbetrachtung: Instrumente mit Baritonmensur und dann noch mit einer zusätzlichen Basssaite eignen sich kaum für die Umsetzung südländischer Fröhlichkeit, sind also eher auf die dramatische, nördliche Seite der Musik programmiert. Die Assoziation ist nun keineswegs neu, wie der folgende Ausschnitt aus dem Poem „In mir ist Nacht“ von Lord Byron (*1788) belegt: „Wild sei und tief der Töne Fluss, Kein Lied, von Glück und Lust verklärt: Ich sag dir dass ich weinen muss, Sonst springt dies Herz, von Qual verzehrt; Denn sieh, es ward von Gram genährt.“ Jetzt aber nicht gleich depressiv werden. Ist doch nur dichterische Überhöhung. Und hey, Lust macht das auf jeden Fall, es in der Tieftonabteilung ordentlich krachen zu lassen. Wohlauf denn!
Resümee
Wer eine siebte Saite braucht, der sollte das Jeff-Loomis-Signature-Modell von Schecter unbedingt einmal ausprobieren. Die Gitarre ist souverän konstruiert und aus hochwertigen Materialien sauber gebaut, was sich mit bester Handhabung und druckvollen Sounds in barer Tonmünze auszahlt. Trotz etwas eng nebeneinander geführten Saiten sind alle geläufigen Techniken problemlos ins Werk zu setzen und das Spielgefühl ist exzellent. Über die eingebauten aktiven EMG 707-Pickups lassen sich enorm druckvolle und durchsetzungsfähige Sounds erzeugen, die es dennoch keineswegs an Transparenz und Definition fehlen lassen. Das Instrument verlangt allerdings nach einem leistungsgerechten Verstärker, der den erweiterten Bassbereich plastisch wiedergeben kann, dann aber schieben Tiefton-Riffs und Powerchords das musikalische Geschehen mächtig an. Vernachlässigen wir ob der effektiven Bassgestalt aber nicht die Potenz der Gitarre im hohen Tonbereich, denn auch da glänzt die Loomis Signature mit sattem Sustain und stark singendem Solo-Sound. Bleibt nur noch zu vermerken, dass dieses professionelle Arbeitsgerät auch noch zu einem attraktiven Preis zu haben ist. Na, wenn das kein lockendes Angebot ist.