Big Box = Big Tone? Diese einfache Formel wendet die Company schon seit 1954 an und hatte mit den Jumbo-Acoustics immer ein verlässliches Standbein im Programm.
Das soll auch so bleiben und ist Grund genug, uns heute diese F-40 aus kalifornischer Produktion anzuschauen. Und das beginnt eigentlich schon beim Koffer: Elegant mit grünem Innenfutter versehen, ein Humidifier fest im Deckel installiert, alle weiteren Beigaben im Jute-Säckchen – schicker Auftakt.
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viel hubraum
Die F-40 macht ganz auf amerikanisch-klassisch-schlicht. Direkter Bezugspunkt in der eigenen Historie ist dabei die Vorgängerin F-48 Navarre aus den Siebzigerjahren. Der großvolumige Korpus besteht aus einer massiven Sitka-Fichtendecke und Seiten sowie Boden aus ebenfalls massivem Mahagoni. Die gesamte Gitarre präsentiert sich in einem sehr ansprechenden Satin-Finish.
Einfache weiße Bindings, schlichte Schalllochumrandung, das Guild-typische Tortoise-Schlagbrett – nach irgendwelchem Lametta oder Tinnef sucht man hier vergebens. Auch die Saitenpins im Palisandersteg sind einfach gehalten.
Stegeinlage und Sattel sind sauber aus Knochen gefertigt – der Abstand zwischen ihnen (und somit die Mensur) beträgt 653 mm. Der Mahagonihals trägt ein Griffbrett aus Indian Rosewood mit 20 schlanken, perfekt eingesetzten Bünden und Perloid-Dot-Inlays, die angesetzte Kopfplatte mit schwarzer Oberfläche bietet unter dem Trussrod-Cover Zugang zum Halsstellstab und natürlich das unverkennbare Firmen-Logo. Die Saiten finden Halt bei den hauseigenen offenen Vintage-Style-Mechaniken, die mit einem Ratio von 20:1 für besonders präzises Tuning sorgen. Das Modell gibt es optional auch in einem Antique Sunburst Finish und auf Wunsch mit L.R.Baggs-Pickup-System.
praxis
Die Jumbo liegt super bequem auf dem Schoß, der rechte Arm liegt lässig auf der Zarge – easy. Auch die linke Hand braucht bei dem C-Halsprofil und der perfekten Werkseinstellung der Saitenlage keine Eingewöhnung. Und der Sound? Eine perfekte Komposition aus kraftvollen trockenen abgehangenen Bässen, konkreten, durchsetzungsstarken, tighten Mitten und milden, aber dennoch strahlenden Höhen.
Per Strumming kann ein Solo-Artist seinen Songs ein machtvolles Playback verschaffen. Mir gefällt die F-40 auch besonders bei Fingerpicking, denn mit einem sauber gespielten Wechselbass schiebt diese Guild richtig fett los. Darüber hinaus ist die vollmassive Jumbo natürlich im Stande, jede Menge Sustain, Dynamik und einfach auch schiere Lautstärke zu liefern, ohne jemals – auch nicht bei noch so ungehobeltem Strumming – klanglich einzubrechen.
resümee
Die Guild F-40 weiß, wie Understatement funktioniert. Die Specs lesen sich vielleicht etwas langweilig, das Design ist nicht sonderlich speziell, aber hey – diese Gitarre hat was … definitiv. Das fängt bei der Haptik an, wo einem gleich alles so vertraut und eingespielt vorkommt und geht beim Klang weiter, der einen in Beschlag nimmt, und der einen richtig gut aussehen lässt, wenn man ein bisschen spielen kann. Ich würde sie mir mit Pickup ordern … und hätte dann – zusammen mit dem tollen Koffer – ein astreines professionelles Arbeitsgerät. Wie heißt es bei Guild so schön: Made To Be Played. Stimmt.
Im Januar 2018 hatten wir die Gelegenheit, die Guild Fabrikation in Oxnard Kalifornien zu besuchen. Hier werden die US-Modelle gefertigt. Jonathan Thomas, Mitinhaber der Firma Cordoba, leitet diese Produktion. Nach der Übernahme von Guild wurde diese komplett neu aufgebaut, teilweise mit Maschinen, die schon mehrere Standorte „gesehen“ haben, denn Guild hat in den letzten 60 Jahren einige Besitzerwechsel hinter sich, oft auch mit einem Ortswechsel verbunden. Die Produktion ist klein aber fein, und hier wird mit Detailtreue penibel versucht, den alten Spirit der Klassiker wieder einzufangen. Hier ein paar Impressionen:
Jonathan Thomas (Cordoba) und Ralf Benninghaus (Vertrieb für Europa)