Insgesamt zwölf Modelle umfasst die neue Squier Contemporary Serie, bei der laut Fender „progressive Features mit authentischem Rock-Vibe verbunden werden“ sollen. Ganz neu ist das Konzept nicht, denn bereits von 1984- 1987 ließ der amerikanische Mutterkonzern bei Fujigen in Japan zeitgemäße Squier Strats und Teles mit modernen Zutaten wie Locking-Vibratos und Humbuckern herstellen. Das verpönte Umrechnen von Euro in D-Mark zeigt uns immerhin, dass sich (anders als der Produktionsstandort) die Preise seit damals kaum verändert haben.
Zwar bietet die chinesische Contemporary Strat weder Locking-Vibrato noch – Tuner, dafür aber ein 2-Punkt-System mit sechs einzelnen Reiterblöcken aus Guss. Letztere finden sich auch auf der Basisplatte des Tele-Steges, bei dem die Saiten von hinten durch den Body gefädelt werden. Große rote Aufkleber auf den Schlagplatten werben für Online-Gitarrenunterricht, den man per Fender-App unter play.fender.com 30 Tage lang kostenlos ausprobieren darf.
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sparpotenzial?
Angesichts der Verkaufspreise drängt sich natürlich die Frage auf, wo, außer bei der Produktionsstätte, Fender den Rotstift noch angesetzt haben mag. Nun, als Material für den klassisch geshapten Strat- und den um eine Rippenrampe ergänzten Tele-Body kommt Pappel zum Einsatz. Alles andere als ein Exot, wächst das Holz doch schnell, ist günstig zu haben und hat sich nicht nur im Bau von tiefpreisigen E-Gitarren etabliert.
Für die in den präzise gefrästen Halstaschen vierfach verschraubten Hälse verwendet Fender indes Ahorn und ein echtes (!) Palisandergriffbrett bei der Strat bzw. Ahorn pur bei der Tele (mit Walnusseinlage für den Stahlstab). Vor allem in Anbetracht des erhöhten Bürokratieaufwandes beim Import von Dalbergia latifolia erstaunt der Preis, schließlich weichen inzwischen etliche Hersteller auf alternative Hölzer oder gar Verbundstoffe aus.
Die jeweils 22 Jumbo-Bünde hat man tadellos verrundet und poliert und an den Kanten passabel entschärft, das String Spacing der Kunststoffsättel perfekt ausgerichtet, die Kerben bei der Strat allerdings nicht auf gleiche Höhe gebracht. Präzise und smooth arbeitende Tuner garantieren stressfreies Stimmen, jeweils zwei Stringtrees sorgen für erhöhten Saitendruck auf die Sättel.
Ansonsten gibt es Vintage-style Gurtknöpfe, traditionelles Buchsenblech hier, Zargentopf dort, 3- schichtige Kunststoff-Pickguards sowie Master-Volume- und Master-Tone-Potis. Während Body und Kopfplattenfront der Contemporary Squier Strat in Pearl White (Vintage Weiß Metallic) lackiert und spiegelglatt poliert wurden, kommt die Tele in Dark Metallic Red, welches 1:1 auch als Candy Apple Red durchginge.
Ein Fünfwegschalter kontrolliert die HSS-Pickups der Strat in gewohnter Weise inklusive Zwischenpositionen, gesplittet wird der Zebra-Humbucker dabei nicht. Die zwei Doppelspuler der Tele werden Gibson-mäßig per Dreiweg-Blade-Schalter verwaltet.
in aktion
Handhabung, Haptik, Tragekomfort, Ergonomie – eine Strat ist halt eine Strat, eine Tele eine Tele, auch wenn Letztere dank der rückseitigen Ergo-Fräsung deutlich höheren Tragekomfort zeigt als ihre klassische Verwandte. Die satinierten Hälse liegen gut in der Hand und bieten angenehmen Grip, die gelungene Proportion aus schlanken Spaghetti- und nicht übermäßig hohen Jumbo-Bünden lässt sich wunderbar bespielen.
Beide Contemporarys geben sich schwingfreudig und zeigen achtbares Sustain, wobei die Strat die Nase leicht vorne hat. Gleichzeitig liefert diese ein kraftvolles, ausgewogenes, relativ warmes aber dennoch lebendiges Klangbild mit gesundem Obertongehalt, während sich die Tele drahtiger, knackiger, höhen- und obertonreicher in Szene setzt, ohne die Bässe allzu sehr aus den Augen zu verlieren. So gesehen, oder besser „so gehört“, hat Fender mit der Holzauswahl offenbar nichts falsch gemacht.
Die Singlecoils lassen trotz ihrer Keramikmagnete gewohntes Strat-Feeling aufkommen, auch wenn sie klarer, knackiger und höhenreicher als beispielsweise Vintage-Einspuler daherkommen. So tönt der Hals-Pickup sehr luftig, beherrscht aber auch das bluesig Warme. Der Mittel-PU lässt ein schönes „Önk“ mit klaren, offenen Höhen und oberen Mitten erkennen, die Zwischenposition den Clapton der 70er-Jahre.
Bei der Kombi aus Mittel-SC und Steg-Humbucker vermisse ich jedoch genau die luftigen Höhen, die die erste Zwischenposition auszeichnen. Ein nicht sonderlich gelungener Kompromiss, der etwas bedeckt tönt und wenig Glanz zeigt. Mit dem Wechsel zum Steg-PU nehmen Ausgangsleistung und Mitten deutlich zu, der Klang wird druckvoll und verleiht Overdrive-Sounds Durchsetzungsvermögen und erhöhtes Sustain – genau das, was fette Rhythmusund Leadsounds brauchen. Da der mittlere Einspuler ein RWRP-Typ ist, arbeitet er in Kombi mit dem Hals-PU absolut brummfrei, zusammen mit dem Humbucker indes nicht ganz.
Obgleich die Keramik-Humbucker der Tele eher Vintage-orientierte DC-Werte aufweisen, sind sie trotz korrekter Höhenjustierung deutlich leiser als vergleichbare Pickups anderer Hersteller (z. B. Burstbucker). Zudem zeigen sie im Clean-Betrieb wenig Höhen, lassen Spritzigkeit und Transparenz vermissen und klingen irgendwie mittig und belegt. Der bekannte „Handtuch-vor-dem-Lautsprecher“-Effekt. Durch die Verstärkung der Höhen kann der zerrende Amp dies allerdings einigermaßen kompensieren. Jetzt dringen fette kompakte Chords ans Ohr, aber auch bei intensivem Anschlag will sich kein rechter Biss einstellen, erst Recht nicht beim Solieren.
resümee
Wirklich beachtlich, was wir dank chinesischer Fertigung in diesem Preissegment heutzutage geboten bekommen. Davon möchte ich auch unsere beiden Kandidatinnen nicht ausnehmen, die stellvertretend für die Squier Contemporary Serie diesen Test über sich ergehen lassen mussten. Auf einen zeitgemäßen Stand gebracht, rundum tadellos verarbeitet und lackiert und mit adäquater Hardware ausgestattet, lassen sich beide Modelle stressfrei handhaben und spielen.
Während sie mit guten Schwingeigenschaften punkten können, und zumindest die Strat respektable Clean- und Zerr-Sounds bereithält, vermisse ich bei Klarklängen der Tele Spritzigkeit und Transparenz, und selbst der zerrende Verstärker und intensiver Saitenanschlag vermögen dies nicht zu kompensieren. In puncto Stimmstabilität empfiehlt sich das schwebend aufgehängte 2-Punkt-System der Strat maximal für dezente Surf-Vibratos.
Ich hatte die Gelegenheit, letztes Jahr diese China Tele anzuspielen und muss sagen, dass ich schon Schlechteres in den Händen hielt (Darunter eine Fender 50’S Gold Strat Jubiläumsmodell). Sie stellt aber absolut keine Konkurrent zu meiner 1986 Japan Contemporary Telecaster dar. Die Tonqualität fällt doch ab und für mich ist das Fehlen des Fender 2 Pivot Trem mit den Feintunern ein Ausschluß.
Nicht gerade die eleganteste Design-Lösung bei der Tele: schwarzer HB-Rahmen gegen weißes Schlagbrett.
Ich hatte die Gelegenheit, letztes Jahr diese China Tele anzuspielen und muss sagen, dass ich schon Schlechteres in den Händen hielt (Darunter eine Fender 50’S Gold Strat Jubiläumsmodell). Sie stellt aber absolut keine Konkurrent zu meiner 1986 Japan Contemporary Telecaster dar. Die Tonqualität fällt doch ab und für mich ist das Fehlen des Fender 2 Pivot Trem mit den Feintunern ein Ausschluß.