Sie sind das neue Glamour-Pärchen des Gitarren-Rock. Seit zwei Jahren teilen der ehemalige Bon-Jovi-Gitarrist und die „Queen Of Shredding“ nicht nur die Bühne, sondern auch den heimischen Herd. Praktisch: Niemand Geringeres als Bob Rock baute in die Küche ihrer Villa im kalifornischen Calabasas ein komplettes Studio ein. Dort entstand das RSO-Debütwerk ‚Radio Free America‘.
Nicht wenige hielten die Pressemeldung für einen PR-Gag: Der alternde Mainstream-Rocker und die junge Australierin, in deren Vita Gigs mit Steve Vai, Alice Cooper, Michael Jackson und Santana stehen, würden fortan gemeinsam Musik machen. Richtig ins Rotieren kamen die Klatschblätter dann aber, als die beiden Rock-Promis gestanden, auch privat ein Paar zu sein. Was aus dieser Liaison musikalisch zu erwarten ist, zeigt nach dem ersten Testballon ‚Rise‘ im EP-Format nun der erste Longplayer ‚Radio Free America‘. Dazu lud das Promi-Pärchen zu leckeren Sessions in ihr frisch eingerichtetes Küchenstudio.
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interview
Richie, ‚Radio Free America‘ klingt in Zeiten der Regierung Trump regelrecht rebellisch.
Das soll es auch! Außerdem ist es genau die Musik, die Ori und ich spielen wollen. Das empfinden wir als wahre Freiheit. Es gab keinerlei Vorgaben von irgendwelchen Plattenfirmen, keinen Versuch der Einflussnahme auf unsere Songs. Und schließlich hatten wir die Freiheit, in unserem Heimstudio zu spielen und aufzunehmen, wann immer wir wollten. Die neuen Songs sind das, worauf wir Bock hatten: Rock, Blues, Pop, Country. Und unser Produzent Bob Rock hat es geschafft, uns trotz der unterschiedlichen Stile einen Sound zu verpassen, der alle Songs auf dem Album verbindet. RSO klingen wie niemand sonst da draußen.
Ihr habt in eurer gemeinsamen Villa ein Studio in der Küche eingerichtet. Wie dürfen wir uns das vorstellen?
Bob hat uns ein geniales Studio mitten in unsere Küche gebaut. Und wir haben eine verdammt große Küche! Dort haben wir alles untergebracht was wir brauchen. Bob ist nicht nur ein toller Produzent, er ist auch ein Studiogenie. Ich habe ihm bei der Gestaltung und Einrichtung freie Hand gelassen. Und jetzt können wir völlig unabhängig arbeiten, spielen, aufnehmen und produzieren. Wir können jederzeit Musik machen, wann immer uns danach ist. Diese Freiheit ist wunderbar.
Es heißt, ihr ladet gerne Nachbarn zu Sessions ein. Du sagst: „Die meisten unserer Freunde sind Musiker sie können vorbeikommen, wann immer sie wollen und mit uns jammen. Bei uns steht die Tür immer offen.“ Wer steht denn da so vor der Tür?
Eine Menge Leute! Unser direkter Nachbar ist Ray Parker Jr., den die meisten Leute mit dem Soundtrack von ‚Ghostbusters‘ verbinden. Aber er hat reihenweise Hits für Motown-Stars geschrieben und war mit Chaka Khan, Gladys Night und The Temptations unterwegs. Darüber hinaus kam Robby Krieger von den Doors schon mal vorbei, Stevie Wonder, Gregg Allman und natürlich mein Kumpel Abe Laboriel, der für Paul McCartney und viele andere Schlagzeug spielt. Alle Songs, die auf dem Album zu hören sind, sind mit diesen großartigen Musikern in unserer Küche entstanden.
22 Songs insgesamt, von denen es zwölf aufs Album geschafft haben. Darunter auch die vier Nummern, die ihr vergangenes Jahr schon auf eurer EP ‚Rise‘ veröffentlicht habt. Warum das?
Das waren sozusagen Appetithappen für die Fans. Ori und ich sind ja noch dabei, uns als Act zu etablieren. Da musst du die Fans langsam überzeugen. Du kannst nicht gleich ein Album raushauen und denken, die Leute reißen uns das aus den Händen, nur weil ich bei Bon Jovi und Ori bei Alice Cooper war. Inzwischen haben wir 15 komplett gemasterte Songs in der Schublade. Obendrein gibt es 50 fertig geschriebene Stücke, die nur darauf warten, aufgenommen zu werden. Das ist eine Menge Musik! Aber wie gesagt: Es braucht Geduld, du musst die Leute langsam daran gewöhnen, dass wir nicht mehr der Gitarrist von Bon Jovi und die Gitarristin von Alice Cooper sind. Das ist unsere Vergangenheit – aber nicht das Ende unserer Karriere. Ich hoffe, die Fans geben uns die Gelegenheit sie zu überzeugen. Wir haben coole Songs und sind zwei gar nicht so schlechte Gitarristen! (lacht)
Ihr seid beide leidenschaftliche Leadplayer. Wie habt ihr die Solospots aufgeteilt?
Ach, das geschah ohne Absprache, ganz von selbst. Stell dir das so vor: Ich stehe gerne früh auf, sitze in der Küche und spiele ein bisschen Gitarre, irgendein Thema, das ich gerade gut finde. Ori kommt runter in die Küche, hört das und steigt ein, wenn sie Lust hat. So entstehen die Songs bei uns. Und die Leads auch. Als das Album konkret wurde, wohnte Bob drei Monate bei uns. Wenn wir Bock hatten, haben wir teilweise zehn, zwölf Stunden gejammt, besonders wenn uns Freunde besucht haben. Auch Bob hat an ein paar Songs mitgearbeitet. Er ist ein ziemlich guter Gitarrist und hat einen großen Anteil an dieser Scheibe.
Er hat manche Songs auffällig fett produziert. Einige Fans nörgeln: „clear all the noise! Just them and their guitars, and all will be better.”
Ach, es gibt immer Nörgler da draußen. Du kannst es niemandem Recht machen. Als Künstler musst du das akzeptieren. Ich habe weltweit 130 Millionen Platten verkauft. Wie viele Musiker da draußen haben das geschafft? Die können mich ja nicht alle hassen! (lacht) Und: Ich habe jahrelang in Stadien gespielt – da mag ich nun mal große Songs! Als Musiker, Sänger und Songwriter unterhältst du die Fans, du kommunizierst mit ihnen. Hoffentlich kommt das in den Texten rüber. Ich hoffe, dass sie sich darin wiederfinden. Dazu kommen Beats und Sounds, die uns gefallen. Ori und ich haben eine gute Basis gefunden. Und obendrauf gibt’s eine Menge Gitarren. Jeder Mensch hat eine eigene Meinung, und wenn jemandem nicht gefällt, was wir machen, weiß ich jedenfalls, dass ich mein Bestes versucht habe.
Was für Gitarren habt ihr verwendet?
Ori hat sich auf ihre PRS konzentriert. Sie hat inzwischen eine stattliche Auswahl. Ich hab alles Mögliche gespielt: Fender Broadcasters, diverse Gretsch-Modelle, Les Pauls, eine Flying V, eine Explorer. Dazu ein paar alte Martins, eine OOO-28 von 1938 und eine OM-28 von 1932. Ich habe wirklich jedes Instrument meiner Sammlung in der Hand gehabt. Denn das macht Spaß und darum geht es doch!
Die wichtigste Gitarre war diesmal mein neuestes Schätzchen: eine Fender Stratocaster von 1954 mit der Seriennummer 0013! In perfektem Zustand! Das Teil gehörte zum Inventar eines Studiobesitzers hier in Kalifornien und hatte nur einen Vorbesitzer. Die Gitarre ist also über all die Jahre immer gespielt worden, sieht aber aus wie aus dem Wohnzimmer. Mein Kumpel Norman Harris von Norman’s Rare Guitars kaufte sie und bot sie mir an. Als ich sie eines Morgens gebracht bekam, stöpselte ich mich gleich ein. Ori hörte mich, kam in die Küche und jammte gleich mit. Ohne Kaffee zu trinken! Normalerweise ist sie ohne Kaffee morgens unausstehlich!
Es gibt ein YouTube-Video, in dem ihr bei Norman’s Rare Guitars diverse Gitarren antestet. Du bist stetig auf der Suche, oder?
Immerzu. Alte Instrumente sind ein Stück Musikgeschichte. Jedes Instrument ist ein Stück Handwerkskunst. Aber ich stelle diese Gitarren nicht in die Vitrine oder hänge sie an die Wand. Ich spiele sie! Ich liebe meinen Job. (lacht)
Wie groß ist deine Sammlung?
So rund 200 Gitarren, denke ich.
Bei Norman habt ihr auch auf alten Gibson Jumbos coole Blues-Licks gespielt. Warum ist auf eurem Album so wenig Blues zu hören?
Wart‘s ab! Das kommt alles noch! Die Songs des Albums sind förmlich aus uns herausgeschossen, die mussten erst mal raus. Deswegen ist ‚Radio Free America‘ auch ein Mix aus unterschiedlichsten Genres. Und wie ich schon sagte, haben wir bereits 15 weitere Songs, die darauf warten, veröffentlich zu werden. Und wenn Ori und ich uns mit akustischen Gitarren hinsetzen, haben wir innerhalb einer Woche die nächste Scheibe fertig!
Da wir gerade über Acoustics sprechen: Du hast unlängst eine neue Zusammenarbeit mit Ovation verkündet und deine neue Richie Sambora Signature Elite Double Neck vorgestellt.
Ovation und ich sind seit vielen, vielen Jahren Partner. Daraus hat sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Natürlich habe ich auch Taylors und Rockbridge gespielt, die machen tolle Gitarren. Aber Ovation war die Company meiner Jugendtage. Das prägt natürlich. Denk nur an Glen Campbell oder Al Di Meola! Einer der größten Jazz-Gitarristen aller Zeiten! Heute bauen Ovation wieder großartige Akustik-Gitarren. Sie lassen sich einfach bespielen, ihr Pickup-System ist fantastisch und sie klingen toll. Meine neue Signature ist genauso gut wie meine alte. Aber die hängt ja inzwischen in der Rock and Roll Hall of Fame. Ich bin überglücklich, dass Ovation mein Signature-Modell neu aufgelegt hat. Es ist ein qualitativ hochwertiges Instrument, das die Leute lieben werden. I’m glad to be back in the business!
‚Walk With Me‘ und ‚Forever All The Way‘ sind Akustikballaden. Schreibt ihr zu Hause auf Acoustics?
Um ehrlich zu sein, nur wenige Ideen sind auf der Akustischen entstanden. Glaub es oder nicht, diesmal hab ich sogar ein paar Songs am Klavier geschrieben. Ich habe mir einen Steinway-Flügel von 1927 geleistet. Und als ich mich das erste Mal ransetzte, purzelten gleich ein paar Ideen heraus. ‚Truth‘ und ‚Take Me‘ sind so entstanden.
Was für Amps habt ihr verwendet?
Ich habe meine alten Fender Tweeds gespielt. Ich sammle die Dinger. Ein paar alte Vox-Amps waren auch im Spiel. Ich habe unter anderem John Lennons alten Vox. Das Teil hat einen 8″-Speaker und ist einer meiner wichtigsten Amps. Natürlich hatten wir auch ein paar Marshalls und ein paar Boutique-Amps. Du musst verstehen: Bob Rock und Richie Sambora – das sind zwei der verrücktesten Gearheads aller Zeiten, und das in einer Produktion! Da kam schon einiges an Equipment zusammen. Und wenn du glaubst, ich sei durchgeknallt, solltest du mal Bobs Sammlung sehen. Er besitzt zweimal so viel Krempel wie ich!
Er schleppte zu jeder Session irgend ein seltenes Instrument oder irgendeinen Amp an. Und Effekte! Oh Mann! Wir haben wirklich verdammt viel probiert.
Dabei hast du schon viel in den Händen gehabt. Du warst mal im legendären „Vault Room“ der Hall Of Fame in Cleveland. Du durftest dort Jimi Hendrix‘ Flying V spielen und Bob Dylans berühmte Martin D-18 …
Ja, eine coole Geschichte! Ich war damals etwas zu früh für unsere Show im Cleveland-Stadion, ging also rüber zum Hall-Of-Fame-Museum und klopfte an der Hintertür. Die Leute erkannten mich und luden mich ein, ihre Gitarrensammlung anzuschauen. Schließlich hängt ja meine Ovation Double Neck auch dort. So durfte ich Hendrix‘ 1967er-Flying-V spielen, seine Stella 12-String und auch Dylans D-18. Absolut cool!
Du warst gerade wieder dort und hast mit Bon Jovi bei der Aufnahme in die Hall Of Fame ‚Livin On A Prayer‘ gespielt – das erste Treffen fünf Jahre nach deinem nicht gerade rühmlichen Abgang. Du hast danach im Interview mit dem Rolling Stone gesagt, es gebe „noch immer eine Menge Liebe“ zwischen euch. Reicht die für eine Reunion?
Sag niemals nie! Natürlich kann ich nicht in die Zukunft sehen, aber momentan ist nichts geplant. Dazu kommt, dass Ori und ich uns voll auf unser Projekt konzentrieren. Mein Herz gehört RSO. Ich glaube an Ori und mich. Auch an unsere gemeinsame Zukunft. Wir haben uns den Arsch abgeschuftet, um zu stehen, wo wir heute sind. Und wir haben eine Menge zu bieten. Ihr werdet es hören.
Vielen Dank fürs Gespräch!
discografie
Sambora mit RSO
Rise EP (2017)
Radio Free America (2018)
Solo
Stranger In This Town (1991)
Undiscovered Soul (1997)
Aftermath Of The Lowdown (2012)
mit Bon Jovi Bon Jovi (1984)
7800 Degrees Fahrenheit (1985)
Slippery When Wet (1986)
New Jersey (1988)
Blaze Of Glory – Soundtrack (1990)
Keep The Faith (1992)
Crossroads – Best Of (1994)
These Days (1995)
Crush (2000)
Bounce (2002)
Have A Nice Day (2005)
Lost Highway (2007)
The Circle (2009)
What About Now (2013)
Ups, da haben Niki Kamila und die Redaktion den Schuss nicht gehört. Sambora & Orianthi sind schon seit Juli 2018 kein Paar mehr. Ihr Trennungs-Statement kann nachgelesen werden.
Ups, da haben Niki Kamila und die Redaktion den Schuss nicht gehört. Sambora & Orianthi sind schon seit Juli 2018 kein Paar mehr. Ihr Trennungs-Statement kann nachgelesen werden.
Der Artikel ist in der Ausgabe 8 erschienen, zum Zeitpunkt des Interviews waren die beiden noch zusammen 😉
Richie hat auf Blaze Of Glory nicht gespielt.
Das war ein Jon Bon Jovi-Soloalbum.