Congratulations!

Test: Washburn RSD-135 Anniversary USA

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Washburn RD-135
(Bild: Dieter Stork)

Washburn feiert 135-jähriges Jubiläum. Die Zahl klingt zwar ziemlich krumm, aber beeindruckend ist sie allemal – und wenn eine schöne Gitarre dabei rausspringt …

Die Firma, die George Washburn 1883 in Chicago gründete, kann wirklich auf eine beeindruckende Historie zurückblicken. Sie tut dies mit der hier vorliegenden Jubiläums-Dreadnought, die auf dem 1937er-Modell 5244 basiert und auf 135 Exemplare weltweit limitiert ist. Nettes Detail: Die Seriennummern der RSD-135 starten bei 1883 und enden bei der Zahl 2018. Ein entsprechendes Zertifikat liegt im Koffer bei, wir haben hier Nr. 1950 auf dem Tisch. Die Gitarre kommt aus dem USA Custom Shop, der Ladenpreis liegt bei etwa € 3200 – ich gehe mit gewissen Erwartungen an den Test.

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sechsgang-getriebe

Wir haben es mit einer Roundshoulder-Dreadnought-Gitarre zu tun, die, wie schon erwähnt, auf der Washburn 5244 bzw. 5246 basiert, die hier (alten Bildern nach zu urteilen) sehr detailgenau zitiert wird. Der Korpus besteht aus einer massiven Sitka-Fichtendecke und Zargen sowie Boden aus massivem Mahagoni. Die Korpuskanten wie auch das Griffbrett sind mit einem Ahorn-Binding eingefasst.

Die gesamte Gitarre ist mit einem dünnen Matt-Finish versiegelt. Ein klarer Verweis auf das eigene 30er-Jahre-Design sind auch das nur um einen Hauch verkleinerte Tortoise-Schlagbrett und der „Smile“-Steg, der etwas ausladender ist als der des Originals. Zusammen mit der Schalllochumrandung im Fischgräten-Stil ergibt sich ein äußerst gelungenes, symphatisches Korpus-Design.

Der einteilige Hals aus Mahagoni kommt mit einem Profil, das der Hersteller „modern C“ nennt. Das trifft auf die höheren Lagen zu, bis zum 5. Bund würde ich eher von einem schlanken, sanften D-Profil sprechen. Das eingefasste Ebenholzgriffbrett ist extrem sauber, akkurat und spielkomfortabel mit 20 fein polierten Bünden bestückt. Vier Dot-Inlays und kleine Punkte in der Griffbrettkante geben Orientierung. Mit knapp 45 mm am Sattel bietet der Hals eine gediegene Breite, die Mensur liegt bei 650 mm.

Die Kopfplatte, vom Hersteller „Crown“- Headstock genannt, präsentiert sich mit schwarzem Aufleimer und eingelegtem Firmenlogo … und hat noch einen richtigen Leckerbissen zu bieten: Die Stimmmechaniken von GraphTech mit der Bezeichnung „Ratio“. Auf den ersten Blick sind die offenen Mechaniken mit Butterbean-Stimmwirbeln ganz old-school, doch Moment mal – etwas ist anders.

Jede Mechanik arbeitet mit einem eigenen Ratio, von 39:1 bei der tiefen E-Saite bis zu 12:1 bei der hohen E-Saite – siehe Bild rechts – (die genaue Abstufung: 39/24/20/35/20/12:1). Das hat zur Folge, dass bei jeder Saite eine halbe Umdrehung am Stimmwirbel einen Halbton Veränderung zur Folge hat. (Und eine ganze Drehung einen Ganzton). Das ist genial, und bei normalen Tunern bei Weitem nicht der Fall. Da kann man sich bestimmt schnell dran gewöhnen, und will das nicht mehr missen.

Washburn RD-135
(Bild: Dieter Stork)

guter grip

Die RSD-135 (Revival Solo Dreadnought) möchte man in die Hand nehmen – ein wichtiger Faktor, wie ich finde – und sie verbreitet dann auch sofort die Spielfreude, die man sich erhofft hat. Die linke Spielhand hat gut Platz auf dem Griffbrett, die Werkseinstellung mit einem perfekt gefeilten Sattel und idealer Saitenlage (gut, das ist ein Stück weit Geschmackssache) lädt zu Strumming und Fingerstyle gleichermaßen ein.

Was den Klang angeht, bekommen wir das Beste von dem, was Bauform und Hölzer versprechen: Voluminös, trocken und holzig die Bässe, durchsetzungsstark und knurrig die Mitten, silbrig und ohne Quengelfaktor die Höhen. All das kombiniert mit dem Attack und der Dynamik einer Fichtendecke und der Charaktertiefe des Mahagonis ergibt einen Sound, der eigentlich keine Wünsche offen lässt und auch professionellen Ansprüchen locker gerecht wird.

resümee

Eine Gitarre, die man ungerne wieder hergibt. Optik, Bespielbarkeit und Klang verschmelzen zu einer bärenstarken Einheit mit sehr viel Charme und Charakter. 135 Jahre Erfahrung sind ja auch kein Klacks – sie stecken in dieser Anniversary-Washburn.

Washburn RD-135

Washburn RD-135

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