Wenn man davon ausgeht, dass nur ein gewisser Teil der Akustik-Gitarristen Ovations mag, und von denen nur wenige eine 12- String suchen und auf so ein modernes Finish stehen …
… dann kann man wohl getrost von einem Nischenprodukt reden. Und das ist absolut als gute Nachricht zu verstehen! „Normale“ Gitarren gibt es wahrlich schon genug. Und Ovations Verdienste und Qualitäten auf dem Feld der E-Acoustic sind ja sowieso nicht wegzudiskutieren. Auf was sonst hätten Glen Campbell, die Eagles oder auch die Black Fööss ihre frühen Hits spielen sollen, in einer Zeit, als eine Pickup-bestückte Steelstring noch ein Novum war.
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glas ballons?
Es gibt drei Korpustiefen in der Elite Serie: Super Shallow, Mid und Deep Contour. Letztere Form hat auch unser Testmodell, es bringt also das maximale Volumen mit. Beim Korpus gibt es interessante Neuigkeiten: Dem allseits bekannten Composite-Material wurden mikroskopisch kleine Glas-Ballons untergemischt – Gewichtsersparnis 30%! Die Decke – würde man bei dieser gänzlich mattschwarzen Rock-Acoustic mit Multi Soundholes gar nicht meinen – ist aus massiver Fichte und mit einem Scalloped Bracing verstärkt.
Der ausladende Walnusssteg bietet eine Saitenfixierung ohne Pins – die Saiten werden durchgefädelt und laufen dann über die Stegeinlage, die für jedes Saitenpärchen einzelne Piezo-Pickup-Elemente aufweist.
Der kräftige Hals aus hellem Ahorn zeigt ein sanftes V-Shaping, wirkt extrem stabil und ist mit einem Wengegriffbrett belegt. Dieses verjüngt sich in den hohen Lagen, sodass man 17 Voll- und 5 Teil-Bünde zur Verfügung hat. Die Saiten schwingen über eine Mensur von 643 mm und gelangen dann zur ganz Ovationtypischen Kopfplatte. Die ist mit einer Volute unterhalb des Sattels verstärkt und mit 12 hauseigenen geschlossenen schwarzen Mechaniken bestückt.
performance!
Die 2058 ist – wie jede Ovation – in allererster Linie ein Bühneninstrument. Da muss der Spielkomfort stimmen. Sitzend auf dem Schoß gespielt gibt’s da 100 Punkte, stehend am Gurt finde ich die Sache doch etwas gewöhnungsbedürftig. Positiv allemal, dass die 12-String mit ihrer unvermeidlich schweren Kopfplatte nur gering kopflastig ist.
Der Hard Rock Maple Neck liegt satt in der Hand. Die Verteilung der Saiten übers Griffbrett ist gut gelungen – man braucht ja ein Gefühl für sechs Pärchen und nicht für 12 einzelne Saiten. Die perfekt eingesetzten Bünde und die gute Saitenlage erzeugen einen tollen Spielkomfort, das Cutaway erhöht diesen in den oberen Lagen.
Der Klang dieser Elite-12-String ist vollmundig rund und stimmig, wenn auch nicht ganz so laut wie bei einer Gitarre mit großem Schallloch. Aber da sind wir wieder beim Thema Bühne und der Kernkompetenz von Ovation: Einstöpseln – was geht über Anlage? So einiges! Ich habe noch gar keinen Regler angefasst, der Sound ist einfach da. Satt, frisch, natürlich, kraftvoll, ausgewogen – aber durchaus auch mit dieser gewissen seidigen Ovation-Note. Einfach klasse, da gibt’s nichts zu meckern. Der 3-Wege-EQ sorgt für die Feinabstimmung – mehr braucht’s nicht. Was mir noch auffällt: Der Tuner schaltet nicht stumm; wer das Publikum nicht am Stimmen teilhaben lassen will, dreht einfach schnell den griffigen großen Volume-Regler runter.
resümee
Die anfängliche Einstufung zum Nischen-Instrument wirkt jetzt fast ungerecht – eine tolle Live-on-stage-12-String!