Hast du Fragen zum Thema „alte und/oder merkwürdige Gitarren“? Wir beantworten sie in dieser Rubrik. Monat für Monat. Diesmal geht es um eine Fender Thinline Strat und eine Harmony-Singlecut-Gitarre.
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? Euer Bericht zur Eric Johnson Thinline Strat (05/2018) ist interessant und gut geschrieben. Er enthält lediglich eine Ungenauigkeit: Es ist nicht die erste Thinline Strat von Fender. Meine Fender Thinline Strat ist von 1997 – ich habe sie 1998 gekauft.
Christian (G&B-Leser)
! Du hast natürlich völlig recht, streng genommen gab es bereits eine Stratocaster von Fender mit Thinline-Body. Und zwar nicht nur eine, sondern sogar mehrere. Deine Thinline Strat aus dem Custom Shop ist nicht die einzige, immer mal wieder gab es aus der Boutique-Abteilung von Fender ähnliche Modelle, zuletzt z. B. 2017 eine mit Koa-Decke. Ebenso gab es 2014 eine Thinline Strat als Limited Edition aus Japan.
Laut Fender handelt es sich bei der Eric Johnson Signature allerdings um die erste serienmäßig in den USA produzierte Thinline Stratocaster; zudem hatten die früheren Modelle laut Fender ein separat aufgeleimtes Top, während die Eric Johnson erstmalig aus zwei Stücken, aber ohne separate Decke, zusammengefügt wurde. Fender sagt zudem, es sei die erste Thinline Strat mit Contour-Body, was ich allerdings nicht verifizieren kann, weil ich da Sonderanfertigungen aus dem Custom Shop nicht ausschließen würde. Allerdings hatte das japanische Modell tatsächlich einen komplett flachen Korpus mit untypischem Binding, sogar am Hals.
? Mir hat jemand eine Harmony-Gitarre angeboten. Ich weiß nur, dass diese Gitarren in Amerika gebaut wurden und billige Kaufhaus-Gitarren waren. Die hier erweckt jedoch einen guten Eindruck: schönes Holz und eine gute Bespielbarkeit. Weißt du mehr über diese Gitarre? Hölzer, Baujahr, Model, und vielleicht auch einen realistischen Preis?
Volker (G&B-Leser)
! Bei deiner Harmony-Gitarre handelt es sich vermutlich um das Modell H-90 aus den 1970er-Jahren. Diese Modelle stammen quasi aus der Endzeit der ursprünglichen Firma Harmony, die 1975 schließen musste. Damals ließ Harmony wegen der Konkurrenz aus Asien bereits nicht mehr in den USA produzieren, sondern in Japan, Taiwan und Südkorea. Auch dein Modell wurde nicht mehr in den USA gebaut, sondern von Samick in Südkorea. Das schließe ich aus einigen Details wie der Form der Trussrod-Abdeckung, der Halsplatte sowie der Brücke.
Bei diesen frühen koreanischen Les-Paul-Kopien schwankt die Fertigungsqualität erheblich – zum Glück dürfte bei deiner der Body aus massivem Holz (vermutlich Esche oder Erle) sein, und nicht aus Sperrholz. Der Hals müsste aus Ahorn sein und das Griffbrett aus Palisander. Die Schwachstelle dieser alten koreanischen Les-Paul-Kopien ist die Hardware – die Brücke und das Tailpiece waren nur aus billig chromiertem Zink, sind oft bereits durchgebogen und wackelig. Man kann sie aber leicht austauschen, die Maße stimmen relativ exakt mit denen moderner asiatischer Stoptail/TOM-Bridges überein.
Die Mechaniken sollte man für einen zuverlässigen Live-Betrieb auch wechseln, welche mit 8mm-Achsen reichen und man muss dafür nicht aufbohren. Es würde mich übrigens nicht wundern, wenn deine Harmony DiMarzio-Pickups hätte, denn eine Menge dieser frühen Samick-Les-Pauls wurden damit ausgerüstet – unter anderem auch die als „Hondo II“ erhältlichen Modelle.
Angeblich wurde diese Gitarre damals für zwischen 400 und 500 Dollar verkauft, was zu dieser Zeit gar nicht so wahnsinnig billig war. Den heutigen Wert würde ich bei etwa € 350-400 ansetzen, sofern es sich bei den Pickups um die Original-Bestückung handelt.