Sechs Fragen an: Stefan Kühn (Sound-Service, Tech-21-Vertrieb)
von Matthias Mineur,
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Stefan Kühn ist Produktmanager bei der Sound Service GmbH in Rangsdorf bei Berlin und vertreibt die Produktpalette von Tech 21. Er war maßgeblich an der Realisierung des PL-1 beteiligt und gab uns nach dem Interview mit Paul Landers noch ein paar weitere interessante Einblicke in den Entwicklungsprozess.
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interview
Stefan, von wem stammt eigentlich die Grundidee für die Zusammenarbeit zwischen Paul Landers und Tech 21?
Letztlich war es meine Idee, Paul für dieses Signature-Gerät zu gewinnen. Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Rammstein eng zusammen, habe damals unter anderem auch den Endorsement-Deal zwischen Richard Kruspe und ESP eingefädelt und von daher ein enges Vertrauensverhältnis zur Band. Als Paul Interesse signalisierte, habe ich bei Tech 21 angefragt.
Sicherlich zur Freude deines Chefs bei Sound Service, denn ihr werdet das PL-1 ja – hoffentlich gewinnbringend – vertreiben.
Richtig. Wir decken mit Deutschland, den Benelux-Ländern, Österreich, den Ost-EU-Ländern und Norwegen ein großes Vertriebsgebiet ab. Natürlich profitieren auch wir von einem interessanten neuen Produkt, das wir gut verkaufen können.
Wie kalkuliert man ein solches Gerät preislich? Oder gab es vorher keine vage Kalkulation?
Doch, die gab es. Zunächst war aber die oberste Prämisse, Pauls Anforderungen zu erfüllen. Damit hatten wir einen groben Rahmen, was alles in dem Gerät drinstecken soll und in welchen Preisregionen sich das PL-1 damit bewegen wird.
Wo stecken im PL-1 die größten Kostenfaktoren?
Wenn Paul konkrete Klangvorstellungen oder Änderungswünsche hatte, bedeutete das für Andrew Barta von Tech 21 natürlich jedes Mal ein bis zwei Wochen Arbeit, da er den gesamten Schaltkreis von Grund auf neu aufdröseln musste. Denn wenn man an einer Signalkette vorne etwas ändert, zieht sich das durch die gesamte Schaltkette. Das muss in die Kalkulation zwar mit reingerechnet werden, allerdings: Wenn Andrew Barta seine gesamte Arbeitszeit hineinrechnen würde, wäre das Teil unbezahlbar. Der Großteil der Kosten kommt durch die Hardware, den Sansamp, den Schaltkreis an sich, das digitale Delay, das Metallgehäuse und nicht zuletzt durch die Fertigung in den USA zustande.
War es schwierig, die Zustimmung des Rammstein-Managements für dieses Projekt zu bekommen?
Das Management war erst ganz am Ende involviert, nachdem alle technischen Fragen des Geräts geklärt und alle Beteiligten mit dem PL-1 zufrieden waren. Anschließend wurden die rechtlichen Dinge geregelt.
Zumal auch das Rammstein-Logo auf dem PL-1 zu finden ist.
Richtig, das musste natürlich vertraglich geregelt werden, was die größte Schwierigkeit des gesamten Projektes war. Paul und ich fühlten uns beim Entwickeln des PL-1 wie kleine Jungs in einer Matchbox-Autofabrik, wir hatten zwei Jahre lang wie die Nerds an Knöpfen gedreht und uns über die Resultate gefreut. Das ist natürlich etwas völlig anderes, als anschließend die Rechte der Marke Rammstein zu regeln. Solche Prozesse sind nachvollziehbarerweise langwierig und man wünscht sich, dass es etwas fluffiger gehen könnte, aber es ist ja nun einmal der Job des Managements, diese Marke zu schützen.
Das heißt: Tech 21 bezahlen an Rammstein Geld, damit ihr Logo auf dem PL-1 platziert werden darf?
Nein, um Geld ging es nicht, es musste nur geregelt werden, wofür und in welchem Rahmen das Logo genutzt wird. Natürlich bekommen Namensgeber von Signature-Modellen immer auch einen kleinen Prozentsatz, weil ja ihr Know-how drinsteckt. Aber das Logo wird nicht bezahlt. Allerdings musste natürlich die gesamte Band bei einem Meeting der Grafik des PL-1 mit dem Rammstein-Logo zustimmen.