Guild haucht einem weiteren seiner Original-Designs der 60er-Jahre neues Leben ein. Dem in der Newark St. Collection neu aufgelegten Modell beließ man seine charakteristische Korpusform, auch wird die Jetstar noch komplett aus Mahagoni mit eingeleimtem Hals gebaut. Allerdings bekam das aktuelle Modell eine verlängerte Mensur für verbesserte moderne Anwendungen.
Abgesehen vom 60er-Jahre-Retro-Vibe haben wir es bei der vorliegenden Modellversion also durchaus mit einer an moderne Bedürfnisse angepassten Gitarre zu tun und die ist neben dem Seafoam Green des Testinstruments auch noch in den schlichten Farben Black und White zu haben.
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überkommene form – aktuelle ausstattung
Der flache Mahagonikorpus der Jetstar (3,8 cm Plattenstärke) erhielt an Decke wie Boden Korpuskonturen für optimalen Spielkomfort, welche sich in etwa am Vorbild orientieren. Der in Höhe des 18. Bundes in den Korpus eingeleimte „C-Shape Neck“ aus Mahagoni besitzt ein Griffbrett mit 10″ Radius aus Pau Ferro, einem Material, das viele Hersteller heute als Ersatz für das inkriminierte Palisanderholz einsetzen, um Import/Export-Probleme mit Umwelt- und Zoll-Behörden zu vermeiden (zum Ärger der Plantagenbetreiber natürlich, die ostindischen Palisander doch längst nachhaltig anbauen).
22 mittelstarke Bünde erweisen sich als gut und kantenglatt verarbeitet; Pearl Dots markieren die Lagen. Der über eine verstärkende Volute abgewinkelte Kopf mit seiner auffälligen Nase und den 6-in-Reihe montierten Mechaniken (Guild Vintage Style) entspricht vom Zuschnitt her dem frühen Vintage-Modell. Zwischen dem Sattel aus Knochen und der Guild Tune-o-matic Bridge schwingen die Saiten mit 648 mm-Mensur, gehalten werden sie von einem Stoptail.
Die einfach gehaltene Elektrik rekrutiert sich aus zwei in schwarze Rähmchen montierte Guild LB-1 Pickups (Little Bucker, Alnico-5-Magnete), ausgelegt für die jeweiligen Positionen. Geschaltet werden die konventionell von einem vorn unten auf das dreischichtige Pickguard gesetzten Dreiwege-Toggle-Switch; verwaltet von generellen Volume- und Tone-Reglern – that’s it!
Das gut verarbeitete Instrument ist rundum deckend in hochglänzendem Seafoam Green mit Polyurethan-Lack versiegelt und wird in einem Gigbag geliefert.
gute handhabung – originelle sounds
Der Korpus der Jetstar ist zwar flacher, dafür aber etwas breiter ausgelegt, als das etwa bei einer Strat der Fall ist. Damit fühlt sich diese Gitarre durchaus groß an, bringt aber ein moderates Gewicht von etwa 3,3 kg auf die Waage. Das Instrument fügt sich bestens an seinen Spieler und richtet sich am Gurt ausgeglichen und dank der Korpuskonturen auch mit guter Griffbrettaufsicht aus. Das Halsprofil zeigt gesunde Maße und ist mit gut ausgebauten Schultern eine gelungene Mischung aus Fleisch und Griffigkeit. Die Saitenlage wurde komfortabel eingestellt und der Zugang zu den hohen Lagen könnte durch die weit geöffneten Cutaways kaum besser sein.
Klang: Der soliden Mahagonikonstruktion ist eine substanzreiche Tonentfaltung mit sattem, gleichmäßig über das gesamte Register zu erzielendem Sustain zu danken. Die Jetstar punktet akustisch mit kraftvollem, gut aufgelöstem Akkordklang, kann sich aber auch in Sachen Ansprache, Dynamik und Tonfestigkeit wirklich sehen lassen.
Am Verstärker übersetzen die Guild LB-1 Pickups die soliden Grundeigenschaften der Jetstar in ansprechende Klangbilder, die sich in ihren Positionen durchaus stark unterscheiden.
Der Hals-Pickup eröffnet den elektrischen Test mit einem unerwartet vollmundigen Klangverhalten. Für einen Mini-Humbucker kommt er in dieser Gitarre mit erstaunlich rundem, tief greifendem Bass an den Start, der von warmen Mitten und bestens angeglichenen Höhen dann noch stimmig ergänzt wird. Akkorde versteht der LB-1 transparent und konturstark umzusetzen, Melodielinien profitieren von der Tonsubstanz einerseits und vom griffig konturierten Anschlag andererseits. Einzeln gespielte Töne singen in Zerrpositionen gut und anhaltend, lassen es an Stringenz und Durchsetzungsvermögen aber auch kaum mangeln. Das verschafft uns alles in allem eine achtbare Präsenz im Ausdruck.
Wechseln wir auf den Steg-Pickup, so engt sich das Klangbild etwas ein. Er steht von seinem Output her auch etwas hinter dem Hals-Pickup zurück. Aber genau deshalb tönt er auf seine Art lobenswert originell und ausdrucksstark. Clean kommt er uns spritzig funky, unter Dampf genommen kann er dann ganz schön giftig werden. Knochige Bässe, glitzernde Höhen: mit seinem aggressiven Twang schneidet er durch jeden Mix. Sehr effektiv natürlich auch in der Umsetzung von Powerchords und kantigen Riffs. Er steht damit in starker Opposition zum Hals-Pickup, was aber absolut kein Schaden ist – dort geschmeidige Tonentfaltung, hier bissige Angriffslust.
Die Kombination beider Little Bucker ist mit lichtem Perlglanz und netter Hohlkehligkeit dann auch noch ein unerwartet starker Bonus für die klangfarbliche Beweglichkeit der Jetstar, wie auch die Arbeit mit den leicht laufenden Reglern noch mit einigen richtig guten Farbfacetten belohnt wird.
Zum Schluss noch: wegen des Cuts am Body hinten ist die Gitarre besser in einem Ständer mit Kopfeinhängung aufgehoben.
resümee
Guild zitiert erneut erfolgreich seine eigene Modellgeschichte und präsentiert mit der Jetstar ein praxisgerecht aktualisiertes Instrument, mithin eine gelungene Synthese aus Retro Look und modernen Klang- und Spieleigenschaften. Die gut verarbeitete Gitarre spielt sich mit kraftvoll gestaltetem Hals, 648-mm-Mensur und klaglos sauberer Bundierung erfreulich gut. Darüber hinaus gibt uns die elektrische Ausstattung mit den in dieser Gitarre fast schon konträr operierenden Guild LB-1 Little Buckern seriöse Sounds von bester Variabilität an die Hand, die in allen Schaltstellungen mit wirklich ernstzunehmenden Klangvarianten auftreten.
Für den verlangten Preis geht das angebotene Leistungspaket mehr als in Ordnung. Ob die Jetstar genau dein Ding sein könnte? Nimm sie nur mal in die Hand!