Jahrelang hatte Billy einen Kapo auf den dritten Bund geschraubt, jetzt war er das Leid und hat sich mit den Jungs von Reverend Guitars hingesetzt, um einfach mal ein Instrument mit kurzem Hals für sich zu entwerfen und hier ist sie: die Billy Corgan Terz Guitar!
Das Billy-Corgan-Terz-Modell kommt aus koreanischer Produktion – das finale Setup wird aber immer noch von Reverend Guitars in Toledo, Ohio erledigt.
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Kurzer Hals – volle Ausbeute
Mit der Terz liegt also ein etwas abgespecktes und um etwa 10 cm Halslänge verkürztes Corgan-Modell vor. Der mit demKorpus seines bereits bekannten Signature- Modells identische Chambered- Korina-Body verfügt über gut gesetzte Komfortkonturen und strategisch gesetzte Kammerfräsungen unter dem Pickguard. Die sind aber nicht groß genug, um von einer semiakustischen Konstruktion zu sprechen. Korina (aka White Limba) ist ein mittelleichtes Hartholz, das für seine Festigkeit und tonalen Qualitäten hoch geschätzt wird. Reverend beschreibt es als Schlüsselfaktor in seiner Produktion, da es für die lebhafte und obertonreiche Ansprache seiner Instrumente sorgt.
Der mit vier Schrauben (anstelle von sechs beim Standard Corgan Modell) im leicht abgewinkelt gestalteten Korpushalsfuß verankerte einteilige Hals aus Roasted Maple – das durch Hitzebehandlung leichter und stabiler gemachte Ahorn ist neuer Standard bei Reverend – wurde mit einem Griffbrett (12″-Radius) aus selbigem Material kombiniert, in das 22 ansprechend verarbeitete Medium Jumbo Bünde und schwarze Dots zur Lagenkennung gesetzt wurden. Die Fenderstyle Kopfplatte ist demgemäß parallel nach hinten versetzt und mit 6-in-Reihe montierten, die Saiten arretierenden Pin- Lock-Tuners ausgestattet.
Auffällig ist der neue Triple-Tree, ein String-Tree, der neben den üblichen B- und E-Saiten auch noch die G-Saite niederhält, um deren lästiges Mitschwingen hinter dem Sattel zu verhindern. Zack Green, Reverends Mann in Ohio für das Setup und die finale Inspektion, zeichnet jedes Instrument per Hand mit seinen Initialen auf der Rückseite des Kopfes ab. Die Saiten werden dann noch über einen Sattel aus „Boneite“ (synthetischer Knochen) mit einer Mensurlänge von 54,6 cm hinüber zur Bridge im Strings-thru-body-Design mit Stainless Steel Saddles geführt.
An Elektrik finden wir den von Firmengründer Joe Naylor höchstselbst entworfenen Railhammer Pickup mit einem Mix aus Steel-Rail und vergrößerten Polepieces in Stegposition montiert. Ein Pickup – drei Knöpfe (classic low profile knobs): Neben der Volume-Control mit Treble-Bleed-Circuit und einem Tone- Regler finden wir noch den passiven Bass- Contour-Regler, der auf das Low-End zugreift und damit für ein Revoicing des Pickups sorgen soll – schauen wir mal! Im großzügig geschnittenen E-Fach finden wir saubere verkabelte Arbeit vor (500 kOhm Alpha Pots). Reverend betont den Einsatz von ausgewählt hochwertigen Komponenten. Das Instrument ist mit einer robusten Satin-Pearl-White- Lackierung versiegelt (alternativ auch in Satin Deep Sea Blue Burst zu haben) und rundum sauber verarbeitet.
Gute Handhabung – alternative Klangtextur
Hm, 3,2 kg bringt der kleine Vogel trotz seiner Hohlkammern dann doch immer noch auf die Waage. Fühlt sich angesichts der geschrumpften Größe relativ schwer an, ist aber natürlich komfortabel zu tragen, wie sich auch die Handhabung grundsätzlich auf eine perfekte Einrichtung mit niedriger Saitenlage stützen kann. Allerdings rutschen die 22 Bünde der verkürzten Mensur wegen deutlich mehr zusammen, was sich im Verhältnis zum gewohnten Standard etwas eingeengt anfühlt – klar: darüber können Mandolinen- und Uke-Spieler nur lachen. Dennoch ist das nix für Wurstfinger, die filigrane Hand kommt besser zurecht.
Ansonsten ist dieser Hals bei voller Sattelbreite von 42,6 mm toll geformt und fühlt sich mit seiner satinierten Oberfläche schlicht optimal an. Die kurze Mensur beeinflusst natürlich auch das Grundklangverhalten der Gitarre. So stramm das Greifgefühl der mit einem .10er-Saitensatz bespannten Terz ist, so straff und fest ist auch die Tonentfaltung. Der Respons auf den Anschlag kommt spontan, die Saitentrennung im Akkord ist von mustergültiger Transparenz gekennzeichnet und das Sustain erscheint lang und ausgeglichen – das alles kann man wirklich seriös nennen!
Am Amp zeigt die Corgan Terz in ihrem etwas hochgerutschten Tonambiente dann elektrische Stärken. Der einzelne Railhammer Pickup liefert kraftvollen Output, artikuliert aber ausgesprochen klar und definiert. Stramm im Bass, gut gerundet im Mittenbereich und offen und frei in den Höhen sorgt er schon in klaren Einstellungen und bei voll geöffneten Potis für ein wunderbar ausgeglichenes und differenziertes Akkordbild von plastischer Zeichnung. Auch geschmeidig rollende Linien kommen mit Substanz und guter Farbe zu Gehör.
Besonders freut sich dieser Schienenhammer aber über Gain-Settings am Amp. Powerchords tönen dann trocken, druckvoll und quasi mit dem Anschlag ist der Ton auch schon in Stellung. Neben dem knackig und präzise umgesetzten Anschlagsverhalten ist auch die offensive Höhendarstellung zu loben. Mit schönem Aufriss steigt die Note auf, Linien sind von markanter Perkussion gekennzeichnet. Der Ton prunkt zudem mit bemerkenswerter innerer Festigkeit und gehalten streckt er sich atemreich ins lange Sustain aus.
Der Treble Bleed Circuit hält dann auch noch, was versprochen wurde. Die Arbeit mit dem zurückgerollten Volume-Regler lässt schöne Abstufungen zu, ohne dass die Höhen verloren gehen. Einflussnahmen über den Tone-Regler und den Bässe- und Tiefmitten-filternden Bass- Contour-Regler bringen dazu noch Sounds mit schöner Abrundung einerseits und kalibrierbarer Hohlkehle andererseits hervor. Ein Pickup nur, denkt man erst. Aber mit diesen Reglern hat man dann doch tatsächlich eine Menge an Einflussmöglichkeiten an der Hand, um seinen Sound zu gestalten.
Resümee
Schon speziell, diese Billy Corgan Terz, aber nicht zu unterschätzen. Obwohl von und für Billy erdacht, könnte sie doch in mancherlei Band-Kontext eine erfrischende Rolle spielen. Mit ihrer kurzen Mensur besetzt sie ihre Position als klangliches Gegenstück zur Baritongitarre und demgemäß lässt sie über ihren starken Railhammer-Pickup natürlich etwas andere, hellere Sounds aufleuchten, die sich aber als absolut ausdrucksstark und gleichberechtigt erweisen, wenn man sie nur lässt. Ob der verkürzte Hals mit den enger gesetzten Bünden deine Sache ist, das musst du natürlich selbst erkunden, aber vom Profil und der sauber und sorgfältig verarbeiteten Bundierung her kann dieser Roasted-Maple-Neck durchaus als vorbildlich gelten. Trotzdem bleibt die Corgan Terz selbstredend eine Nischengitarre – aber eine, die in ihrem Bereich keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Motto: klein aber oho – ausprobieren!