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Solo Basics: All The Things You Are – Teil 2

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In der letzten Folge haben wir die ersten 16 Takte des Jazz-Standards ‚All The Things You Are‘ unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass die beiden je achttaktigen Songteile A1 und A2 aus der identischen Akkordfolge bestehen, allerdings zunächst in Ab-Dur, und dann nach Eb-Dur transponiert.

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Die Form des Stücks geht aber weiter mit dem von mir so genannten B-Teil:

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Wir sehen, dass wir es hier mit Ausnahme des letzten Takts mit zwei der uns schon bekannten II-V-I-Verbindungen zu tun haben, allerdings jetzt in den Tonarten G-Dur und E-Dur. Weiter geht es dann mit dem von mir so genannten C-Teil:

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Die ersten fünf Takte kennen wir schon, sie entsprechen denen des Songteils A1. Im sechsten Takt begegnen wir der sogenannten ‚Moll-Subdominante‘. Aus der Subdominante Db∆7 wird durch den Austausch der Töne F durch Fb (Durterz/Mollterz) und C durch Cb (∆7/b7) ein Mollseptakkord auf der vierten Stufe. ‚Moll-Subdominante‘ hört sich an wie ein furchteinflößender Begriff aus der Harmonielehre, ist in Wirklichkeit ein sehr gebräuchlicher Akkord, der auch in vielen deutschen Schlagern vorkommt. Im siebten Takt ist Cm7 wieder ein leitereigener Vierklang auf der III. Stufe von Ab-Dur. Im achten Takt begegnen wir mit Bo7 einem nichtdominantischen verminderten Sept-Akkord. Auf diesen folgt dann wieder die uns schon bekannte II-V-I-Verbindung in Ab-Dur. Im Praxis-Teil liefern drei Beispiele Material aus der Jazz-Praxis:

Beispiel 1 zeigt einen Ausschnitt von Grant Greens Solo über ‚All The Things You Are‘ in einer Version von seinem berühmten Album ‚Standards‘ (Blue Note 1998, eingespielt am 29. August 1961) über den Bund C-Teil. In Grant Greens Version wird übrigens die Moll-Subdominante Dbm7 durch Gb13 ersetzt (Takt 30).

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Beispiel 2 liefert einen tieferen Einblick in die Lines des Meistergitarristen George Benson über die Songteile B und C.

Den Abschluss bildet mit Beispiel 3 ein Ausschnitt aus John Scofields Solo über ‚All The Things You Are‘. Dieser stammt aus einem sehr populären YouTube-Video, in dem außerdem John Abercrombie, Emily Remler und Mick Goodrick über den Standard improvisieren.

Eine ganze Menge an Material über den B- und C-Teil, das sich auch beliebig kombinieren lässt. Man kann also selbst ein Solo entwerfen, in dem man Lines der drei Gitarristen mischt. Dabei helfen die Taktzahlen: So könnte man z.B. Grant Greens B-Teil aus Beispiel 1 mit George Bensons B-Teil aus Beispiel 2 kombinieren. Erlaubt ist, was gut klingt. Wie wir gelernt haben, spielen II-V-I-Verbindungen in verschiedenen Tonarten eine extrem große Rolle in der Akkordfolge von ‚All The Things You Are‘. Einen überragenden Lerneffekt erzielt man, wenn man ein II-V-I-Lick (wie z.B. eines aus meinem Workshop „Solo Basics – Die II-V-I-Verbindung in Dur“, G&B 12/2023) überall in der Form spielt. Wie das geht, zeige ich in der nächsten Folge!


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)

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