Der polnische Hersteller G LAB punktet mit praktischen Schaltzentralen fürs Pedalboard, coolen Erweiterungs-Tools und originellen Effektpedalen. Der Guitar System Controller GSC-4 lädt mit einem großen Farbdisplay zum Programmieren ein. Außerdem beherrscht dieser Switcher/Looper die „4-Kabel-Methode“.
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Das GSC-4 basiert auf dem Modell GSC-3 (Test in Ausgabe 9/2009). Es löst dieses jedoch keineswegs ab; alle Modelle, einschließlich des Flaggschiffs GSC-5, existieren parallel und erfüllen unterschiedliche Ansprüche. Kompliziert zu programmieren sind auch die G-LAB-Boards ohne „Mäusekino“ nicht. Das GSC-4 mit seinem hintergrundbeleuchteten 4,3″-TFT-Farbdisplay weckt jedoch die Hoffnung auf gesteigerten Komfort.
Konstruktion
GSC-4:
Das Gehäuse besteht aus abgekantetem Stahlblech, über den robusten Fußtastern befinden sich vierfarbig hintergrundbeleuchtete, einstellige Anzeigen sowie das helle Display, welches sich unter eine dicke Folie duckt, vor Tritten und Feuchtigkeit geschützt. Doch welche Hauptfunktionen bietet das GSC- 4 eigentlich? In erster Linie geht es um das gezielte Schalten von in bis zu sechs FX-Loops eingeschleiften Effektpedalen, von Verstärkerkanälen und weiteren fernsteuerbaren Amp-Funktionen, wie Hall und Tremolo beispielsweise (ebenfalls bis zu sechs Möglichkeiten pro Preset) und von MIDI-Befehlen (Program Change und Control Change). Zusätzlich kann pro Speicherplatz ein High-Impedance-Buffer zugeschaltet werden; ohne diesen laufen alle Schaltfunktionen im Signalweg über True Bypass.
Damit ist auch von vornherein klar: Der Signalweg des GSC-4 bleibt stets auf der analogen Ebene, geschaltet wird über Relais. Die „Wah-Pad“-TSR-Klinkenbuchse ist ausschließlich Zubehör aus dem Hause G LAB vorbehalten. Zusätzliche Anschlüsse für Stimmgerät und Expression-Pedal sind vorhanden, außerdem findet sich auf der linken Seite zwei voneinander galvanisch getrennte Stromversorgungs-Sektionen, mit jeweils drei 9V-DCAnschlüssen für Effektpedale. Dann folgen MIDI-In und -Out und außerdem zwei USB-Anschlüsse, die momentan ausschließlich für Firmware-Updates bereit stehen, später aber auch für den Anschluss eines Computers gedacht sind. Denn bei G LAB wird momentan an einer neuen Firmware und einer Editor-/Librarian-Software für das GSC-4 gearbeitet.
Zum Lieferumfang gehört ein international einsetzbares 24V-DC-Netzteil, mit einem fast sechs Meter langen Zuleitungskabel, dessen Stecker per Überwurfmutter am GSC-4 gesichert wird. Alternativ lässt sich das Board auch über Phantom-Power über eine der MIDI-Buchsen mit Betriebsstrom versorgen, sofern das dazu verwendete MIDI-Kabel für diesen Zweck geeignet und nicht zu lang ist. Nützliches Zubehör wie Klebe-Pads und Pedalboard-Schrauben liegen bei (auch den Wah-Pads), entsprechende Bohrschablonen sind aufgedruckt, wo es Sinn macht. Die Bedienungsanleitung liegt momentan ausschließlich in einem recht holprigen Englisch vor. Dank anschaulicher Grafiken werden alle Funktionen des GSC-4 trotzdem verständlich erklärt, nur liest sich die Anleitung ziemlich spröde und statisch.
True Bypass Wah Pad TWBP:
Dieser Untersatz erweitert so gut wie jedes handelsübliche WahWah- oder Volume-Pedal um einen per Berührungs-Sensor gesteuerten Ein-/Aus-Schalter inklusive True-Bypass. Das G LAB Wah Pad lässt sich auch Stand-alone, also ohne GSC-4 einsetzen: WahWah oder Volume-Pedal draufstellen, mit den integrierten Kabeln verbinden, Gitarre, Amp und eventuell als Alternative zum bereits eingesetzten 9V-Block ein Netzgerät anschließen, fertig. Zum zusätzlichen Anschluss an die Wah-Pad-Steuerbuchse des GSC-4 wird allerdings noch ein Spezialkabel benötigt, das leider nicht zum Lieferumfang des Wah Pad gehört, sondern separat angeschafft werden muss.
Whammy Pad WP-2:
Was im ersten Moment wie eine Warmhalteplatte wirkt, hat ungefähr die Abmessungen eines DigiTech Whammy. Dieser ebenfalls mit einem Berührungs-Sensor ausgestattete G-LAB-Untersetzer wird direkt an der Wah-Pad-Steuerbuchse einer GSC-Einheit angeschlossen, erspart das Ein- und Ausschalten des Whammy-Pedals und kann ausschließlich in Verbindung mit einem der GSC-Modelle betrieben werden.
Praxis
GSC-4:
Oops, jetzt habe ich mich doch tatsächlich schon wieder beim Herumtippen auf dem Display in Tablet-PC-Manier ertappt! Programmiert wird das GSC-4 jedoch über die sieben Taster rechts daneben. Da der Zeichenvorrat ausschließlich aus Großbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen besteht, ist das auch recht flott erledigt. Praktisch: vor jedem neuen Programmiervorgang muss das Display erst „unlocked“ werden, um das versehentliche Verstellen von Parametern zu verhindern. Im globalen Menü lässt sich u. a. einstellen, welche Switcher als Schalter und welche als Momenttaster arbeiten sollen und ob man den Loop-Bereich splitten möchte, um die 4-Kabel-Methode nutzen zu können. Helligkeit und Kontrast des Displays lassen sich nicht verändern, was aber nicht weiter schlimm ist.
Das Display lässt sich auch in heller Umgebung gut ablesen, die Hintergrundbeleuchtung über den Fußtastern hätte jedoch gern heller ausfallen können. Anschließend gibt man der Bank sowie dem gerade angewählten Preset einen Namen und entscheidet im „B“-Feld, ob man den oben erwähnten Buffer-Preamp vorschalten möchte. Dann folgen je sechs Loop- und Switch-Auswahl-Felder und anschließend der MIDI-Bereich, in dem festgelegt wird, welche Funktionen beim Anwählen des jeweiligen Presets vom GSC-4 aktiviert werden sollen und welche nicht. Wendet man die 4-Kabel-Methode an, stehen statt sechs nur noch fünf Loops zur Verfügung, da für besagte Methode je ein weiterer Aus- und Eingang benötigt wird. Dafür müssen die Anschlüsse von Loop 3 herhalten.
High-Impedance-Buffer sowie Loop 1 und 2 können nun für die Effektpedale herangezogen werden, die vor dem Gitarrenverstärker angeordnet sind (Wah, Overdrive, Booster, etc.) und Loop 4 bis 6 für die Effektpedale, die in den FX-Weg des Amps eingeschleift werden sollen (Echo, Hall etc.). Da die Massen beider Bereiche voneinander getrennt sind, können hier keine Störgeräusche wie Brummen erzeugt werden. Auf diese Weise über das Display Presets zu erstellen, macht Laune und funktioniert prächtig. Beim anschließenden Anwählen der einzelnen Presets hört man leise die verschiedenen Relais klicken, die entsprechenden Effektpedale und das Wah- oder das Whammy-Pad werden nebengeräusch- und verzögerungsfrei in den Signalweg eingeschleift, Amp-Kanäle etc. geschaltet und ggf. MIDI-Signale gesendet. Der zuschaltbare Buffer-Amp kann sich als segensreich erweisen, besonders wenn in den Loops gleich mehrere Effektpedale mit True Bypass hintereinander eingeschleift sind und im Bypass-Modus die Signalqualität oder die Lautstärke gemindert wird.
Die 1000 Presets sind aufgeteilt in 100 Bänke à 10 Presets. Etwas vermisst habe ich spezielle Szene-Funktionen. Die integrierten 9V-DC-Stromausgänge für Effektpedale sind praktisch, zumal die Verbindungskabel dem GSC-4 beiliegen. Wer jedoch auch Effektpedale mit beispielsweise 12V, 18V oder Wechselstrom einsetzt, benötigt zusätzlich externe Netzteile.
True Bypass Wah Pad TWBP:
Dieses Tool schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: erstens braucht man sein Wah nicht mehr ein- bzw. auszuschalten und zweitens wird jedes Wah um einen True Bypass erweitert. Durch das zusätzliche Pad steht das Pedal allerdings nun um ca. 15 mm höher und nimmt auf dem Pedalboard auch etwas mehr Platz in Anspruch. Das Wah selbst bleibt stets eingeschaltet. Sobald man den Fuß darauf stellt, schaltet es das G LAB Wah Pad in den Signalweg. Hebt man den Fuß, verschwindet sofort der WahWah-Effekt. Eigentlich sind es sogar drei Fliegen, denn in Verbindung mit einer der GSC-Einheiten lässt sich das Wah Pad wie beschrieben schließlich auch mit in die Programmierung einbeziehen.
Whammy Pad WP-2:
Letzteres trifft auch auf das Whammy Pad zu, das inkl. Füßchen ca. 13 mm hoch ist. Den On/OffSchalter eines DigiTech Whammy belässt man stets in der On-Position. Und wie beim Wah Pad wird das Whammy sofort und nebengeräuschfrei in den Signalweg geschaltet, sobald man den Fuß auf die Pedalplatte des Whammy stellt.
Alternativen
Von G LAB kommen alternativ die Switcher/Looper GSC (ca. € 295), GSC-2 (ca. € 425), GSC-3 (ca. € 495) und GSC-5 (ca. € 1197) in Frage. Auf der diesjährigen Musikmesse stellte Boss das üppig ausgestattete ES-8 (ca. € 755) vor. Etliche Features bieten auch das Rocktron RockMate Loop 8 Floor (ca. € 459), das Carl Martin Octa-Switch (ca. € 449) sowie das Moen GEC9 (ca. € 299). Eine besonders preisgünstige Alternative stellt das JoYo PXL Live (ca. € 199) dar, das dem Harley Benton FXL 8 Pro (€ 179) zum Verwechseln ähnlich sieht. Alle aufgeführten Alternativen schalten FX-Loops, Amp-Kanäle und MIDI, jedoch wartet ausschließlich das G LAB GSC-4 mit einem Farb-Display auf.
Resümee
Dem GSC-4 merkt man – wie allen bislang getesteten G-LAB-Gerätschaften – deutlich an, dass seine Entwickler ebenfalls tourende Gitarristen/Bassisten sind oder zumindest waren und zudem Wünsche bzw. Anregungen von Musikern in die Tat umzusetzen wissen. Praktisch und robust eben. Mit dem GSC-4 lässt sich mit beliebigen Effektpedalen, MIDI-Geräten und Amp-Kanälen/Effekten ganz unkompliziert eine individuelle Schaltzentrale aufbauen, die über die Funktionen von Multieffektgeräten hinausgeht. Eben weil sich so viele externe Funktionen und spezielle Tools, wie die praktischen WahPads mit einbinden lassen. Das große Farb-Display stellt besonders bei der Programmierung eine große Erleichterung dar und hilft auch dabei, versehentliche „Fehlschaltungen“ schnell aufzuspüren.
Plus
reichhaltig ausgestattete Schaltzentrale
helles, großes Farb-Display
komfortable Programmierung und Bedienung
4-Kabel-Methode inklusive
viel Platz im Speicher
Wah Pad auch ohne GSC-4 nutzbar
zwei galvanisch getrennte Stromversorgungs-Sektionen
Minus
Steuerkabel für True Bypass Wah Pad TWBP nicht im Lieferumfang enthalten